Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
unangenehm seinem Gegenüber die ganze Sache war. „Auf was freust du dich nach der Landung am meisten?“
„Auf das Fliegen – wenn ich über den Wolken schweben und das weite Land unter mir betrachten kann“, flüsterte Drakos mit geschlossenen Augen. „Davon träume ich schon seit Jahrtausenden.“
„Wie alt werdet ihr Drakon eigentlich?“
„Nur zehntausend Jahre. Dann kristallisiert unser Herz und der Körper löst sich auf.“
„Wolltest du immer unsterblich sein?“
Drakos sah Imset lange an. „Ich weiß es nicht“, antwortete er schließlich. „Seit ich dich und die Atlan auf der Erde erlebt habe, freute ich mich auf diesen einen Tag, an dem es so weit sein sollte.“
Imset nickte leicht. „Gut, das zu wissen.“
Eine lange Pause entstand. Imset saß an Drakos’ Brust gelehnt und hatte wie dieser die Augen geschlossen. Ihre Herzen schlugen im Gleichklang. Nach einer Weile fragte Imset leise. „Weißt du, wie wir Siri retten können?“
„Ihr müsst ihr kristallenes Herz aus dem Stein lösen, ohne es zu zerstören.“
„Nun, das dürfte das geringste Problem sein. Wie kann man sie wiedererwecken?“
„Das kann nur Merit-Amun. Ähnlich wie bei mir, muss das Blut dreier Auserwählter das Herz benetzen. Sie und Safi wissen es schon und werden bereit sein. Ich habe nur Angst, dass das Herz nicht rechtzeitig gefunden wird. Viele böse Kräfte sind auf der Jagd nach den Drachenkristallen. Auch ohne Körper verleihen sie schier unendliche Macht, wenn man weiß, wie man sich ihrer Kräfte bedient. Ihr habt es schließlich selbst erlebt.“ Drakos’ Blick war in weite Ferne gerichtet. „Auch die irdischen Drachen verfügen über die gleiche Magie.“
„Ist das der Grund, weshalb sie von den Menschen gejagt und getötet werden?“ Imset schaute Drakos fragend an.
„Ich fürchte ja. Die Menschen wissen nur nicht, wann das Herz eines Drachen zum Kristall wird. Es ist pure Unwissenheit und auch die Angst vor Fremdartigem und Unbekanntem, weshalb sie die Drachen töten. Aber da erzähle ich dir nichts Neues. Du hast es selbst gesehen.“ Drakos’ Augen füllten sich mit Tränen. „Es wird bald keinen einzigen Drachen mehr auf der Erde geben. Ich kann ihr Leid bis hierher spüren.“
„Horus hat doch erzählt, dass die Asen Drachen verehren, können sie denn nicht etwas für deren Rettung tun?“
Drakos schüttelte den Kopf. „Die Echsen würden den Asen niemals freiwillig folgen, das ist der Haken daran.“
„Würden sie mir folgen?“
„Das ist sehr wahrscheinlich, denn du bist Herr über die Drachen. Keiner von ihnen würde es wirklich wagen, sich mit dir anzulegen, es sei denn …“
„Es sei was?“
„Es sei denn, er stünde in fremden Diensten und hätte eine Ehrenschuld zu begleichen“, erklärte Drakos.
„Hm.“ Imset überlegte. „Ich sollte also ein gewisses Risiko einplanen und mit einem gesunden Misstrauen an die Sache herangehen.“
Jetzt lachte Drakos. „Ich hätte es nicht treffender formulieren können. Auf der Erde hast du an jeder Ecke mit Verrätern zu rechnen. Schließlich könnte jeder Drache der Nachkomme von Letan sein.“
„Verdient er aber deshalb gleich den Tod?“ Imset schüttelte unwillig den Kopf.
„Na behüte!“ Drakos fuhr entsetzt auf. „Ich meine nur, du sollst sehr vorsichtig sein.“
„Das verspreche ich dir“, sprach Imset Drakos’ Klaue drückend. „Ich habe im hohen Norden die Restmagie von Letans erster Erdenbrut erlebt und ich bin nicht scharf darauf, mich mit den Nachkommen dieser Brut herumzuschlagen. Und ganz bestimmt werde ich auch niemanden zu seinem Glück zwingen.“
Drakos seufzte.
„Was hast du?“, fragte Imset.
„Mir ist gerade eingefallen, dass Siri mich vielleicht nicht mag. Ich kann sie doch auch nicht dazu zwingen…“ Der riesige Drakon bewegte unruhig seine Schwingen.
Imset schaute ihn belustigt an. „Du scheinst ja jetzt schon ganz verliebt zu sein. Wie wäre es, wenn wir sie erst einmal retten und ganz einfach abwarten, was dann passiert?“
Hätte Drakos gekonnt, dann wäre er wohl rot angelaufen. „Hast ja recht, ich rede dummes Zeug.“
Imset klopfte ihm die Klaue. „Mach dir nichts daraus, ich kann dich bestens verstehen.“
Als Imset den Laderaum verlassen wollte, hielt ihn Drakos noch kurz zurück. „Ich habe noch eine Bitte. Könntest du jeden Tag bis zur Landung auf Tarronn eine halbe Stunde mein Trainingspartner sein? Ich fühle mich jetzt wieder stark genug.“
„So soll es
Weitere Kostenlose Bücher