Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
sein. Ich werde jeden Nachmittag zu dir kommen“, versprach Imset.
Dankbar und zufrieden rollte sich Drakos in seiner Schlummerecke zusammen, während sich Imset auf den Weg zu seinen Freunden machte. Er fand sie im großen Aufenthaltsraum.
Lara, Luna und Kebechsenef standen um einen Hologrammwürfel herum und diskutierten eifrig, während ihnen die anderen interessiert zuhörten. Imset trat näher. Nach einem kurzen Blick auf die Bild gewordene Erinnerung stellte er fest: „Ein Webrahmen.“
„Woher weißt du das?“, fragten die Atlan erstaunt.
„Habt ihr etwa vergessen, dass ich wie ein Mensch gelebt habe? In Ägypten gab es eine ähnliche Technik – nicht so ausgefeilt, wie dieses Gerät, aber es funktionierte. Das ist doch sicher Lunas Erinnerung“, fügte er noch hinzu.
Die junge Frau nickte. „Ich möchte gern die alten Techniken aufleben lassen. Nicht nur, weil es alte atlanische Tradition ist, sondern damit wir unabhängig bleiben können.
Jeder braucht dann und wann neue Kleidung. Außerdem kenne ich da ein paar Leute, die regelmäßig Brandlöcher und Schlimmeres verursachen und die auch nicht nackt herumlaufen wollen“, sprach sie mit einem Seitenblick auf die umstehenden Männer, die verschreckt die Köpfe einzogen.
„Luna hat recht“, sprach Safi. „Wir haben wohl nie wirklich darüber nachgedacht, woher unsere Kleidung kommt und wie viel Mühe darin steckt, sie zu fertigen.“
„Wie viele Atlan beherrschen das Weben eigentlich?“, wollte Talos wissen.
„Ich fürchte, dass Mutter und ich die einzigen Weberinnen sind“, antwortete Luna. „Die anderen aus unserer Siedlung sind alle zu den Menschen auf das Festland geflüchtet.“
„Deine Mutter ist hier?“, fragte Kebechsenef erstaunt. „Du hast nie von ihr gesprochen.“
„Ihr ging es wohl wie Laras Mutter. Sie hatte auch Angst, dass es euch stören könnte, dass wir nur einfache Atlan ohne besondere Fähigkeiten sind“, erklärte Luna.
Imset schüttelte den Kopf. „Na, hört euch das an!!! Ohne besondere Fähigkeiten??! Dann hat sich wohl das Drachengewand von ganz allein gefertigt? Nun ist aber Schluss mit dem Unsinn. Jetzt holst du auf der Stelle deine Mutter hierher.“
Er hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als Luna schon erschrocken davonlief, um seinen Befehl auszuführen.
„Recht so“, sprach Solon, während die anderen zustimmend nickten.
Wenige Augenblicke später erschien sie mit einer Frau, die ihr glich, wie eine ältere Schwester und die sie mit sanfter Gewalt hinter sich hergezogen hatte. „Darf ich vorstellen – Mira, meine Mutter.“
„Herzlich willkommen in unserer Runde“, sprach der Magische Rat der Atlan gemeinsam. Kebechsenef rückte für sie einen Stuhl zurecht und stellte sich ihr in aller Form vor, wie es anschließend auch die anderen taten.
Mira war vor Verlegenheit eine leichte Röte ins Gesicht gestiegen, das fast faltenlos und völlig ebenmäßig war. Nur die wenigen Silberfäden in dem kastanienbraunen Haar deuteten an, dass sie schon etwas älter sein musste.
Imset wandte sich ihr zu. „Welcher Verlust beim Verlassen der Erde schmerzt dich am meisten?“, fragte er unvermittelt.
Ohne überlegen zu müssen, antwortete sie: „Mir fehlt mein Webrahmen. Seit er nicht mehr da ist, komme ich mir so nutzlos vor.“ Traurig schaute sie in die Runde.
Lara lächelte melancholisch. Sie vermisste ihren Kräutergarten. Sara und Talos trösteten sie über diesen Verlust hinweg. Kebechsenef aktivierte noch einmal den Hologrammwürfel. Mira sprang auf und weidete sich regelrecht am Anblick der Erinnerung.
„Ja, genau so sah er aus“, flüsterte sie leise und kehrte langsam zu ihrem Stuhl zurück.
Solon räusperte sich. „Dann ist es also beschlossene Sache. Mira und Luna bekommen neue Webrahmen.“
„Das Garn besorgen wir auf Vorrat in Ägypten, bis unsere eigene Leinsaat und die Baumwolle wachsen“, fügte Imset hinzu. „Welche Qualität ihr braucht, sprecht ihr mit Lara ab. Sie und Drakos leiten den Aufbau der Plantagen.“
Erstaunt schaute Mira von einem zum anderen. Sie sollte tatsächlich einen neuen Webrahmen bekommen? Mit zitternden Fingern strich sie sich eine Freudenträne aus dem Gesicht.
Luna legte ihr den Arm um die Schulter, um sie zu beruhigen. „Alles wird wieder gut.“
Imset lächelte. „Das Drachengewand, welches mir Luna gestickt hat, hat mich so beeindruckt, dass die Meisterinnen zuerst neue Werkzeuge erhalten sollen.“
Nun war es an Mira, überrascht
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