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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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denkst.«
    »Überheblicher Drecksack! Kein lebender Mann ahnt auch nur einen Bruchteil dessen, was eine Frau denkt.«
    »Ein wahreres Wort ist nie gesprochen worden«, sagte er. »Aber dieser Fall hier ist, glaube ich, eher eine Ausnahme.«
    Sie gingen an einer Ziegelmauer entlang, die höher als McAverys Kopf aufragte. Falkin fuhr mit der Hand darüber und genoss die samtige Weichheit von altem Moos und feuchten Ziegeln. »Gut. Was habe ich gedacht?«
    »Keine Patrouillen auf dem Weg, weil keine gebraucht werden.« Er schenkte ihr die seltsame Andeutung eines Lächelns. »Deine Spießgesellen würden nicht weiter als bis zum Anleger kommen.«
    »Du kennst meine Männer nicht.«
    Er zuckte die Schultern und winkte sie weiter auf die Ecke zu, der sie sich näherten. »Bei Tageslicht bietet es einen eindrucksvolleren Anblick«, sagte er und wies mit ausgestreckter Hand auf das Gebäude.
    Nun, da sie davorstand, verschlug es Falkin den Atem. Gewaltige Mauern aus behauenem, seltenem blauem Marmor, der nur auf dem Kontinent abgebaut wurde, ragten über dem Kopfsteinpflaster auf und teilten sich in zierliche Türmchen, die den Nachthimmel durchstießen. Licht strömte durch bunte Glasfenster und beleuchtete den Weg darunter in allen Regenbogenfarben. Unmittelbar vor ihnen ragten, geschützt von einem gewaltigen eisernen Fallgatter, silberne Tore auf, hoch genug, um einen großgewachsenen Mann, der auf einem Schlachtross ritt, durchzulassen, ohne dass er den Kopf einziehen musste. Zwischen ihnen und den Toren lag ein Pförtnerhäuschen, ein kleines Gebäude, das die eine Person beherbergte, die darüber entschied, welche Bittsteller vorgelassen wurden und welche auf der Straße bleiben mussten. Warmes Kerzenlicht flackerte daraus hervor.
    »Komm mit«, murmelte McAvery und winkte mit der Pflanze. »Wir haben eine Verabredung.« Er ging quer über das Kopfsteinpflaster und klopfte ans Fenster des Pförtners.
    »Einen Augenblick, nur einen ganz kurzen Augenblick, bitte«, ertönte eine Stimme von drinnen. Die hölzernen Läden schwangen auf und enthüllten einen alten Mann. »Kann ich den Herren irgendwie behilflich sein?«, fragte er.
    »Der Prinz erwartet uns.«
    »Es ist aber sehr spät. Ein Großteil des Hauses schläft bereits. Wen wolltet Ihr noch einmal besuchen?«, fragte der Pförtner blinzelnd.
    McAvery stemmte die Pflanze mit einer Hand hoch und stützte den Ellenbogen aufs Fensterbrett. »Ich glaube, Ihr wisst, wen ich besuchen möchte.«
    Die Schläfrigkeit des Pförtners verflog auf der Stelle. »Natürlich. Bitte tretet bis zum Fallgatter vor.« Er richtete sich auf und verschwand vom Fenster; die Läden fielen mit einem Klacken zu. McAvery trat vor, und Falkin beeilte sich, ihm zu folgen.
    »Der Herr Pförtner wusste schon, was er sah, als ich ihm die Pflanze gezeigt habe, also hat Jeremie ihn auf ihr Eintreffen vorbereitet. Wie auch immer … Es läuft ganz gut, findest du nicht?«
    Falkin packte ihn am Ärmel. »Wir könnten auch in eine Falle hineinspazieren.«
    Ein lautes, metallisches Quietschen ertönte, und die schwarzen Gitterstäbe des Fallgatters hoben sich langsam. Jeder Stab hatte einen Umfang wie einer von Shadds Armen, und jeder verfügte über eine zu tödlicher Schärfe zugefeilte Spitze.
    »Sobald das Fallgatter oben ist, tretet Ihr bitte an die Türen und klopft ein einziges Mal.« Die Stimme des Pförtners schwebte hinter ihnen durch die Nachtluft. »Der Haushofmeister wird Euch von dort an eskortieren.«
    Die silbernen Tore öffneten sich, als McAvery ein einziges Mal daran klopfte, und glitten lautlos in Wandnischen beiseite. Dahinter lag ein holzgetäfelter Flur, der kleiner war, als Falkin es erwartet hätte; er war auf eine sonderbar einladende Weise schattig und dunkel.
    »Bitte folgt mir.« Die Stimme, die seitlich von ihr wie eine Schlange hervorkroch, ließ Falkin zusammenzucken. Der Haushofmeister trat aus dem Halbdunkel hervor und verneigte sich. Ihn als unauffälligen Mann zu beschreiben, wäre noch untertrieben gewesen. Durchschnittliche Größe, durchschnittliches Gewicht, mit einer so matten Haarfarbe, dass es keinen Namen dafür gab. Er war der am wenigsten bemerkenswerte Mann, den sie in ihrem ganzen Leben gesehen hatte. Falkin vermutete, dass sie ihn, wenn seine leuchtend blaue königliche Livree nicht gewesen wäre, einfach gar nicht dort hätte stehen sehen, sondern ihn wie einen alten Tisch übersehen hätte.
    Er drehte sich außerordentlich geschmeidig um und ging den

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