Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
lassen, den du geliebt hast.
Safis telepathische Stimme verstummte. Die beiden anderen Hüter hatten ihr Gespräch beendet und schauten die Seherin erwartungsvoll an.
„Nun, ich glaube, ehe wir große Auswertungen beginnen, sollten wir auf Hatiks Unterhaltung mit Horus warten. Falls jener geneigt ist, überhaupt zu antworten, erhoffe ich mir doch interessante Details.“
Die drei Hüter stimmten ihr voll und ganz zu.
Als Neri wieder allein war, überdachte sie noch einmal die Unterhaltung mit Safi. Alle ihre Kinder hatten Ramses als Vater gehabt und doch war es nur Merit-Amun, die atlanisches Blut in sich trug. Am Anfang hatte sie das für ein Unding gehalten. Doch Zufälle gibt es nicht, das wusste die Seherin genau. Inzwischen hatte sie begriffen, dass immer, egal was sie tat, im Hintergrund jemand die Fäden zog. Dieser jemand trat nie offen in Erscheinung, seine Präsenz war für feinfühlige Personen aber nicht zu verdrängen. Sie beschloss, mit Hatik darüber zu sprechen. Er hatte wohl die handfesteren Erfahrungen, die sogar von anderen bezeugt werden konnten. Im Grunde genommen, fiel ihr immer nur Mi-Kel ein oder ein anderer der Verborgenen.
Um einigermaßen schlafen zu können, blieb Neri diesmal in ihrem magischen Raum. Sie zog einen Energieschild um ihr Lager und schloss die Augen. Trotz allem drehte sie sich die ganze Nacht unruhig hin und her.
Hatik hingegen hatte, nach seinem harten Training, wie ein Stein geruht. Er sprang am Morgen quietschvergnügt und voller Tatendrang aus dem Bett. Die Sonne blinzelte gerade mit den ersten Strahlen hinter dem Horizont hervor, als der junge Mann vor die Hütte trat. Wie ein Tier witterte er in alle Richtungen. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe er das selbst bemerkte. Dann zuckte er mit den Schultern. „Drakonat!“ Damit war die Sache abgetan. Gemütlich schlenderte er in Richtung Bergsee. Ein paar Runden in dem kühlen klaren Wasser konnten vor dem Frühstück nicht schaden. Seit seiner Verwandlung vor vier Wochen war er nicht mehr hier gewesen. Die Vorfreude beschleunigte seine Schritte. Am Ufer angekommen, verharrte er einige Augenblicke und betrachtete die spiegelglatte Oberfläche. In dem kristallklaren Wasser konnte er tief bis auf den Grund sehen. Es war keine Täuschung, Hatik konnte viel weiter in das Wasser hinein sehen, als früher. Ordentlich und griffbereit legte er seine Kleidung am Ufer ab, wobei ein dankbares Lächeln seine Lippen umspielte. Neferem hatte ihm in der ägyptischen Wüste beigebracht, dass es für eine Schlacht entscheidend sein konnte, alle Utensilien, zu jeder Zeit, immer in der richtigen Reihenfolge griffbereit zu haben. Hatik hatte sich, nicht nur als Kind, stets an die wirklich hilfreichen Ratschläge seines väterlichen Freundes gehalten. Noch einmal ließ er seinen Blick über den See schweifen, dann watete er langsam ins Wasser, um mit langen gleichmäßigen Zügen zum anderen Ufer zu schwimmen. Dort war der See ein paar Meter tiefer. Hatik holte Luft, dann begann er, zu tauchen. Zwischen dem Geröll auf dem Grund ruhten einige große Fische. Träge wichen sie dem ungewöhnlichen Besucher aus, der sich mit den Händen über den steinigen Untergrund zog. Irgendwann, ihm schien es eine Ewigkeit zu sein, wurde die Luft knapp und er strebte schnell zur Oberfläche. Die Sonne schickte bereits wärmende Strahlen, die Vögel zwitscherten, Bienen summten und auch das Getier im Wasser wurde langsam munter. Im Nu hatte Hatik einen Trainingspartner gefunden. Ein großer Hecht kreiste unter ihm, ihn neugierig beobachtend. Hatik folgte ihm. Pfeilschnell schossen beide durch das Wasser. Versteckte sich der Hecht, so lauerte Hatik mit allen seinen Sinnen, auf geringste Lebenszeichen des Tieres. Es dauerte nicht lange, bis er den Fisch in den Händen hielt. Vom nahen betrachtet, musste das wohl der Urvater aller Hechte hier im See sein. Sehr groß, sehr alt und fast würdevoll. Hatik gab dem unverletzten Tier die Freiheit wieder. „Viel Glück alter Knabe und lass dich nicht von den anderen erwischen, sonst landest du doch noch auf dem Teller.“ Er hätte es jedenfalls einfach nicht übers Herz gebracht, ihn in den Kochtopf zu stecken. Bei dem Gedanken an den Teller knurrte Hatik gewaltig der Magen. Er beeilte sich, aus dem Wasser und noch halb feucht, in seine Kleidung zu kommen. Auf dem Heimweg sammelte er am Wegesrand noch ein paar Hände voll Beeren, in ein, zur Tüte zusammen gerolltes, großes Blatt. So konnte er wenigstens einen
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