Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
kleinen Beitrag zum Frühstück leisten.
Solon erwartete ihn schon. Er hatte gerade einige dieser köstlichen kleinen Fladenbrote, welche nur er so lecker zubereiten konnte, aus dem Backofen genommen. Der Duft schwebte überall in der Luft. Hatiks feine Nase hatte ihn schon am Rande des kleinen Dorfes wahrgenommen. Mit langen Schritten eilte er Solons Hütte und dem gedeckten Tisch entgegen.
„Hm, lecker, wie das duftet!“ Schnell wusch er die mitgebrachten Beeren ab, wobei er mit einem Auge schon nach den warmen Broten spähte. Solon schüttelte amüsiert den Kopf.
„Mit Speck fängt man Mäuse, mit warmem Brot Hatik.“
„Na, so ähnlich“, antwortete Hatik und schwang sich auf seinen Platz. Die kleine Schale mit den Früchten schob er mitten auf den Tisch. Er wollte gerade von seiner kleinen Trainingseinheit berichten, als sein Magen lautstark dagegen protestierte.
„Los, greif schon zu. Erzählen kannst du später. Sonst verhungerst du mir noch.“ Der alte Magier langte ebenfalls tüchtig zu. Während er sich ein paar süße schwarze Beeren in den zusammengeklappten Fladen schob, verschlang Hatik das Backwerk pur und mit selig verdrehten Augen.
„Weißt du, die Bäcker von Ramses hätten echt von dir lernen können.“
Solon antwortete schmunzelnd: „Vielleicht werden sie das eines Tages sogar. Ich könnte mein Rezept ja der Nachwelt hinterlassen.“
„Stimmt. Ich will es manchmal nicht wahrhaben, dass meine Vergangenheit eigentlich die Zukunft ist.“
„Hatte Zeit für euch Tarronn überhaupt jemals eine Bedeutung?“
„Nicht so, wie es für die Menschen oder für euch, in der jetzigen Situation ist. Durch den Materieumwandler hatten die Seelen im Falle des gewaltsamen Todes, der eigentlich nur durch einen Unfall herbeigeführt werden konnte, immer die Möglichkeit, in einen gleichwertigen, wenn auch kleinkindlichen Körper zu gelangen. Dass es auch noch anders geht, haben wir ja alle gemeinsam erfahren, als ich zu euch nach Atla kam.“
„Ich bin immer wieder fasziniert, dass eure Technologien auch hier auf der Erde funktionieren, während die unseren oft versagen.“
„Ob du es glaubst oder nicht – mir geht es ähnlich!“, erwiderte Hatik lächelnd und zeigte auf die Stelle seines Hemdes, unter der sich der Umriss des silbernen Horus-Auges abzeichnete. Solon nickte. Dann stellte er unvermittelt die Frage: „Wirst du gehen, wenn dir Horus die Möglichkeit dazu gibt?“
Überrascht ließ Hatik sein Fladenbrot fallen. Mit ungläubigem Gesichtsausdruck musterte er seinen väterlichen Freund. Nach einer Weile flüsterte er: „Glaubst du wirklich, dass ich euch das antun würde?“
„Nein. Ich war mir eigentlich sicher, dass du bleiben würdest. Aber nach dem, was hier schon geschehen ist, wollte ich deine Reaktion mit eigenen Augen sehen.“
„Du meinst die Sache mit Tobi?“
„Ja.“
„Habt ihr überhaupt jemals wieder von ihm gehört?“
Solon schüttelte den Kopf, ehe er langsam und mit besonderer Betonung, „Das ist ja gerade das, was mir Angst macht“, sagte. Dabei sah er aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Nachdenklich drehte Hatik seinen Keramikbecher zwischen den Fingern. „Du bist also überzeugt, dass er noch eine ziemlich fiese Rolle spielen könnte?“
„Ich glaube, das beschreibt es recht gut.“
„Das ist ja fast wie im Krieg, auf allen Seiten lauern Gefahren!“, sinnierte Hatik.
Solon schüttelte sich. Die mentale Projektion der Heimkehrer aus der Zukunft, dieses, den Atlan unbekannten Begriffes, hatte damals bei dem alten Magier tiefstes Entsetzen ausgelöst. So war es auch kaum verwunderlich, dass es ihm nun wieder eiskalt über den Rücken lief. „Meinst du wirklich, dass das so schlimm werden wird?“
Hatik wiegte den Kopf. „Ihr Atlan passt euch allen Situationen lieber an, statt sie zu verändern. Wir Tarronn machen meist genau das Gegenteil. Wenn wir uns nicht gegenseitig blockieren, können wir gemeinsam vielleicht einen echten Vorteil erreichen. Mal sehen, was Horus zu berichten hat, falls er denn auf meine Kontaktversuche reagiert.“
„Junge, ich wünsche dir viel Glück.“
„Danke, ich werde es brauchen.“
Nach dem Essen verschwand Hatik in seinem Zimmer und kam bis zum späten Abend nicht mehr heraus. Die Vorbereitung seines Kontaktes mit Horus forderte seine ganze Kraft und Konzentration und eine Stunde vor Mitternacht machte er sich langsam auf den Weg. Die Seherin empfing ihn mit einem stummen Kopfnicken. Schweigend
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