Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
heilende Energien in ihren Körper.
Immer wieder gebot er ihr, in seine Augen zu sehen. Nach einer unendlich scheinenden Zeit wurde ihr Blick klarer, das Fieber sank. Sie fiel übergangslos in einen tiefen Schlaf. Imset stand auf, bedeutete Amenemhet mit ihm die Kammer zu verlassen.
„Sie schläft. Wenn sie erwacht, lass mich sofort rufen – selbst wenn es mitten in der Nacht ist. Anubis weiß jetzt, dass ich hier war, er wird ihr Ba bewachen und nicht in seine Welt holen.“
„Wie kann ich dir danken?“
„Noch ist der Kampf nicht gewonnen. Wenn sie es nicht will, dann kann sie niemand retten.“
„Verstehe“, hauchte Amenemhet.
Neugierig und fragend sahen ihnen die anderen entgegen. Aber weder Imset noch dem Ägypter war der Ausgang des Besuches anzusehen. Zumindest schien die Frau noch zu leben.
Inzwischen war auch die Tafel reich gedeckt worden, die Männer ließen es sich schmecken. Auch Amenemhet entspannte sich langsam. Eine Dienerin brachte einen großen Krug.
Safi hob schnuppernd die Nase. Die Sonne ging in seinen Augen auf. „Hm, Palmwein!“
Die Horussöhne begannen zu lachen, auch der Gastgeber fiel ein. Offensichtlich war sein Gast ein Weinkenner. Spät in der Nacht brachten Dienerinnen die Gäste in die vorbereiteten Zimmer. Bald zog Ruhe im Haus ein. Der Herr des Hauses lag noch lange wach. Er grübelte über den Grund des göttlichen Besuches nach, den er bisher nicht erfahren hatte.
Mit dem Sonnenaufgang rief er nach Imset. Farah war soeben erwacht. Im ersten Licht des Tages ließen sich die Veränderungen deutlich erkennen. Die Frau konnte zwar den Kopf noch nicht heben, aber ihr Blick folgte ihm, kaum, dass er das Zimmer betreten hatte.
Nur ihre Augen sprachen. In ihnen lag ein dankbares Lächeln. Noch einmal setzte er sich zu ihr und sandte ihr Heilung. Safi erschien nach einer Weile. Er brachte duftenden Tee. Er hatte kurzerhand die Vorratsräume inspiziert und eine seiner unwiderstehlichen Mischungen bereitet.
Die Bediensteten hatten sich scheu in die Ecken der Küche gedrückt, mit großen Augen das Geschehen verfolgt. Noch niemals hatte ein hochgestellter Herr diese Räume überhaupt betreten, geschweige denn persönlich Hand angelegt. Das Haus Amenemhet hatte seine kleine Sensation.
Langsam kehrte etwas Farbe in Farahs Gesicht zurück. Amenemhet half ihr, sich etwas aufzurichten, während Imset ihr vorsichtig den Tee einflößte. Dann ließen die beiden Freunde die Eheleute allein.
„Es ist, als ob das Licht zu uns gekommen wäre“, hauchte Farah.
Amenemhet streichelte ihre Hände. „Das Licht ist gekommen. Fünf Männer sind bei uns zu Besuch, die vier Söhne des Horus und der Schwiegersohn der großen Hathor. Sie haben dich mir wiedergegeben. Ich weiß nicht einmal, wie ich ihnen dafür danken soll. Ruhe dich aus, bald wirst du wieder ganz gesund sein.“
Als er in die große Halle kam, hatten die Gäste bereits das Haus verlassen, um sich in die Stadt anzusehen.
„Erstaunlich, was sich bis in Ramses´ Zeit alles erhalten hat“, stellte Safi bewundernd fest. „Ich hätte nicht geglaubt, einmal die Bauwerke in ihrer ursprünglichen Pracht sehen zu können.“
„Ja die Ägypter sind ein Volk mit Traditionsbewusstsein. Ahmose hat ihnen ihren Stolz wiedergegeben, indem er das Land von der Fremdherrschaft der Hyksos befreit hat. Die Unterhaltung von gestern Nacht war doch sehr aufschlussreich.“
Imset hatte die Augen mit Hand beschattet. Sehnsüchtig spähte er nach dem Tempel des Ptah aus. In ein paar Tagen sollte die große Einweihungsfeier sein. Dann würde man auch den Apisstier in den Tempel bringen. Vielleicht wäre es doch besser, mit Amenemhet über ihr Anliegen zu sprechen.
Alle fünf hatten keine Lust, offiziell mit dem Pharao zusammenzutreffen. Ein Handel ohne großes Aufsehen wäre ihnen am liebsten gewesen. Als sie im Schatten einer Palme ausruhten, zeigte sich auch Imset beeindruckt von dem, was er gesehen hatte.
„Ich bin wirklich stolz darauf, einmal zu ihnen gehört zu haben“, stellte er fest. „Oder einmal zu ihnen zu gehören, denn schließlich war es in der Zukunft.“
„Klingt komisch, aber du hast recht“, lachte Safi. „Deshalb warst, bist und bleibst du auch mein bester Freund.“
Kebechsenef legte den Kopf weit in den Nacken und schaute in den Himmel. „Seit wir die Quelle gefunden haben, hat Zeit keine Bedeutung mehr. Wir können jeden Ort zu jeder Zeit erreichen.“
„Nicht ganz“, dämpfte Imset seinen Optimismus,
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