Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
unvermittelt.
„Warum nicht?“ Sie lächelte. „Wenn du für Merit-Amun noch eine Doppelflöte auftreiben könntest, wäre alles perfekt.“
Augenblicke später hielten die beiden Frauen die Instrumente in den Händen. Sie nickten sich zu, schlossen die Augen und bald ertönte jene wundersame Musik, die zu allen großen ägyptischen Tempelfesten erklang.
Besonders ergriffen lauschten Safi, Imset und Horus. Sie konnten es nicht ganz verleugnen, dass sie ihre ägyptische Zeit sehr geprägt hatte. Auch Seschat saß mit geschlossenen Augen. Sie ließ die Bilder aus der Vergangenheit aufleben. Den Tag, an dem Horus der erste Pharao von Ägypten wurde, wie sich die Menschen vor ihm in den Staub geworfen und ihn angebetet hatten. Sie hatte fernab von ihm im Gefolge gestanden und diesen Mann bewundert, der er es geschafft hatte, Tarronn und Menschen zu verbinden.
Sie erinnerte sich an ihren Auftrag zum Vermessen seines allerersten Tempels. Er hatte ihr mit einem Blick in die Augen gesehen, der ihr tief unter die Haut gegangen war. Aber erst jetzt, nach ein paar Hundert Jahren, hatte er sie endlich zu seiner Gefährtin erkoren. Horus hatte in ihren Gedanken gelesen und küsste sie zärtlich auf die Stirn.
Aber auch die beiden Atlan hatten sich keinerlei Mühe gegeben, ihre Gedanken zu verbergen. Safi ließ noch einmal die Zeit aufleben, in der er seine Prinzessin, die ihm niemals hätte gehören können, angebetet hatte. Er war ihr königlicher Gesellschafter, ihr Ratgeber gewesen und doch so weit von ihr entfernt, wie die Sonne von der Erde.
Er schaute sie auch heute noch mit den gleichen Augen an wie damals. Auch in Imset weckte die vertraute Musik Bilder aus der Vergangenheit. Sein Leben als Waisenkind, seine Freunde im Außenposten in der Wüste und nicht zuletzt sein Leben bei Ramses zogen an ihm vorbei.
Neri war, unter dem Namen Nefertari, die Frau seines Herrn und Freundes geworden. In dieser Zeit hätte er nicht einmal gewagt, an ein Leben mit ihr zu denken.
Heute gehörte diese strahlende Göttin fest zu ihm und nicht einmal das Schicksal hatte es geschafft, sie ihm wieder zu entreißen. Im Gegenteil, es hatte Ramses´ und ihre Tochter Merit-Amun endlich Safi und damit Imsets bestem Freund zugeführt. Die Familienverbindungen untereinander wurden immer fester, auch dadurch, dass sein Sohn Sobek Merit-Amuns Halbbruder war. Der Horus-Clan verzweigte sich und gewann so auf Tarronn an Einfluss.
Diese Gedanken kamen zeitgleich auch Horus in den Sinn. Er war mit dem Lauf der Dinge zufrieden. Dann fiel ihm ein, dass er schon seit zwei Tagen etwas hatte erledigen wollen. Als Neri und Merit ihre Darbietung unter großem Beifall beendeten, wandte er sich Luna und Kebechsenef zu.
Er zog ein kleines Etui aus den Falten seines Gewandes, entnahm ihm eine Kette, die er der erstaunten Luna umlegte. Das silberne Schmuckstück symbolisierte ein kleines Udjat und war für Eingeweihte unschwer als Replikator zu erkennen.
Luna ahnte mehr den Zusammenhang, als, dass sie ihn wirklich wusste. Sie bekam etwas mehr Farbe im Gesicht. Kebechsenef dankte Horus wirklich sehr. Ihm war die Erleichterung anzusehen, hatte er doch das gleiche Problem zu lösen wie Imset mit Neri. Die Gene der Atlan und Tarronn passten eben ohne Hilfe doch nicht ganz zusammen.
„Nimm dieses Schmuckstück niemals ab, solange du mit einem Tarronn lebst“, gab Horus Luna mit auf den Weg. „Es ist der einzige Garant für gesunde Kinder.“
Kebechsenef nahm seine sehr verlegene Gefährtin liebevoll in den Arm, während Neri unbewusst nach ihrem Lotos der Isis fasste. Sie hatte die Wirkung dieses kleinen Wunderwerkes hautnah erfahren. Seit es Horus von seinem Ankh abkoppeln konnte, war das Leben für beide Seiten endlich auch wieder in ruhigeren Bahnen verlaufen.
„Wäre es nicht angebracht, alle über gewisse Tücken des Zusammenlebens mit einem Partner des andern Volkes zu informieren?“, fragte sie Horus leise.
„Darüber habe ich auch schon nachgedacht“, antwortete er ebenso. „Diese Nacht wird sicher zeigen, ob tatsächlich sofort Bedarf an diesen Informationen besteht.“
„Na, ich denke schon.“ Imset deute mit dem Kopf hinter sich. „Schau dir nur mal das gegenseitige Interesse an. Der Reiz des Neuen und Fremdartigen ist wohl größer als du denkst.“
Tatsächlich hatten sich fast sämtliche Singles, egal ob Atlan oder Tarronn, irgendwie zu Pärchen zusammengefunden.
„Und ich denke an die interessanten Nebenwirkungen, die schon
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