Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
verbringen zu können.“ Imset und Talos trugen die beiden schlummernden Kinder in die Betten. Nala trottete ganz verschlafen hinterher. Sie machte es sich an Sobeks Fußende bequem.
„Dann bis morgen“, rief Drakos, als er in die sternenklare Nacht flog.
Imset wählte den schnellen Weg. Er schloss Neri in seine Arme, um sich direkt mit ihr nach Hause zu teleportieren.
Als Letzte verließen Mira und Solon die Gastgeber. Er hatte ihr den Arm um die Schulter gelegt. Der laue Nachtwind trug das leise Plätschern der Wellen heran. Ein leichter Salzhauch lag in der Luft. Drei der fünf Tarronn-Monde strahlten als silberne Sicheln am Himmel. Genau die richtige Nacht für frisch Verliebte.
Als Mira endlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, fand sie sich auf Solons starken Armen wieder, der sie soeben zu seinem Bett trug. Mit einem glücklichen Lächeln schloss sie die Augen und genoss Solons zärtlich streichelnde Hände, die gleichzeitig überall zu sein schienen – es würde wohl noch eine sehr lange Nacht werden.
Imset hatte mit Neri im Arm das gleiche Ziel gewählt. Wer konnte schon wissen, was in den nächsten Tagen auf sie zukomme. Seit Sobek in ihr Leben getreten war, hatten sie auch kaum noch Zeit für sich selber. Die wenigen Stunden bis zum Morgen gaben sie sich mit jeder Faser ihrer Körper ihrer tiefen Liebe hin.
Drakos, auf ewig mit ihnen verbunden, fühlte jede einzelne Regung. Bis ins tiefste Innerste aufgewühlt, lag er schlaflos vor seiner Grotte, und schaute zu den funkelnden Sternen hinauf. Irgendwo da draußen, in einer fernen Galaxie, lag der Blaue Planet, der das Geheimnis um Siri hütete.
Gequält stöhnte der Hüter auf. Immer wieder suchte er nach einem Grund, weshalb er seit Jahrtausenden so leiden musste. Er fand keinen. Die Entscheidungen der Verborgenen blieben unergründlich. Stunde um Stunde starrte Drakos den Himmel an.
Endlich tastete sich der erste Lichtfinger der roten Sonne über den Horizont, das Samtschwarz des Himmels wechselte zu Zartgrün. Seufzend quälte sich Drakos hoch, mit trägen Flügelschlägen glitt er knapp über den Baumkronen dahin. Erst das Bad unter dem Wasserfall vertrieb die trüben Gedanken und gab ihm Kraft für den neuen Tag. Lautlos stieg er in die Wolken, dann strebte er eilig der Siedlung entgegen.
Genau im richtigen Augenblick erreichte er das Häuschen von Imset und Neri. Beide trugen ihre rituellen Gewänder, deren Gold- und Silberstickereien in der Morgensonne funkelten. Zum ersten Mal seit vielen Jahren zierte das wertvolle Kristalldiadem das dunkle Haar von Neri, die zudem ihren Energiekristall und die Statue der Siri in einem Beutel mit sich trug.
Drakos erwiderte den Morgengruß der beiden mit vor Aufregung kratziger Stimme. Imset half Neri in Drakos’ Klaue Platz zu nehmen, ehe er sich auf dessen Rücken schwang. Mit besonderer Vorsicht erhob sich der Drache in die Lüfte.
Wenige Minuten später setzte er sanft am Rande des Hochplateaus auf. Neri schritt geradenwegs auf die Quelle zu, die sie dreimal umrundete, ehe sie ihren Kristall und die Statuette aus dem Beutel zog. Kein Laut war zu hören.
Mit stummem Kopfnicken wies sie Imset den Platz links und Drakos den rechts neben sich zu. Das Siri-Figürchen stellte sie vor sich auf den Boden, während sie den Energiekristall mit beiden Händen umschloss. Zuletzt ließ sie sich im Lotossitz genau im Zentrum der Quelle nieder. Auch Imset und Drakos setzten sich.
Neri schloss die Augen, glich ihre Aura den Schwingungen der Quellenergie an. Je größer die Übereinstimmung wurde, umso heller erstrahlten die Kristalle ihres Diadems. Bläuliche Energielinien liefen von dessen beiden Enden hinüber zur Statuette, die in einem wahren Farbenrausch erglühte. Als der große klare Kristall in ihren Händen die Energie auffing schloss sich der Kreis.
Ein gleißender Zylinder aus goldenem Licht stieg hoch in die Atmosphäre des Planeten. Neris Geist löste sich vom Körper und folgte dem Licht. Imset und Drakos wachten über den Körper und darüber, dass sich nichts und niemand der Quelle ungesehen nähern konnte.
Die Magier hatten sich bei Solon eingefunden. Mit den Augen verfolgten sie, wie die Säule aus Licht in den Himmel stieg. Erst jetzt ahnten sie, wie mächtig die Quelle wirklich war. Würde ihren drei Freunden der kleinste Fehler unterlaufen, könnte das deren Tod bedeuten. Sobek und Sara spielten gerade im Garten mit Nala, als sie das Leuchten gewahrten.
„Mama?“,
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