Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
Onkel eine gute Schule.
Es war schon dunkel, als sich Anubis erhob, um zu gehen. Herzlich verabschiedete er sich von den Tarronn und seinen neuen Freunden. Als die Reihe an Drakos gekommen war, legte dieser den Kopf auf den Boden und sprach: „Na, steig schon auf. Ich sehe dir doch den Wunsch an der Nasenspitze an. Es wird mir ein Vergnügen sein, dich zu deinem Gleiter zu bringen.“
Anubis kraulte den großen Drachen dankbar zwischen den Hörnern. „Ja, du bist ein wahrer Drakon. Vor euch ist nie etwas wirklich verborgen geblieben. Schön, dass du wieder da bist.“ Dann kletterte er hinter Drakos’ Kopf und hielt sich gut fest. Mit rauschenden Schwingen stieg der Wächter in den sternenübersäten Himmel.
„Nun?“, fragte Horus in die Runde schauend.
„Er ist beeindruckend.“ Safi, der sonst immer einen flotten Spruch drauf hatte, war fast sprachlos. „So habe ich mir Anubis immer vorgestellt – majestätisch, Respekt einflößend und trotzdem warmherzig. Ich glaube, diesen Tag werde ich nicht so schnell vergessen.“
Neri, Safi und Imset erklärten den Magiern, wie wichtig Anubis für die Totenrituale in Ägypten war und dass sich der Verstorbene in guten Händen wusste, wenn seine Grabkammer vom Abbild des Gottes in der Gestalt eines Schakals bewacht wurde. Auch, dass ein Priester mit der Maske des Gottes das Einbalsamieren des Toten leitete und wie aufwändig die ganze Prozedur gestaltet wurde.
„Und wir werden seine Ratschläge ganz genau beherzigen“, setzte Imset abschließend hinzu.
„Dann sollten wir uns wohl während eurer Abwesenheit lieber in der Nähe der Quelle aufhalten?“, fragte Solon.
„Das wird nicht nötig sein“, erwiderte Imset. „Drakos, als Hüter der Quelle, wird sofort mit Neri Kontakt aufnehmen, wenn etwas nicht stimmt. Einen feinfühligeren Energieseismografen kann es gar nicht geben.“
Duamutef räusperte sich. „Übermorgen bei Sonnenaufgang fliegen wir los und sind, wenn alles gut geht, in spätestens drei Wochen wieder da. Aker stellt uns einen Spezialtransporter zur Verfügung, schließlich will er seine Stiere in bestem Zustand haben.“
„Wie viele sollen wir denn eigentlich holen?“, wollte Hapi wissen.
„Drei dürften genügen, wenn es nur zwei werden, ist Aker aber auch zufrieden.“
Imset zog die Nase kraus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Irgendwie schmeckt mir die ganze Sache nicht. Was haben wir denn überhaupt als Tauschobjekt anzubieten?“
Duamutef sah ihn mit großen Augen an. „Wie – Tauschobjekt?“
„Du willst sie doch nicht etwa stehlen?“ Imset blickte seinen Bruder ungläubig von der Seite an.
Duamutef war nervös geworden. „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht“, gab er schließlich kleinlaut zu.
„Na, schau mal einer an!“, spöttelte Imset. „Allerdings solltest du die Menschen niemals unterschätzen und die Priester, bei denen diese netten Tierchen leben, schon gar nicht“, fügte er ziemlich ernst hinzu. „Ich ahnte doch, dass die Sache mehr als einen Haken hat.“
Kebechsenef und Safi sahen sich kurz an, dann nickten sie Imset zu, der ausatmete und dabei die Augen verdrehte. „Ich muss es doch geahnt haben! Kommt ja nicht auf die völlig absurde Idee, dass ihr beiden um die Tiere kämpft! Ihr könnt mir den Rücken frei halten – mehr nicht. Ist das ein für alle Mal klar?“
Beide nickten und sofort war sich Imset sicher, dass sie es im Notfall trotzdem versuchen würden.
Zwei Tage später machten sich die vier Horussöhne mit Safi auf den Weg zur Erde. Ihr genaues Ziel war Memphis, der Hauptkultort für die Apisstiere. Der Flug verlief ohne Komplikationen, die Landung in der Wüste, fernab der Wohnsiedlungen und Karawanenstraßen, blieb ebenfalls unbemerkt.
Imset teleportierte sich in die Nähe der Stadt, um Erkundigungen einzuziehen, Kamele und Wasserschläuche zu besorgen. Schließlich hatte er die intensiveren Erfahrungen in der Menschenwelt gemacht. Zielsicher fand er, was er suchte.
Der Händler witterte ein gutes Geschäft, als er den kostbar gekleideten Mann bei seinen Tieren sah. Mit vielen Verbeugungen näherte er sich, um dem Fremden seine Dienste anzutragen. Imset suchte sich, unter den erstaunten Blicken des Besitzers, mit geübten Griffen und sicherem Auge die fünf besten Tiere aus. Die Hoffnung des Händlers, den Fremden vielleicht zu übervorteilen, schwand langsam dahin.
Bei einem Becher Tee feilschten sie um den Kaufpreis der Kamele. Am Ende hatte Imset die
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