Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
Erinnerungen schwelgen möchtest“, sagte Sobek.
„So kenne ich ihn gar nicht.“ Zaid sah Sobek erstaunt an.
„Du wirst dich noch viel mehr wundern. Jetzt, wo du zur Familie gehörst, wirst du einige Geheimnisse mehr erfahren“, lachte Sobek. Dann wurde er ernst. „Ich habe Angst vor dem, was hier gleich offenbar wird.“ Er startete das Programm.
Schon nach den ersten Bildern klammerte sich Zaid entsetzt an Sobek fest. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass der Fremde ihr das Messer in den Rücken geworfen hatte. Als er unter der sengenden Glut von Sobeks Drachenflamme zu Asche zerfiel, wandte sie sich entsetzt ab. Sie barg ihr Gesicht an Sobeks Brust.
„Er hat es so gewollt“, flüsterte sie. „Er oder wir, eine andere Wahl gab es nicht.“
Dann wandte sie sich wieder der Videowand zu, um gebannt zu verfolgen, wie sehr Maris und Sobek um ihr Leben gekämpft hatten. Was in den letzten vierundzwanzig Stunden vorgefallen war, erzählte er ihr mit wenigen Worten. Dabei hielt er sie fest im Arm, als wollte er sie nie wieder loslassen. Eine Weile hingen sie schweigend ihren Gedanken nach.
„Sobek, erfüllst du mir einen kleinen Wunsch?“, fragte sie und rieb ihre Wange an seiner.
Er schaute sie fragend an.
„Liebe mich“, flüsterte sie und schloss die Augen.
Maris schreckte regelrecht zusammen, als ihn Sobek von hinten ansprach. Er hätte seinen Freund überall vermutet, nur nicht hier im Automatenraum.
„Sie schläft.“, erklärte Sobek. „Da wollte ich mich eine Weile nützlich machen.“
„Was hat sie zu den Aufzeichnungen gesagt?“, fragte Maris.
„Sie hatte danach nur einen einzigen Wunsch“, sprach Sobek.
„Ruhe?“
„Nein. Liebe.“
„Du hast doch nicht etwa …?“
„Hätte ich ihr den Wunsch abschlagen sollen?“
Maris schüttelte den Kopf. Sobek hatte ihm inzwischen die Hände auf die Schultern gelegt. Sekunden später spuckte der Automat das ersehnte Gras für die Schafe aus. Sie füllten mehrere Körbe.
„Das dürfte für heute reichen. Jetzt brauchen wir noch einen Eimer Hühnerfutter.“
Maris trieb den Automaten wieder zu Höchstleistungen.
„Was machen eigentlich die separierten Hühner?“, wollte Sobek wissen.
„Wir haben sie inzwischen zu den anderen Tieren gelassen. Sie sind einfach nur unterernährt. Bald wird ihr Gefieder wieder glänzen“, erklärte Maris zufrieden. „So und nun mach dich zurück zu Zaid. Es ist besser, wenn du in ihrer Nähe bist, wenn sie erwacht.“
Sobek nahm vom Automaten noch eine Gemüsebrühe für Zaid mit. Er kam gerade noch rechtzeitig zurück, ehe sie ihn vermisste. Dankbar nahm sie die Tasse Brühe an.
„Mir knurrt der Magen wie ein Raubtier“, lachte sie. „Liebe mit dir macht mich immer so hungrig.“
„Mir macht es immer Appetit auf mehr“, grinste Sobek harmlos.
„Schade, dass ich ihn heute noch nicht stillen kann“, erwiderte sie und lehnte sich an seine Schulter.
Sobek nahm sie liebevoll in den Arm, drückte sie zärtlich an sich.
„Jetzt möchte ich irgendwo mit dir an einem einsamen Strand liegen und dem Rauschen des Meeres lauschen“, träumte Zaid laut. „Das wäre das schönste Geschenk.“
„In ein paar Tagen ist es soweit. Bis dahin tröstet dich vielleicht das.“ Er zog den silbernen Armreif hervor, den er auf dem Basar für sie gekauft hatte, und streifte ihn ihr über.
„Der ist wunderschön“, flüsterte Zaid. Erstaunt betrachtete sie die gelungene Arbeit des Silberschmiedes. Zwischen zwei schmalen Schienen reihten sich mehrere Lebensschlüssel aneinander, die in sich mit verschiedenen Hieroglyphen verziert waren. Als offener Reif gefertigt, ließ er sich bequem an ihren Arm anpassen. Zaid war glücklich.
Sobek lauschte. „Maris braucht mich für eine halbe Stunde. Ich komme danach sofort zu dir zurück.“
Zaid wurde blass. Sie begann zu zittern. Hastig fasste sie nach Sobeks Arm. „Bitte geh nicht weg“, flüsterte sie mit bebenden Lippen. „Ich habe Angst allein zu sein. Der Fremde ist einfach mitten unter uns aufgetaucht …“
„Ich werde Horus bitten, inzwischen bei dir zu bleiben. Er hat die Kraft, dich zu beschützen“, schlug Sobek vor.
Zaid nickte.
Der Gerufene erschien sofort und ohne zu zögern. Er stellte sich einen Stuhl neben Zaids Bett, um ihr eine Weile Gesellschaft zu leisten. Sobek hauchte ihr noch einen Kuss auf die Stirn, dann eilte er zu Maris.
„Wie geht es dir?“, fragte Horus.
„Recht gut – wenn nur diese Angst nicht wäre“, erwiderte Zaid
Weitere Kostenlose Bücher