Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
sie die nächsten vierundzwanzig Stunden übersteht. Soweit mir bekannt ist, kommt hier ja niemand als Blutspender infrage. In ein paar Tagen wird sie wieder auf den Beinen sein. Bis dahin übernehme ich Sobeks Dienst mit.“ Er wandte sich zur Tür. „Ich bin gleich wieder da.“ Er schaute an seiner Kleidung hinunter.
„Die Atlan sind ein erstaunliches Volk“, sprach Tamu bewundernd. „Freundschaft scheint ihnen wirklich über alles zu gehen. Beneidenswert.“
„Und der Drachenmann hat sein Feuer gefunden“, murmelte Horus. „Nun kann es ihm niemand mehr wegnehmen.“
„Er hat den Kerl regelrecht pulverisiert“, staunte Ron.
„Ja, das passiert, wenn einem Drakonat die Sicherungen im Kampf durchbrennen. Dann gibt es keine Rettung mehr“, pflichtete Horus bei. „Das hat es seit Zehntausenden von Jahren nicht mehr gegeben.“
Leise trat Maris neben Sobek an das Bett, in dem Zaid mit geschlossenen Augen lag.
„Alles unverändert“, hörte er Sobeks telepathische Stimme.
„Das ist gut so. Rufe mich sofort, wenn auch nur die geringste Veränderung eintritt. Morgen früh, nach dem Dienst, komme ich spätestens wieder. Dann müssen wir sie wecken.“ Maris schloss leise hinter sich die Tür.
Sobek setzte sich auf die Bettkante und nahm Zaids Hand. Keine Sekunde ließ er sie aus den Augen. Stumm, mit gesenktem Kopf, hielt er Wache. Es kam keine Freude in ihm auf, dass er endlich die Drachenflamme gefunden hatte. Er hatte sie als tödliche Waffe eingesetzt.
Wie gern hätte er jetzt einen Rat seines Vaters Imset gehabt. Sobek seufzte. Dann nahm er sich ein feuchtes Tuch, mit dem er Zaid vorsichtig das verkrustete Blut von der Haut tupfte.
Maris wurde, kaum dass er die Brücke wieder betreten hatte, wie ein Held gefeiert.
„Macht halblang“, wehrte er ab. „Ohne Sobek hätte ich es nicht geschafft. Nur wenn er mir etwas von seiner fast unerschöpflichen Kraft abgibt, kann ich solche Wunder vollbringen.“
„Wie geht es ihm?“, fragte Horus.
„Nicht besonders. Er hat zwar kein Wort gesagt, aber ich kenne ihn. Er hat den Tod Tobis nicht gewollt. Nun sitzt er bei Zaid und macht sich Vorwürfe“, entgegnete Maris.
„Aber dazu hat er doch überhaupt keinen Grund.“ Tamu und Tim konnten es nicht fassen. „Er hat uns möglicherweise allen das Leben gerettet.“
„Ich weiß. Aber er ist ein Atlaronn und ein Drakonat, dass wiegt wohl dreifach schwer.“ Maris wandte sich den Messinstrumenten zu, nicht willens weiter über dieses Thema zu diskutieren.
„Was hat Tobi eigentlich gewollt?“, fragte er nach einer ganzen Weile.
„Das Raumschiff“, erwiderte Ron leise. „Er hatte bereits versucht, die Startautomatik in Gang zu bekommen. Nur gut, dass niemand den Code kannte, außer Horus und Sobek. Wer weiß, was sonst passiert wäre.“
„Deshalb hat er also gefragt, wo wir stecken.“
„Ja. Er sprach auch davon, dass sich sein Herr fürchterlich an Imset und Horus rächen würde, wenn es ihm nicht gelänge, den Transporter in seine Gewalt zu bekommen“, fügte Ron noch an.
Maris nickte. „Dann sollten wir Sobek gemeinsam davon überzeugen, dass er genau das Richtige getan hat, als er Tobi die Flamme schickte.“
„Können wir irgendwie helfen?“, fragten die Tarronn.
„Ja“, antwortete Maris. „Auf eine ganz banale Art und Weise. Einer muss sich statt Zaid mit um die Hühner kümmern und einer statt Sobek um die Schafe. Er hat genug mit Zaids Verletzung zu tun und muss mir bei der Futterbeschaffung helfen. Wir haben ja nicht einmal eine Probebündel.“
„Geht in Ordnung“, versprach Tamu. „Das sind wir den beiden auch schuldig, nach der dummen Sache in den Dünen.“
Das Abendbrot nahmen die Sternenreisenden wie immer gemeinsam ein. Nur Sobek fehlte. Maris stellte einen gemischten Teller zusammen, nahm eine Kanne Kräutertee und machte sich auf den Weg zu ihm. Sobek saß noch immer regungslos und grübelte. Als ihm Maris das Essen auf den kleinen Tisch stellte, schüttelte er den Kopf.
„Sobek, bitte – denk an Zaid. Iss wenigstens ihr zuliebe einen Happen“, sagte Maris beschwörend.
Sobek schloss die Augen. „Ich habe einen Atlan getötet“, stieß er statt einer Antwort dumpf hervor.
„Jetzt hör aber endlich wieder auf“, sagte Maris ungehalten. „Tobi war nicht gekommen, um freundschaftlich mit uns zu plaudern. Er wollte auch nicht mitgenommen werden. Er wollte das Raumschiff für seinen Herrn haben. Wer das ist, kannst du dir ja an fünf Fingern
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