Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
Geschwister auf der Erde – aber in einer fünftausend Jahre entfernten Zukunft, die für mich die Vergangenheit ist. Nur sind die Vier keine Atlan, sie sind Menschen, wenn sie auch in den höchsten Adelskreisen leben. Nur die Erstgeborene einer Atlan und eines wiedergeborenen Atlan kann atlanisches Blut haben.
Merit-Amun ist meine erstgeborene Tochter und zum Glück lebte in ihr das alte Blut. Safi war ihr königlicher Gesellschafter. Er hat mehr Zeit mit ihr verbracht, als jeder andere bei Hofe. Als dann der Körper der seelenlosen Hüterin Kira nicht mehr sicher war auf unserer Insel, hat Safi alles unternommen, um ihren Körper in der Zukunft gegen Merit-Amun zu tauschen. Es gelang.
Er bekam seine über alles geliebte Prinzessin, ich meine älteste Tochter und Kira wurden fünftausend Jahre geschenkt, in denen wir ihre Seele finden und zurückbringen können.“ Neri schwieg eine Weile. „Und noch etwas: Merit-Amun hat gewusst, dass wir sie verlassen werden. Sie hat sogar unseren Abschied mit geplant und vorbereitet.“
„Jetzt weiß ich, weshalb mir dieser Teil in ihren Geschichten so ans Herz ging. Sie muss sehr gelitten haben“, flüsterte Sobek. „Jeder, der in den Geschichten vorkommt, hat sehr leiden müssen, das erklärt mir auch, weshalb ihr alle so stark zusammenhaltet. Ich bin stolz darauf, ein Teil dieses Clans zu sein.“
„Genau so stolz sind wir alle auf dich, denn du hast begriffen, was wahre Stärke ausmacht.“ Horus Augen leuchteten, während sich Seschat verstohlen eine Träne wegwischte. Bisher hatte sie nur wenige Bruchstücke aus der Vergangenheit von Neri, Imset und den anderen gekannt.
Sobek bat darum, sich zurückziehen zu dürfen. Er wollte in Ruhe über das Gehörte nachdenken. Natürlich wurde ihm diese kleine Bitte gern gewährt. Mit Nala im Schlepptau suchte er sein Zimmer auf und wie immer schlief die Hündin unter seinem Bett. Lange lag Sobek noch wach, grübelte über die seltsamen Wege nach, die seine Familie bisher gegangen war.
Viele, der im Kreis der Magier einfach hingeworfenen Bemerkungen, bekamen für ihn nun eine ganz andere Dimension. Sobek beschloss, auf Taris so viel wie möglich über die Geschichte der Tarronn, Atlan und der Ägypter zu lernen, da die beiden Ersteren die Letzteren in jeder Weise mit ihrer Anwesenheit beeinflussten, wie er immer wieder feststellte.
Er werde also freiwillig und mit Freude an der Sache die Studien betreiben, die alle von ihm erwarteten. Für heute war er schon glücklich darüber, dass er endlich den Zusammenhang zwischen Hathor und Nefertari begriffen hatte – nämlich, dass alle ein und dieselbe Person, sprich seine Mutter Neri waren. Sichtlich zufrieden schloss er die Augen und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
„Es war die richtige Entscheidung, ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Nun hat er noch ein paar Tage Zeit Fragen zu stellen“, sagte Horus, als er sich erhob. „Ich glaube, ich werde jetzt auch in Richtung Bett verschwinden. Selbst mit Magie ist es ein Knochenjob, an den man sich erst mal wieder gewöhnen muss. Es dürfte wohl schon dreitausend Jahre her sein, dass ich das letzte Mal komplett ohne moderne Technik gearbeitet habe. Aber ich bin Safi dankbar dafür.“
Als Seschat und Horus gegangen waren, wirbelte Imset herum, riss Neri in seine Arme, trug sie mit großen Schritten ins Schlafzimmer. Der heutige Abend hatte ihn zu sehr daran erinnert, wie trostlos das Leben ohne sie wäre. Neri ging es nicht anders, bei Imset fühlte sie sich auch nach den vielen Jahren noch geborgen.
Am nächsten Morgen trafen sich die Magier nach dem Training an der Quelle. Siri hatte Seschat abgeholt, die unbedingt dabei sein wollte, wenn die erste Zeile der gigantischen Steinblöcke gesetzt werden sollte. Das Bauwerk war so geplant, dass ihm die Steine durch ihr Eigengewicht Festigkeit verliehen.
Die Steinschneider hatten so exakt gearbeitet, dass kaum Änderungen nötig waren, um alle Teile lückenlos und passgenau zusammenzufügen. Die erste Reihe der fünfzig Meter langen Front bot bereits einen imposanten Anblick. Staunend standen Atlan, Tarronn und Drakon. Sie freuten sich, wie das gemeinsame Werk wuchs.
„Am Ende werden wir sie strahlend weiß verkleiden. Man wird sie schon von Weitem sehen können“, schwärmte Safi.
„Auf alle Fälle ist das ein Tempel, den Tarronn noch nicht zu bieten hat“, lächelte Horus.
„Stimmt“, warf Drakos ein. „Hier sind die Heiligtümer bisher große weite
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