Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
zu sein. „Luna hat dieses fantastische Werk geschaffen? Ich war der Meinung, es stamme von Tarronn. Woher hattest du das Garn und die Vorlage?“, wandte sie sich an ihre Tochter.
„Das Garn stammt noch von den Vorfahren auf Atla. Ich habe es immer sorgsam aufbewahrt. Als Vorlage nahm ich Merit-Amuns Drachenreif und das lebende Objekt. Ich war mit Kebechsenef bei Drakos. Er hat mir vorzüglich Modell gestanden.“
Mira nickte. „Es ist wirklich ein Prunkgewand geworden und ist seines Trägers würdig. Ich bin sehr glücklich, dass ich euch alle kennenlernen durfte und ich freue mich schon auf die Zeit, wo ich endlich wieder die zarten Stoffe weben kann, die Luna so prächtig zu verzieren versteht.“
„Die Freude ist ganz unsererseits“, lächelte Kebechsenef. „Und wie Imset schon sagte, das Garn besorgen wir auch so schnell es geht. Immerhin hat er mir die Vorzüge von Naturfasern sehr drastisch vor Augen geführt.“
Mira verstand die Andeutung. Schließlich hatte sie dem Schaukampf auf Taris auch zugesehen, und seitdem noch mehr Respekt vor dem Magischen Rat und Lunas Gefährten Kebechsenef gehabt, als vorher schon. Das Mysterium, welches diese Männer und Frauen umgab, war seit diesem Tag für die Atlan sogar noch größer geworden.
Mira war erstaunt darüber, wie liebevoll ihre Luna bei den ranghöchsten Atlan und Tarronn aufgenommen worden war. Und heute saß sie selber mitten unter ihnen und erfuhr die gleiche Wärme und Freundschaft. Plötzlich wurde sie von Kinderstimmen aus ihren Gedanken gerissen.
Maris war mit den beiden Kleinen an den Tisch gekommen. Sara hielt Sobek an der Hand, der mit ihrer Hilfe schon ziemlich flott laufen konnte. „Hilfe, ich kann nicht mehr!“, stöhnte Maris und verdrehte lustig die Augen. „Die beiden bringen mich heute völlig aus der Puste.“
Imset und Talos schnappten sich ihre Sprösslinge und nahmen sie auf die Arme. „Können wir es wieder gutmachen?“, fragte Talos lachend.
„Zur Strafe musst du mir dein großes Kräuterbuch leihen“, feixte Maris.
„Ich glaube, das hat er sich verdient“, pflichtete Imset bei. „Schließlich hat er zusätzlich einen ziemlich großen Drakon sehr glücklich gemacht.“
Lara und Maris sahen sich erschrocken an. „Woher weißt du das denn schon wieder?“, fragten sie gleichzeitig.
„Von dem ziemlich großen, glücklichen Drakon“, schmunzelte Imset. „Er bat mich, dafür zu sorgen, dass du als Dank eine ordentliche Ausbildung von uns bekommst.“
Der Junge wurde rot. „Das hat er gesagt?“
Imset nickte. „Und da ich dir ja schon versprochen habe, dein Kampftraining zu übernehmen, bitte ich nun Talos und Solon, dir alles beizubringen, damit du deinen Traum erfüllen und ein berühmter Heiler werden kannst.“
„Das übernehmen wir doch gern“, sprach Solon. „So eifrig, wie dieser Junge in Talos´ Büchern studiert und sich von Lara die Kräuterkunde beibringen lässt, wird es uns ein großes Vergnügen werden.“
„Aber womit hat er denn Drakos nun glücklich gemacht?“ Neri wollte es genau wissen.
„Er hat an den Automaten Datteln und Äpfel erschaffen – ohne fremde Hilfe!“, rief Imset.
„Na, das ist ja ein Ding!“ Aron schüttelte ungläubig den Kopf. „Da kann also einer mit seinen Gedanken Materie umwandeln. Ich glaube, da ist er bei Merit recht gut aufgehoben. Die beiden können ein tolles Team werden.“
„Okay, junger Mann, wenn die Kämpfer trainieren, werden wir beide uns ein ruhiges Plätzchen suchen.“ Merit streckte ihm die Hand hin und Maris schlug kräftig ein.
Mira schaute Luna fragend an.
„Es ist ein ständiges Geben, ohne nach Dank zu fragen, das macht diese Gemeinschaft so stark“, erklärte Luna.
„Ja, das kann ich gut verstehen, für uns ist es ja auch das Schönste, zu sehen, wie stolz alle unsere Gewänder tragen.“ Mira lächelte glücklich. „Ich freue mich schon sehr auf Tarronn und den Neubeginn.“ Sie saß noch lange mit den Frauen zusammen und erzählte, wie das Leben in der nördlichen Randsiedlung gewesen war.
Imset hielt sein Versprechen. Er besuchte am Nachmittag Drakos. Er öffnete die Tür und erschrak. Der Laderaum war leer. Verblüfft schaute er sich um und entdeckte etwas Ungewöhnliches. In einigen Metern Höhe schwebten riesige gelb leuchtende Augen.
Imset lachte. „Jetzt hättest du mich doch beinahe ratlos gesehen. Aber dann habe ich deine Augen entdeckt. Die Menschen wären vor diesem Anblick jedenfalls schreiend davon
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