Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)
was Ihr wollt.«
»Ich weiß, dass Ihr dabei wart, die Sanguina an den König zu liefern. Ich weiß auch, dass Ihr behauptet, der Prinz sei derjenige, der meinen Kapitän gefangen genommen hat.«
»Ich kann mir nicht sicher sein«, sagte er, »aber Jeremies Hunde sind ein gutes Indiz.« Der Stein blitzte blau auf.
Falkin griff sich einen Kanten Brot und begann, ihn in Stücke zu reißen. »Gut. Da ich die Sieg verfehlt habe, bleiben mir also noch zwei Möglichkeiten. Ich kann tun, worum Binns mich gebeten hat: sein Logbuch in den Palast bringen und hoffen, dass mir dieser Lig helfen wird.«
McAvery lachte leise und nahm einen Schluck Bier.
»Findet Ihr das komisch?«
»Ganz und gar nicht.« Der blaue Stein blieb dunkel. Falkin zog eine Augenbraue hoch, aber McAverys Gesicht bot eine Maske der Ernsthaftigkeit. »Und Eure andere Möglichkeit?«
»Ich finde diesen Prinzen, von dem Ihr sprecht, und gebe ihm zum Tausch die Pflanze.«
»Schlechte Idee.« McAvery biss in ein Würstchen. »Er würde sie benutzen, um die Krone zu übernehmen.«
»Was kümmert es mich, was Könige und Prinzen einander antun?«
»Ihr werdet Euren Kapitän trotzdem nicht zurückbekommen. Er ist viel zu wichtig. Jeremie würde seine Freilassung versprechen und dann ihn und auch Euch umbringen. Problem gelöst.«
Genau, wie sie befürchtet hatte. Sie brauchte McAvery, aber nicht als Werkzeug. Er war der Einzige, der ihr helfen konnte.
»Es war nicht leicht, dieses Ding hier zu ernten.« Er streichelte eines der dicken, grünen Blätter der Pflanze. »Sie wächst nur auf den höchsten Klippen von Cre’esh. Soweit ich weiß, gibt es auch nur diesen einen Baum.« Er schob sich eine weitere Kirsche in den Mund und sprach darum herum: »Den Baum auszugraben, war nicht einfach. Wir mussten außerordentlich vorsichtig sein, um keine der Wurzeln zu kappen. Aber die eigentliche Qual war …«
»Die Erde!«, rief Falkin, überrascht über die plötzliche Erkenntnis. »Die Sanguina muss in ihrer Heimaterde wachsen, nicht wahr?«
»Sehr gut, wenn auch … etwas zu poetisch formuliert. Wenn sie umgepflanzt werden soll, muss sie auch einen Großteil der Erde behalten, aus der sie kam, um weiter zu gedeihen.«
»Und es war gar kein Danisober an Bord mit Euch?« Sie war fast enttäuscht.
»Nein. Auf dieser Fahrt brauchten wir ihre besonderen Fähigkeiten nicht. Und ich lege Wert darauf, nie mit ihnen zu arbeiten. Aber da wir schon von der Bruderschaft sprechen«, sagte er, legte den Stein auf den Tisch und berührte ihn sanft mit einem Finger, »kommen wir wieder auf etwas, das wir, glaube ich, schon einmal angeschnitten haben. Es gibt da eine Frage, die Ihr mir noch nicht beantwortet habt.«
Das war es also. Er hatte es nicht vergessen – damit hatte sie auch nicht gerechnet. Sie würden über noch mehr sprechen müssen, um einen ausführbaren Plan fassen zu können. Sie hatte niemals jemandem davon erzählt, aber bisher hatte ja auch niemand je danach verlangt. Bis auf diesen Mann.
»Die Danisober haben meine Eltern getötet, als ich noch ein Kind war.« Es war nicht die ganze Wahrheit, aber nahe genug daran. Das hoffte sie zumindest.
McAvery zerpflückte beiläufig einen Fisch; dann und wann aß er eines der Stücke, sah aber nie in Falkins Richtung. »Warum?«
»Das geht Euch nichts an. Jetzt bin ich an der Reihe.« Falkin schob sich ein Stück Käse in den Mund.
»Aufs Verhandeln versteht Ihr Euch nicht so gut, nicht wahr? Wahrscheinlich bezahlt Ihr auf dem Markt auch immer den vollen Preis.«
Ganz leise begann er eine kleine Melodie zu summen, allerdings keine, die Falkin erkannte; dennoch bewirkte sie, dass ihr ein Kribbeln der Erregung das Rückgrat hinunterlief. Wusste er es schon? War das seine Art, darauf anzuspielen? Sie musste die Richtung des Gesprächs ändern, bevor er zu nahe herankam.
»Was Eure kleine Sanguina angeht …« Sie sah sie stirnrunzelnd an und drehte den Topf halb herum. »Ist die Verdickung da in der Mitte die Knospe?«
»Ja. Sie wächst. Es wird wahrscheinlich nur noch ein paar Tage dauern, bis sie eine Frucht trägt.« Er lächelte mit kalter, berechnender Miene. »Ich bin dran«, murmelte er. Falkin hatte ein ungutes Gefühl im Magen. Sie hatte ihren Spielraum aufgebraucht. Und war nun nicht mehr an der Reihe. Mit drei Worten hatte er klargestellt, dass das Spiel vorbei war, wenn sie nicht eingestand, warum die Danisober ihre Eltern ermordet hatten.
Sie stand vom Stuhl auf, die Hände um ihren
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