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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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dem Mitternachtsblau des Abendhimmels ab, schattengesichtige Ungeheuer, die nur darauf warteten, sie in dem Augenblick, in dem sie einen Fuß auf pechetischen Boden setzte, am Stück zu verschlingen. Sollten sie doch. Jegliche Furcht, mit der sie bis jetzt gerungen hatte, war verflogen und kalter Entschlossenheit gewichen. Menschen oder Ungeheuer – sie war bereit, jeden verbluten zu lassen, der sich zwischen sie und Binns stellte. Sollten die Pecheter doch ihre politischen Spielchen spielen, soviel sie nur wollten, wenn sie ihr dabei nur nicht in die Quere kamen!
    McAvery blieb für den Rest der Fahrt ans Ufer stumm, aber Falkin konnte spüren, dass seine Augen Löcher in sie hineinstarrten. Sie hatte ihn seit dem scheußlichen Abend in ihrer Kajüte auf Abstand gehalten. Bei der Erinnerung verspürte sie Gewissenbisse. Sie hätte es besser wissen sollen, als sich so von ihrem Körper beherrschen zu lassen. Als Maatin hatte sie sich nicht den Luxus leisten können, sich in der Mannschaft einen Geliebten zu wählen, um nicht gegen irgendeinen Befehl, den der Kapitän geben mochte, beeinflusst zu werden. Da sie die einzige Frau an Bord gewesen war, war es zugleich auch eine Frage der Sicherheit gewesen.
    Aber jetzt, als Kapitän, war sie in ihrer Freiheit in dieser Hinsicht noch stärker eingeschränkt. Die Hitze, die McAvery in ihr weckte, war zugleich verlockend und verführerisch, aber sie würde einen kühlen Kopf bewahren. Er war das Risiko nicht wert. Ganz gleich, wie schnell ihr Blut auch pulsierte, wenn er sie ansah.
    Falkin wies die Ruderer an, sie am dunkelsten Streifen des Strandes auszusetzen. Sobald der Bootsrumpf über den Sand schrammte, streckte Falkin den Schlüssel aus, um McAverys Hände loszuketten.
    »Ah«, seufzte er und rieb sich die Handgelenke. »Süße Freiheit.«
    Sie gingen zwischen den Bäumen hindurch, die vom Wasser aus wie ein wilder Wald gewirkt hatten. Aber sobald man sich in seiner Dunkelheit befand, war es offensichtlich, dass diese Bäume gezielt angepflanzt worden sein mussten. Der Boden war flach und leicht zu überqueren. Ohne Unterholz und die üblichen umgestürzten Stämme war es gar kein richtiger Wald.
    Nach kurzer Zeit führte McAvery Falkin aus der Baumreihe in einen schattigen Durchgang zwischen zwei hoch aufragenden Steinmauern. Der schwere Duft nachtblühender Blumen, der von den Gärten jenseits davon ausging, erfüllte ihre Sinne. Der enge Durchgang war mit Steinplatten gepflastert und sauberer als manche Wirtshäuser, in denen sie gegessen hatte, wie sie in einer kleinen Aufwallung von Neid dachte.
    »Dieser Ort ist so gut wie jeder andere«, verkündete McAvery. »Bist du bereit?«
    »So bereit, wie ich je sein werde.« Sie sagte ihm nicht, dass ihr Magen sich vor düsteren Vorahnungen zu Knoten zusammenkrampfte und auch nicht, wie schwach sie sich bei dem Gedanken fühlte, die Magie zuzulassen. Sie schob diese lästige Besorgnis jedoch von sich. »Was tue ich als Erstes?«
    »Es ist leichter, als du ahnst«, sagte er und zwinkerte. »Sicher leichter als dieser Pfeiftrick, den du an Bord des Schiffes vorgeführt hast.«
    »Du meinst den Trick, zu dem du mich gezwungen hast.« Sie packte den Griff ihres Degens; ihre Knöchel liefen angesichts der Anstrengung, die es sie kostete, ihn nicht zu ziehen, weiß an.
    »Ich habe dich nur ermutigt.« Er winkte lässig ab. »Wir können uns später noch über die genaue Formulierung streiten. Schließ jetzt die Augen. Du schaffst das.«
    Panik flatterte in ihr – wie Motten.
    »Es ist leichter, sich etwas vorzustellen, wenn man die Augen geschlossen hat. Aber wenn du am Ende lieber Burks Kopf und Volgas Beine hättest …«
    Sie seufzte. Wenn auch nichts sonst an ihm wahrhaftig war – er wusste doch mehr über Magie als sie. Wenn ihnen diese List gelingen sollte, würde sie alles auf seine Weise tun müssen.
    Sie ließ ihre Augen zufallen. Der Duft der Blumen drang wieder auf sie ein, süß wie alter Honig. Stille herrschte in der Dunkelheit. Einen Moment lang fragte sie sich, wie die Leute, denen diese Gärten gehörten, es nur aushielten, im Haus zu bleiben – wären es ihre Gärten gewesen, sie wäre gewiss die ganze Nacht lang im Mondlicht darin herumspaziert.
    »Jetzt stell dir Burk und Volga vor«, durchbrach McAverys Stimme ihre angenehmen Gedanken. »Erinnere dich an das letzte Mal, als ihr euch von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden habt, und versuch, dich an so viele Einzelheiten wie möglich zu

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