Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
baldige Vollendung des Baues dem Pharao zu melden.
Für den Nachmittag hatte Ahmose einen Jagdausflug für seine Gäste organisiert. Hatik, der noch immer völlig durcheinander war, bat den Prinzen, im Haus bleiben zu dürfen. Die Bitte wurde ihm gewährt. Safi erbot sich, seinem jungen Freund in dieser Zeit Gesellschaft zu leisten. Nefertari gab nur zu gern ihre Zustimmung, wollte sie doch bald erfahren, was sich tatsächlich zugetragen hatte. Während die einen in Jagdlaune davon ritten, zogen sich die anderen in Hatiks Gemach zurück. Lange saßen sie schweigend nebeneinander, als Hatik plötzlich zu sprechen begann.
„Ich habe das Geheimnis meiner Herkunft ergründet. Es ist so…so…so ungeheuerlich, dass ich noch etwas brauchen werde, um es richtig zu begreifen.“ Er schaute Safi zweifelnd an.
„Sprich weiter, was ist dort im Tempel geschehen?“
„Erinnerst du dich an meine Vision? Ich habe genau diesen Raum gefunden, auch die Zeichen sind dort an der Wand, an genau der richtigen Stelle. Es war, als erlebte ich die Vision noch einmal. Dann habe ich meine rechte Hand auf eines der Zeichen gelegt und mit der anderen Hand mein Horusauge umklammert. Etwas riss mich fort. Es fühlte sich an, wie ein Sturz aus sehr großer Höhe. Mein Herz hämmerte wie verrückt. Doch statt eines Aufschlags, zog sich die Dunkelheit zurück und ich erlebte eine Art Flug. Ich schwebte zwischen den seltsamen Dingen, die an der Wand im Tempel dargestellt sind. Eines kam direkt auf mich zu. Ich konnte in das Innere blicken. Zwei Männer in seltsamen glänzenden Kleidern saßen darin. Sie zogen an Stäben und drückten auf runde Plättchen, die vor ihnen in dem Ding angebracht waren. Sofort kam am hinteren Ende ein Feuerstrahl heraus und das fliegende Ding war verschwunden. Dann kam es wieder. Einer der Männer lächelte mich an. Er rief mir zu: Bis bald mein Sohn und Mach deine Sache gut . Er sprach nicht unsere Sprache. Ich konnte ihn trotzdem verstehen. Auf einmal war ich in der Wüste. Ich trug selbst solch ein glänzendes Gewand. Es spiegelte in der Sonne, wie poliertes Silber. Gemeinsam mit anderen studierte ich einen Bauplan und berechnet Winkel für ein riesiges Bauwerk. Mit einer Hebevorrichtung setzten wir Block auf Block. Einer der Felsblöcke kam ins Rutschen. Er raste auf mich zu – dann war alles dunkel. Plötzlich hörte ich Ramses Stimme. Ich konnte mich nicht rühren. Erst als er mich rüttelte, verblassten die Bilder und ich war wieder zurück in der Kammer.“
Safi, der aufmerksam und ohne auch nur einmal die Erzählung zu unterbrechen, zugehört hatte, legte ihm wortlos die Hand auf die Schulter. Hatik schien es nicht einmal zu spüren. Er trank einen Schluck Wasser, dann fuhr er fort. Atemlos lauschte Safi. Was er zu hören bekam, war noch seltsamer, als er nach der Einleitung erwartet hatte.
„Es war noch vor der Zeit der Menschen, als wir das erste Mal hier waren. Vater nahm mich oft auf seine Reisen mit. Diesmal sollten wir ein Energiezentrum auf der Erde anzapfen und so kennzeichnen, dass es beim Landeanflug schon von weitem zu sehen war. Wir entschlossen uns, eine Pyramide zu errichten, die alle Daten des Planeten dreidimensional enthalten sollte. Wir waren ja beileibe nicht die Einzigen, die hier Rast hielten und Trinkwasser nachtankten. Es musste auch ein Bauwerk sein, das den riesigen Tieren, die damals hier lebten, standhalten sollte. Wir öffneten also die Quelle, legten die Fundamente und begannen mit dem Bau. Die viele Tonnen schweren Tiere dieses Planeten machten von selbst einen Bogen um die Quelle. Die ganz Aufdringlichen verjagten wir mit kleinen Energiestößen. So kamen wir sehr gut voran. Bis zu jenem Tag. Vater wurde dringend zurück beordert. Irgendwo war ein Caiphas-Splitter geortet worden, den er aus der Bahn bringen musste. Ich sollte inzwischen den Bau des Energiezentrums leiten. Vater verabschiedete sich und flog davon. Am selben Tag versagte der Lastenheber seine Dienste, ein Gelenk brach …“
„Von welchem Volk stammst du, da du ja offensichtlich kein Mensch bist?“
„Ich bin ein Tarronn aus der Caiphas-Galaxie.“
„Wo war deine Seele in all den Jahrtausenden, da sie ja erst jetzt wiedergeboren zu sein scheint?“
„Ich weiß es nicht. Vielleicht in einem Kristall, so etwas wurde bei uns früher praktiziert. Aber hier? Ich weiß es wirklich nicht.“
„Dann sitzt du also genau so fest, wie wir auch. Nur, dass wir wenigstens in die Gemeinschaft zurückkehren
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