Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
„Wie ich dich kenne, hast du doch schon einen Plan.“
„Ich habe nur eine einzige Frage. Wie viel Atlamat muss ich pro Person erzeugen, um die irdischen Atlan wieder unsterblich zu machen? Alles andere packen wir dann schon gemeinsam irgendwie.“
Horus zuckte zurück, als hätte ihn eine Schlange angegriffen. Hatiks Frage hatte er in keiner Weise erwartet. Der junge Tarronn schien mehr zu wissen, als er sich anmerken ließ. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Horus antwortete. Hatik schien es, als ob seine Stimme dabei etwas gequält klang.
„Du brauchst pro Person genau 300 Gramm Atlamat.“
„Dann bedeutet das, ich muss fast jeden Krümel Drakonium aufsammeln, den dieser Planet beherbergt, beherbergt hat und einmal beherbergen wird.“ Seufzend hatte Hatik die Mengenangaben umgerechnet. „Das wird ein ganzer Zacken Arbeit. Hoffentlich spuckt mir dabei keiner in die Suppe.“
Der Gast aus einer anderen Welt beeilte sich zu versichern, ganz bestimmt nichts gegen Hatik zu unternehmen. „Ich werde mich doch nicht mit einem Drakonat anlegen. Dabei haben sich schon andere blaue Flecken geholt. Hast du sonst noch Fragen an mich?“
„Aber sicher, zum Beispiel, wer du wirklich bist – nur können wir das ein andermal besprechen. Ich hab schließlich keine Eile.“ Hatik grinste spitzbübisch.
Diesmal lachte Horus herzhaft. „Du bist und bleibst Hatik – immer gut drauf, immer ein festes Ziel vor den Augen. Da bin ich doch ganz sicher, dass wir uns einmal wieder sprechen werden.“
“Ich danke dir sehr für deine Hilfe“, sprach der Tarronn, während er sich vor Horus verbeugte.
„Warte Hatik, jetzt habe ich eine Bitte. Würdest du dich jetzt und hier für mich in einen Drachenmann verwandeln?“
Ein kurzes Kopfnicken und schon begannen die Veränderungen. Fasziniert beobachtet Horus den Vorgang. Vor Aufregung, begann seine grünliche Lichtgestalt zu pulsieren. Nach ein paar Sekunden legte der Drakonat seinen Kopf in den Nacken. Ein tiefes Grollen drang aus seinem Rachen. Die schuppige Haut nahm ihren metallischen Glanz an. „Nun ist es vollendet.“
Horus lauschte gebannt der vibrierenden Stimme. Ohne das pulsierende Licht auf dessen Gesicht, wären Hatik sicher die Tränen in Horus’ Augen nicht entgangen.
„Danke“, flüsterte die Lichtgestalt, trat auf Hatik zu, umarmte ihn und war im selben Moment verschwunden. Pass gut auf dich auf, mein lieber Junge , wisperte es zum Abschied noch ganz leise in Hatiks Gedanken. Ein erschrockenes „Weg ist er“ entfuhr ihm. Dann machte sich plötzlich ein Gefühl von Geborgenheit in ihm breit. Es überkam ihn einfach so. Jeder Kontakt mit Horus hatte, wenn auch nie so stark wie heute, diese innere Wärme hinterlassen. Die Rückbildung seiner Drachenhaut nahm etwas mehr Zeit in Anspruch. Schließlich war das heute eine Art Premiere gewesen. Noch nie zuvor hatte er sich einfach so, quasi auf Befehl, verwandelt. Dafür klappte es aber schon ganz gut. Überhaupt war er mit der heutigen Nacht recht zufrieden. Nun musste er nur noch mit den Atlan über seine Pläne sprechen und hoffte auf breite Zustimmung.
Neri saß vor ihrer Hütte und wartete geduldig auf das Erscheinen von Hatik. Sie hatte endlich wieder einmal Ruhe gehabt, ihre Gedanken einfach baumeln zu lassen. So war es nicht verwunderlich, dass sie erschreckt zusammenzuckte, als der junge Tarronn plötzlich vor ihr stand. Neugierig versuchte sie, in seinen Gesichtszügen zu lesen. Fehlanzeige – entweder hatte er sich außergewöhnlich gut im Griff oder Horus war nicht erschienen. So fragte sie schließlich: „Und?“
Hatik schaute ungläubig. „Hast du ihn denn nicht gespürt?“
„Was – wie – hat er sich denn gemeldet?“ Neri schaute unsicher zur Tür hinein.
„Ja, er war da, sogar fast eine halbe Stunde!“
„Ich fasse es nicht! Seit ich dich in dem Raum allein gelassen hatte, war es, als ob dieser gar nicht mehr vorhanden wäre. Und Horus war wirklich bei dir?“
„Na, wenn ich es dir doch sage. Er materialisierte sich als grüne Lichtgestalt, war aber körperlich fassbar. Er hat mich beim Abschied umarmt, sodass ich ihn deutlich als feste Materie spüren konnte.“
Neri war noch immer geschockt. Da hielt sich ein fremdes Wesen in ihren Räumen auf und sie hatte es noch nicht einmal bemerkt. Hatik begleitete sie zurück ins Haus. Vorsichtig betrat sie ihren magischen Bezirk. Alles war wie immer, nicht die geringste Spur des fremden Besuchers war zu finden. Sogar Hatik hatte
Weitere Kostenlose Bücher