Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)

besonders ins Herz schneidet.“
    „Und Seschat?“, fragte Safi.
    „Sie hat keine Ahnung von all dem. Es ist auch besser so. Es wäre unfair, ihr Glück zu zerstören.“ Imset schaute zu den beiden Frauen hinüber, die fröhlich plaudernd in der Sonne lagen und weder Horus´ Blick noch die Unterhaltung der beiden Freunde bemerkten.
    „Wie geht es Merit?“, fragte Imset schließlich.
    „Sie spielt die starke Frau. Aber du siehst ja, wie angeschlagen sie noch ist. Nicht einmal unser Gespräch weckt sie auf. Die vielen Monate, in denen wir förmlich um ein Baby gekämpft haben, sind noch lange nicht vergessen. Diese Ungewissheit, warum es einfach nicht klappen wollte. Und dann hatte sie wieder diese Albträume …“ Safi verstummte.
    „Warum hast du denn nichts gesagt?“, fragte Imset erstaunt.
    „Merit wollte nicht, dass du von diesen Träumen erfährst. Irgendjemand flüsterte ihr ständig ein, dass ein anderer der Vater des Kindes werden müsse, um Siri zu erwecken. Das war auch der Grund, weshalb ich in der völligen Verzweiflung und ohne euer Wissen die Quelle als letzte Rettung sah.“ Safi streichelte liebevoll seine kleine Tochter.
    „Apophis?“
    „Ich vermute es, nachdem, was du mir über Neris Albtraum erzählt hast“, erwiderte Safi. „Merit hatte panische Angst davor, dass er recht haben könnte. Dass es mir nicht anders ging, kannst du dir sicher vorstellen.“
    Imset knirschte mit den Zähnen und ein gefährliches Funkeln lag in seinen Augen. „Wenn ich den Dreckskerl erwische, ist Schluss mit Lustig. Ich kann nur hoffen, dass er mir nicht allein über den Weg läuft, ich würde ihm glatt den Hals umdrehen. Und genau das ist, was meine Gegner versuchen werden.“
    „Wie meinst du das?“, Safi schaute seinen Freund verständnislos an.
    „Nun, du kennst noch nicht die ganze Geschichte“, sprach Imset und schaute in weite Ferne. „Vielleicht verstehst du dann, weshalb Horus so leiden muss und er diese Strafe auch annimmt.“ Imset setzte sich neben Safi und begann leise zu erzählen: Es war damals, als Seth Osiris umbringen wollte und das Ganze als Unfall zu vertuschen versuchte. Es war ihm gelungen, Osiris’ Leib zu zerstückeln und im unübersichtlichen Terrain eines Sumpfes zu zerstreuen. Den zerstörten Lebensschlüssel warf er ebenfalls in die Sümpfe.
    Isis ahnte, was geschehen war, sie begann die Stücke zusammenzutragen, um sie voller Hoffnung mit dem Replikator in Verbindung zu bringen. Doch ein Teil des Leichnams fehlte. So sehr sie auch suchte, sie konnte den fehlenden Penis nicht finden. Die Zeit, in der sie Osiris wiedererwecken konnte, lief ab und ihr blieb nur der eine Weg, den Geliebten mit diesem Makel ins Leben zurückzurufen.
    Und nicht nur das schlug fehl. Durch den zerstörten Lebensschlüssel muss der Körper alle paar Monate erneuert werden. Er ist zum Gefängnis für Osiris´ Seele geworden. Mein Vater war derjenige, dem Seth schließlich doch noch zwischen die Finger kam, bevor er sich in die Wüste absetzen konnte. Sie gerieten furchtbar aneinander.
    Seth schlug Horus ein Auge aus. Horus´ Rache dafür und für den Zustand seines Vaters war furchtbar. Im Zorn riss er Seth die Hoden ab, in dem vollen Wissen, dass die Fortpflanzungsorgane, die einzigen Körperteile waren, die ein Lebensschlüssel nicht ersetzen konnte. Seth gelang es, schwer verletzt in die Wüste zu fliehen.
    Horus konnte seinen Wutausbruch nicht mehr ungeschehen machen. Demütig erwartete er das Urteil der Schicksalsgöttinnen, das lautete: Er werde sich unsterblich in eine Frau verlieben, die ständig in seiner Nähe sei, aber niemals die Seine werde. Ihm sollte ein ähnliches Schicksal bereitet werden wie Seth, dem er jede Chance auf eigene Nachkommen genommen hatte.
    Die Schicksalsgöttinnen hatten ihre Rechnung ohne Isis gemacht, die durch das Gebrechen, welches Osiris ereilt hatte, gleichsam unschuldig bestraft worden war. Wie es auf Tarronn üblich war und heute noch ist, erwählte sie ihren Sohn Horus zu ihrem neuen Gefährten, um durch ihn die Linie des Osiris weiterleben zu lassen.
    Und wie auch auf Tarronn üblich, legten die Urmütter fest, dass alle drei Kinder Jungen und damit der alleinigen Erziehung durch Horus übergeben waren.
    Doch auch nach Jahren konnte für Osiris keine Hilfe gefunden werden und Isis nahm wieder einmal bei Horus Zuflucht.
    Das vierte Kind der beiden sollte ein Mädchen werden. Warum auch immer, Isis hatte es wohl satt, dass bei allen Schäferstündchen die