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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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wenn meine Mannschaftskameraden beschließen würden, mich zu verschachern?«
    »Aber Falkin …«, begann er. Sein Argument wurde von einem lauten Klopfen an der Tür unterbrochen. »Soll ich sie für dich öffnen, Kapitän?«
    Sie sah ihn böse an. »Du bleibst sitzen.« Sie stand auf und öffnete die Tür.
    Bardo stand mit mehreren Männern im Rücken davor. »Tut mir leid, dich beim Abendessen zu stören, Kapitän, aber wir haben da ein kleines Problem.«
    »Du störst mich nicht, Bardo.« Sie trat aus ihrer Kajüte hinaus aufs Hauptdeck. Die wenigen Männer der Nachtwache standen herum und beobachteten sie. Sie warf einen Blick zum Achterdeck hoch. Der Rote Tom stand am Steuer. Er musste sich inzwischen von dem Leiden erholt haben, das ihn vorhin noch so belastet hatte. Dabei war er nicht allein – ein anderer Matrose, Charlie, stand neben ihm, und zwar so nahe, dass kein Raum zwischen ihnen beiden sichtbar war. Tom sah sie aus zusammengekniffenen Augen an; sein Gesichtsausdruck verriet eine Mischung aus Entsetzen und Warnung.
    Falkin drehte sich herum, um Bardo wieder anzusehen. Der kleine Mann grinste sie an; seine verfärbten Zähne und das spitze Kinn ließen ihn mehr denn je wie eine Ratte aussehen. »Was ist denn los, Bardo? Ist ein Schiff in der Nähe?«
    »Nein, Kin.« Bardo machte eine ruckartige Kopfbewegung. Zwei Männer packten sie an den Armen und hielten sie zwischen sich fest. »Du selbst bist das Problem.«

Kapitel 26
     

     
    Es zwingt des Waisen Fluch die Seel’ Die Hölle auszuloten. Weit schrecklicher noch ist der Fluch Im Auge eines Toten.
    Samuel Taylor Coleridge
     
     
     
    FALKIN WEHRTE SICH gegen die beiden Männer, kämpfte gegen ihren Griff an und stampfte ihnen auf die Füße. Hätte sie sich doch nur nicht die Stiefel ausgezogen! »Was zur Hölle tut Ihr?«
    Über Bardos magere Schulter hinweg sah Falkin, wie zwei weitere Männer McAvery aus ihrer Kajüte führten. Er kämpfte nicht gegen sie. Kälte durchströmte sie wie ein plötzlicher Wintereinbruch. Oh, Götter, er wehrte sich überhaupt nicht! Dieser alte Hurensohn! Sie hatte sich also gar nicht in ihm getäuscht. Und sie hatte ihm alles erzählt. Ihr kam die Galle hoch und drohte, aufs Deck überzulaufen. Binns’ Leben, das Schiff, ihre eigene Freiheit – alles verspielt, über Bord gegangen, allein durch ihre Sorglosigkeit.
    Wieder sah sie zum Roten Tom hoch. Der Mann neben ihm war ein bisschen zurückgetreten, so weit, dass sie die scharfe Klinge sehen konnte, die so angesetzt war, dass sie Toms Niere durchbohren würde, wenn er eine plötzliche Bewegung machte. McAvery stand ruhig zwischen den beiden Kerlen, die ihn aus der Kajüte geführt hatten, als warte er auf irgendetwas.
    Falkin riss an den Händen, die ihre Arme gepackt hielten, doch es gelang ihr nicht, sich loszumachen. »Du schleimige Bilgenratte! Binns hat dir vertraut! Ich habe dir vertraut!«
    »Ja, Kin, das hast du getan.« Bardo kicherte und genoss die Situation ganz offensichtlich. »Das hat es ja so leicht gemacht. Ich kann dir gar nicht sagen, wie lustig es war zuzusehen, wie du dich die ganze Zeit furchtsam umgesehen hast und jeden Mann außer mir in Verdacht hattest. Aber mach dir keine Vorwürfe. Du bist schließlich nur ein Mädchen. Wer hätte schon je von einer Frau gehört, die das Kommando führt?«
    Diese Worte, genau auf dieselbe Art gesprochen – sie klangen ihr so vertraut. Es war nicht nur das übliche Geschwafel darüber, dass Frauen Unglück brächten, das sie jahrelang hatte anhören müssen. Es war verletzender als das, noch bedrohlicher. Blitzartig begriff sie, wo sie die Worte schon gehört hatte. McAvery starrte sie mit aufmerksamem Blick an. Er schien den Moment zu bemerken, in dem sie begriff, und legte seinen Kopf zur Bestätigung schief.
    Die Stimme, die er nachgeahmt hatte, die Worte, die er gesprochen hatte … Bardos. Von allen Männern an Bord war Bardo der Letzte, den Falkin je für den Schuldigen gehalten hätte. Er hatte eine so gute Maske getragen, sich unauffällig verhalten und seine Taten gut verhehlt. In tiefster Nacht musste er in der Dunkelheit der unteren Decks seine aufwieglerischen Worte jedem Mann eingeflüstert haben, der hatte zuhören wollen. Wie lange hatte er schon auf diese Gelegenheit gewartet? Offenbar schon seit der Zeit, bevor sie McAvery begegnet waren. Die beiden konnten jederzeit, in jedem Hafen, Kontakt zu einander aufgenommen haben. Falkin suchte nach einem Hinweis, irgendeiner Verbindung

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