Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
die Drakon geflüchtet hatten, die eine Art Schallschutzglocke schufen. Trotzdem schauten sie neugierig herüber.
„Pass auf, ich mache es dir vor und du versucht, den gleichen Ton zu treffen.“ Imset begann mit dem leisen Trillern, das Drachen und Drakon magisch anlockte. Nach mehreren Versuchen hatte Sobek den Trick heraus. Nun klappte der Ruf auf Anhieb. Dann steigerte Imset die Lautstärke und änderte die Frequenz. Sobek musste sich vor Schmerzen die Ohren zuhalten. Ein Teil des Hügels zerfiel einfach.
„So, nun bist du dran. Gib volle Kraft – nur kein Mitleid, sonst hast du keine Chance.“
Sobek wunderte sich, wie leicht es ihm fiel, diesen Schrei auszustoßen, der für andere Lebewesen tödlich sein konnte. Der Rest des tauben Gesteins fiel in sich zusammen.
„Na, es geht doch.“ Imset klopfte Sobek stolz auf die Schulter. „Für den Ultraschrei musst du dann die Töne nur noch viel, viel höher ausstoßen. Jetzt bist du im Besitz einer der furchtbarsten Waffen in diesem Universum. So und nun machen wir beide uns wieder mit den anderen ans Steinschneiden. Mal sehen, was wir heute schaffen. Drakos ist ja auch voll eingestiegen.“
Horus hatte sich inzwischen mit zu den Männern gesellt, die die freien Blöcke von ihren Plätzen hoben und für den Abtransport bereit machten. Die Schuppentiere , wie Imset Drakon und Drakonat kürzlich bezeichnet hatte, arbeiteten so schnell, dass Horus´ Hilfe vom anderen Team dankbar angenommen wurde. Gegen Mittag flog Drakos wie immer mit seiner Wanne nach Neu-Atla.
Diesmal betrachtete er argwöhnisch die ganze Flugstrecke entlang die Umgebung. Obwohl er nichts Ungewöhnliches entdecken konnte, beruhigte ihn das keineswegs. Kurz vor der Landung zwang er sich zur Ruhe. Er wollte die Frauen der fleißigen Baumeister keinesfalls unnötig beunruhigen.
Neri, Mira und Luna erwarteten ihn schon.
„Hallo Drakos! Wie gehen die Arbeiten voran?“
„Bestens. Imset hat Sobek die Technik mit dem Drachenschrei gelehrt und ich habe von Siri Nachhilfe bekommen“, lachte der Riese. Seine gelben Augen funkelten fröhlich. Flugs griff er die volle Wanne und hob mit rauschen Schwingen ab. Bald war er nur noch als winziger Punkt am Himmel zu sehen.
„Die Technik mit dem Drachenschrei“, murmelte Neri, als sie zum Haus zurückkehrte. „Dann ist Sobek nun also fast so mächtig wie Imset. Ihm fehlt nur noch die Flamme.“ Sie drehte sich noch einmal um, schaute in die Richtung, in die Drakos verschwunden war. Im Haus wartete Merit mit Tanit auf sie. Die Kleine schlief, bewacht von Tina und Nala, den beiden Hündinnen.
„Sobek hat den Schrei gelernt“, sagte Neri, kaum dass sie das Zimmer betreten hatte.
Merit-Amun horchte auf. „Dann kann ich ihm heute Abend ja ordentlich gratulieren“, freute sie sich.
„Du hängst sehr an ihm“, stellte Neri fest.
„Ja. Schließlich ist er der einzige Bruder, den ich zum Greifen nah habe“, erwiderte Merit lächelnd.
Neri zwinkerte sie an. „Er weiß seit gestern, dass es nicht nur euch beide gibt und er weiß endlich um unsere wahren Identitäten.“
„Wie hat er es aufgenommen?“
„Mit größter Freude. Ich glaube, nun liebt er seine große Schwester noch mehr.“ Neri warf ihr langes schwarzes Haar zurück.
„Er wird mir fehlen, wenn er auf Taris ist“, seufzte Merit.
„Na, frag mich mal“, erwiderte Neri. „Aber es ist besser so, langsam sehe ich es ein, wenn es auch schwerfällt.“
Maris übernahm, wie immer, die Essenausgabe. Als er die Früchte für die beiden Drakon hervorholte, hoben diese sofort die Köpfe.
„Hmm, riecht das lecker. Ich glaube fast, Lara hat die Ananas in besonderes Kraftfutter verwandelt“, rief Drakos und sog geräuschvoll die Luft ein.
Tatsächlich – Lara hatte die geschälten Früchte eingeschnitten, in jede der entstanden Spalten verschiedene Kräuter gesteckt, die Früchte dann einzeln in die essbaren Blätter des Beij-Baumes gewickelt. Der limonenartige Geschmack ergab mit den vielen Kräutern und dem süßen Ananas eine wirklich leckere Mischung.
Auch Siri verdrehte genüsslich die Augen. „Wirklich ungemein erfrischend.“
Safi hob ebenfalls schnuppernd die Nase. „Dieses Rezept muss ich mir unbedingt geben lassen. Vielleicht kann man das sogar als Getränk kreieren.“
Talos lachte. „Ah, der Gourmet – immer auf der Suche nach kulinarischen Genüssen.“
„Ein ausgefallenes Hobby muss der Atlan schon haben, um richtig glücklich zu sein“, feixte Safi.
Weitere Kostenlose Bücher