Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
mehr bewegen als ich, wenn es Schwierigkeiten gibt.“
„Guter Vorschlag“, meinte Hapi. „Außerdem sollte Imset noch heute alles wegbringen, was wir nicht unbedingt benötigen.“
„Es ist also beschlossene Sache, dass wir uns erst die Zeremonie ansehen und danach die Stiere holen.“
Amenemhet schaute beim Abendbrot Imset kummervoll an. „Ich habe das Gefühl, dass wir uns heute zum letzen Mal sehen. Mein ganzes Leben lang werde ich euch für Farahs Heilung dankbar sein. Auch dafür, dass ihr mein bescheidenes Haus dem Palast des Pharaos vorgezogen habt.“
„Auch wir möchten dir danken. Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt“, sprach Imset im Namen aller.
Farahs große schwarze Augen glänzten feucht. Sie löste den kleinen Skarabäus aus Lapislazuli von ihrem Hals, legte ihn Imset in die Hand. „Bitte weise mein Geschenk nicht zurück. Nimm es mit in deine Welt. Möge es dich immer beschützen.“
Noch im Morgengrauen verließ Amenemhet das Haus. Seine Stellung in der Gesellschaft gebot, pünktlich bei Hofe zu erscheinen, um an der Prozession im Gefolge des Pharaos teilzunehmen. Immer wieder spähte er um sich, ob er nicht doch irgendwo eine Spur seiner Gäste entdecken könnte. Vergeblich.
Über Stunden zogen sich die Riten der Tempelweihe hin. Auf dem Höhepunkt des Festes sollte Ahmose dem Apis begegnen. Der Pharao trug einen Kranz aus Lotosblüten in den Hand, der dem Stier über die Hörner gestreift werden musste. Völlig unbewaffnet, nur mit dem Schurz bekleidet, trat er mit stolz erhobenem Kopf aus dem Tempel in den, von einer hohen Mauer umgebenen, Hof.
Das Volk hielt den Atem an. Zwei Priester zogen den schweren Riegel heraus und öffneten das große Tor. Schnell brachten sie sich in Sicherheit. Lautes Schnauben deutete bereits die Ankunft des Stieres an.
Fasziniert starrte Ahmose dem Tier entgegen. Das schwarze Fell mit den gleichmäßigen weißen Flecken leuchtete in der Sonne. Die rot unterlaufenen Augen nahm er nur am Rande war. Der Stier war einfach riesig, die Hörner spitz wie Dolche. Mit gesenktem Kopf stand er dem Pharao gegenüber und scharrte drohend im Sand.
Dann raste er ohne Vorwarnung los. Das Volk schrie auf. Ahmose blieb regungslos auf seinem Platz stehen. Wenn es der Wille der Götter war, dem Stier zu unterliegen, dann werde er sich beugen. Todesmutig blickte er dem Apisstier entgegen. Gleichzeitig fühlte er hinter sich starke Energien, die ihn wie ein Schutzschild einschlossen. Ein Raunen ging durch die Menge. Auf beiden Seiten des Pharao erschienen flimmernde Gestalten.
„Die Horussöhne! Schaut! Das sind die Horussöhne! Unser Pharao steht unter einem mächtigen Schutz!“
Imset zwang dem Stier seinen Willen auf. Er trottete langsam auf den, noch immer wie gebannt stehenden Pharao zu, und brach vor ihm in die Knie. Wie in Zeitlupe hob Ahmose die Hand und legte dem Stier den Blütenkranz um die Hörner.
Als er sich umwandte, konnte er gerade noch die lächelnden Gesichter der Göttersöhne erkennen, die soeben wieder verschwanden. Mit gemessenem Schritt, wie im Traum, verließ der Pharao unter den Jubelrufen der Menge den Schauplatz.
Amenemhet hatte vor Aufregung schweißnasse Hände bekommen. Die Horussöhne hatten seine Stoßgebete wohl gehört und seinem Pharao genau zur richtigen Zeit zur Seite gestanden. Alles, was Ahmose, bisher getan hatte, stand unter dem besonderen Schutz der Götter. Der Pharao hatte mit sicherer Hand dem Land seinen Stolz wiedergegeben. Die Spuren der Fremdherrschaft hatte er getilgt. Amenemhet hatte hart für den Pharao gearbeitet und war Statthalter geworden. Jetzt war er sicher, dass Ägypten in Frieden wachsen konnte.
Ahmose war inzwischen in den Tempel zurückgekehrt, wo er den Göttern dankte. Imset war unsichtbar hinter die Statue des Ptah getreten. Er wartete auf einen günstigen Moment.
„Ich werde dir für deinen Tempel noch zwei Stiere stiften“, sprach der Pharao soeben, als ihm die Statue des Ptah antwortete: „Gib sie den Söhnen des Horus und die Götter werden es dir danken.“
„Dein Wille soll geschehen.“ Ahmose verneigte sich vor der Statue.
Kaum hatte er den Tempel verlassen, schickte er einen Boten zu den Stallungen, mit der Order, die besten Stiere als Opfergabe an die Götter zu schmücken und auf die Söhne des Horus zu warten, die sich heute so hilfreich offenbart hatten.
Die Opferfeuer erleuchteten schon die halbe Nacht den Himmel, als sich eine starke Energie dem Tempel näherte. Die Priester
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