Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
fragte sie schließlich.
Maris schaut erschreckt hoch. „Warum?“
„Weil du von fast allen so eingehend gemustert wirst.“
„Ich???“ Maris schaute sich um und zuckte mit den Schultern. „Ich bin mir keiner Schuld bewusst, dass ich etwas angestellt hätte.“
„Also: Raus mit der Sprache“, wandte sich Jani an Tim.
Der zog die Augenbrauen hoch. „Wir wundern uns hier nur gerade, wie er hier so sitzt, als sei nie etwas gewesen, obwohl er vor wenigen Minuten einen fast tödlichen Treffer von Sobek eingesteckt hat.“
Jani schaute Sobek skeptisch an.
„Tim hat sich nicht geirrt. Jeder andere wäre nie wieder aufgestanden. Maris ist ein Magier, ein Heiler und ein Materiewandler, das hat ihm das Leben gerettet“, erklärte Sobek.
„Ich würde eher sagen, du hast mich gerettet. Wärst du nicht im Bruchteil einer Sekunde bei mir gewesen, dann hätte ich sicher Anubis besucht“, lächelte Maris. „Man sollte eben immer voll konzentriert sein, wenn man mit einem Drakonat trainiert.“
„Wie viel Prozent deiner wahren Kraft hast du etwa eingesetzt?“, forschte Tamu.
Sobek kratzte sich verlegen an der Schläfe. „Vielleicht zwei Prozent. Mehr auf gar keinen Fall.“
„Ach du Scheiße“, flüsterte Ron entsetzt. „Äh, verzeiht den Ausdruck, aber das haut mich dann doch aus den Socken. Habt ihr die Brandwunde gesehen?? Und er sagt zwei Prozent.“
„Was für eine Brandwunde?“, fragte Maris und zog sein Hemd aus.
„Ihr beide könnt einen glatt in den Wahnsinn treiben! Wir sind doch nicht verrückt! Jeder im Kontrollraum hat es gesehen“, ereiferte sich Ron.
„Das war bestimmt eine optische Täuschung“, lachte Maris und ließ sich sein Frühstück schmecken, während Ron nach Luft schnappte. „Okay, Spaß beiseite, ich würde mir selbst ganz gern die Aufzeichnungen ansehen, vielleicht fällt mir auf, was ich falsch gemacht habe.“
„Darf ich mitkommen?“, fragte Jani, dabei schaute sie Maris und Horus bittend an.
„Na, dann gehen wir alle“, sagte Horus. Er erhob sich.
Rasch folgte ihm die ganze Crew. Ron startete die Wiedergabe ab Beginn des Trainings. Sogar während der Wiederholung verzogen die Tarronn schmerzhaft das Gesicht, die beiden Frauen schauten fassungslos zu. Die Schaukämpfe auf Taris waren gegen das, was sie hier zu sehen bekamen, nur Spielerei gewesen. Jani schrie entsetzt auf, als Maris schwer getroffen stürzte. Tatsächlich verging nur ein Sekundenbruchteil, in dem Sobek seinem besten Freund das Leben rettete.
„Ich weiß, was der Fehler war“, sagte Maris nach einer Weile. „Ich war zu langsam. Sobek wird von Monat zu Monat besser. Bald kann ihn, außer seinem Vater und den Drakon, niemand mehr gefährden.“
„Bis dahin wird es noch dauern“, tröstete Sobek Maris. „Noch fehlt mir die Drachenflamme.“
Eine Stunde später standen Sobek, Maris und Horus bereits am Rande des großen Marktplatzes. Sie beobachteten das bunte Treiben, hielten Ausschau nach vertrauenswürdigen Händlern. Sie wurden ihrerseits mit großer Neugier taxiert. Alle drei trugen Faltengewänder, waren deshalb sofort als Fremde zu erkennen. Sobek hielt die Augen immer halb geschlossen, um die Menschen nicht durch den Anblick seiner bernsteingelben Augen zu erschrecken.
Merit-Amun hatte ihm schließlich genügend über die Ängste der Menschen erzählt. Horus tippte Sobek auf die Schulter, deutete links hinter ihn. Langsam wandte sich Sobek um. Durch das Tor zog soeben eine Gruppe Nomaden, die große Schafherden vor sich hertrieben.
„Wüstenschafe sind genügsam und haben gute Wolle.“ Horus musterte die Tiere. Langsam folgten sie den verwegen aussehenden Männern der Wüste und den Tieren, deren Blöken den ganzen Markt erfüllte. Lange standen sie in der Nähe, beobachteten eingehend die Schafe.
Ein kleiner schwarzhaariger Junge erschien, verbeugte sich vor den drei Männern. „Bitte folgt mir. Mein Herr, Hassan, erwartet euch.“
Horus nickte zustimmend, dann schritt er mit seinen beiden Begleitern hinter dem Kind her. Hassan, ein magerer alter Mann, mit einem dunklen Turban, lud sie zum Verweilen ein. Sie setzten sich zu ihm auf den gewebten bunten Teppich und schwiegen höflich.
Hassan ließ ihnen Tee reichen, dann sprach er: „Ihr sehe, ihr habt Interesse an meinen Schafen. Was bietet ihr zum Tausch?“
Horus schlug seinen Umhang zurück, brachte eine polierte Tafel aus Lapislazuli zum Vorschein. Beim Anblick des dunkelblauen Steines, mit den unzähligen
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