Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
lass es einfach bleiben. Er könnte es vielleicht nicht komisch finden.“ Ohne weitere Erklärungen flog Drakos davon. Er ließ einen verunsicherten Imset zurück.
Neri war aus dem Haus gekommen. „Gibt es was Neues?“
„Keine Ahnung – Drakos sprach in Rätseln und hat mich dann einfach stehen lassen!“
„Dumm gelaufen!“ Neri lachte. Sie lief zum Haus zurück. Mit zwei Sprüngen war Imset bei ihr.
„Was ist hier eigentlich los?“
„Ich glaube fast, du bist der Einzige, der es noch nicht weiß, dabei ist es seit gestern Abend das Thema schlechthin.“ Sie zog eine Augenbraue hoch.
„Und?“
Ungläubig schaute ihn Neri an. „Hast du wirklich überhaupt keinen Schimmer, was los ist?“
Imset schüttelte langsam den Kopf.
„Da werde ich dich wohl aufklären müssen. Also: Solon ist gestern Abend turtelnd und Händchen haltend mit einer dunkelhaarigen Dame gesehen worden. Und da Mira auch schon den halben Tag verschwunden ist, zudem dunkles Haar hat und ich eins und eins zusammenzählen kann…“ Neri vollendete den Satz nicht.
Endlich ging ein Zug des Begreifens über Imsets Gesicht. „Dann scheint es ihn aber gründlich erwischt zu haben. Er war heute früh schon gar nicht er selbst. Jedenfalls würde es mich für beide freuen, sie waren schon viel zu lange allein.“
Im Schein der untergehenden Sonne erreichten Mira und Solon den Rand der Siedlung.
„Spießrutenlauf oder ungesehen direkt nach Hause?“, fragte Solon.
„Spießrutenlauf“, entschied Mira. „Früher oder später wissen es ja doch alle.“ Sie hakte sich wieder bei Solon ein. Gemütlich spazierten sie heimwärts.
Neu-Atla schien auf sie gewartet zu haben. Vor beinahe jedem Häuschen winkte ihnen jemand zu. Sie erwiderten die freundlichen Grüße. Talos war mit Lara und Töchterchen Sara noch im Garten zu Werke.
Auf den Zaun gestützt rief er ihnen entgegen: „Wir wollten schon eine Vermisstenanzeige aufgeben. Kommt ihr noch auf ein Glas Palmwein rein?“
Mit den Augen verständigten sich die frisch Verliebten. „Aber gern“, antwortete Solon dann und trat mit Mira in den hübschen Vorgarten.
Sara half Mama in der Küche ganz schnell bei den Vorbereitungen. Stolz trug sie die vier Weinbecher und ihre kleine Tasse zum Tisch. Lara schenkte den letzten echten Palmwein von der Erde aus.
Solon hob die Augenbrauen. „Wolltest du ihn nicht für einen besonderen Anlass aufheben?“, fragte er Talos über den Rand seines Bechers hinweg.
„Ihr seht glücklich aus. Ist das kein besonderer Anlass?“, fragte Talos zurück. „Und vergiss nicht, dass ich dich fast genau so gut kenne wie mich selbst.“
„Das waren dann wohl schon zwei Argumente“, sprach Lara zu Mira, mit einem schelmischen Seitenblick auf Solon.
Talos legte auf einmal den Kopf seltsam auf die Seite, als würde er lauschen. „Ich glaube, gleich wird es eng. In wenigen Augenblicken werden alle unsere Freunde hier sein. Irgendwie haben sie es mitbekommen, dass ihr bei uns seid.“
„Oh!“, rief Lara und sprang auf. „Dann muss ich mich aber sputen.“
„Ich helfe dir“, sprach Mira, sich erhebend. „Die beiden Männer haben sich wohl eine Menge zu erzählen.“ Sie zwinkerte Solon fröhlich zu.
„Dich hat also der Blitz aus heiterem Himmel erwischt“, stellte Talos lachend fest.
„Ich glaube, das ist die beste Erklärung. Ich fühle mich euphorisch, wie bei meiner allerersten Liebe.“
Talos lächelte hintergründig. „Alter Genießer. Dann kann ich mir den heutigen Tag gut vorstellen und werde mir jede weitere Frage verkneifen. Ich wünsche euch jedenfalls alles Glück dieser Welt.“
Von draußen drangen bereits die Stimmen der ersten Ankömmlinge herein. Und wie in alten Zeiten hatte jedes Pärchen ein Mitbringsel für das Buffet dabei. Die Umsiedlung nach Tarronn hatte den spontanen Feiern der Atlan offensichtlich keinen Abbruch getan.
Sobek und Sara entflohen dem Trubel in Richtung Kinderzimmer. Nala hielt sich immer an Herrchens Seite, darauf bedacht, nicht von den vielen großen Zweibeinern ringsumher versehentlich getreten zu werden.
Als letzter Gast traf Drakos ein. Eingedenk des Rates von Imset hatte er für dessen kleine Begleiterin einen Fisch mitgebracht. Noch bevor die Hündin knurren konnte, hatte er ihr den Fisch vor die Nase geschoben.
Nala fasste zu, versteckte sich hinter dem nächsten Strauch und widmete sich dem unerwarteten Geschenk. Kaum steckte sie den Kopf aus ihrem Versteck, als Merit schon auf sie wartete.
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