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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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McAverys Augen stand. »Sondern das, worüber ich verfüge. Was ich bin.«
    Shadd lachte. »Was du bist? Du bist doch Piratin, Mädchen!«
    Falkin schüttelte den Kopf und starrte den Tisch an. »Das ist nicht alles, was ich bin.«
    Der große Kanonier sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Was versuchst du uns zu sagen, Mädchen?«
    Vier Jahre. Es war ihr gelungen, dies alles für vier Jahre zu vergessen, während derer sie mit einer Piratenmannschaft gesegelt war. Sie nahm an, dass sie schon dankbar dafür sein musste, dass sie es überhaupt so lange hatte verbergen können. Nichts dauerte ewig.
    »Ich wurde auf Eldraga entführt. Ein Bursche namens Cazador hat mich in eine Schutzhütte gebracht und wollte die Danisober holen, um mich wegbringen zu lassen. Er war am Hafen, als wir abgelegt haben. Ich weiß nicht, wem er von mir erzählt hat. Wer vielleicht in Pecheta auf die ersten Anzeichen dafür wartet, dass …« Sie hob den Kopf und sah Shadd in die Augen. »Ich bin eine Verheißung. Ich kann Magie wirken. Und die Danisober wissen genau, wer ich bin.«
    Die Stille im Raum war dicker als eine Suppe, die schon eine Woche lang eingekocht war. Shadd starrte seine Hände an. Tom verschränkte die Arme und lehnte sich mit gesenktem Blick auf seinem Stuhl zurück. McAvery war so still, dass er genauso gut hätte eingeschlafen sein können, sah man von dem dunklen Feuer in seinen Augen ab, die sie beobachteten.
    »Warum hast du mir das nicht erzählt, Mädchen?« Shadds Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, fast zu leise, um hörbar zu sein. »Ich hätte dein Geheimnis bewahrt.«
    Sie griff nach seinen Händen und legte ihre eigenen darüber. »Ich dachte, ich würde dich beschützen.«
    Als die Worte ihren Mund verließen, hörte sie Binns’ Stimme: Es enthält Einzelheiten, die dich umbringen könnten, Kin. Er hatte ihr die wichtigsten Dinge in seinem Leben nicht mitgeteilt – und das hatte er nun davon. Sie war so wütend auf ihn gewesen, weil er Geheimnisse vor ihr gehabt hatte. Und doch hatte sie ganz dasselbe getan.
    Falkin schlug auf den Tisch, und alle drei Männer zuckten zusammen. Sie lachte laut auf, als sie die erschrockenen Gesichter sah, die sie da anstarrten. »Ich kann Magie wirken! Es ist ja nicht so, als ob ich es gut könnte. Bei der Blutigen Grace und all ihren Neffen! Es ist mir gelungen, einem Mann Wasser ins Gesicht zu spritzen, einen anderen am Ast eines Baums aufzuhängen und ein paar Dutzend Degen über Deck fliegen zu lassen. Das ist alles, bis jetzt jedenfalls. Kaum eine Bilanz, die irgendjemandem Angst einjagen könnte.«
    McAvery kicherte, und Tom verzog das Gesicht zu einem winzigen Lächeln.
    »Aber das ist es, was ich bin. Und was ich brauche, um meinen Freund zu befreien. Wenn du« – sie zeigte mit dem Finger auf McAvery – »mir eine Vorstellung davon vermitteln kannst, wie ich meine Talente nutzen könnte, um das zu bewirken, dann mögen die Götter dich segnen. Wenn nicht, so werde ich es eben mit dem Degen schaffen müssen.« Sie hielt atemlos inne; ihr Herz klopfte heftig. »Also, wer ist dabei?«

Kapitel 29
     

     
    Ganz wie ein lauer Frühlingswind Kost’ er mir Haar und Wange, Vermengte sich mit meiner Angst Und macht’ mich doch nicht bange.
    Samuel Taylor Coleridge
     
     
     
    »MAN KANN SICH kaum vorstellen, dass die Schiffe da überhaupt schwimmen können.«
    »Ja.« Sie hatte zwar ihr Bestes getan, einem Gespräch mit McAvery aus dem Wege zu gehen, aber seine Beobachtung traf den Nagel auf den Kopf. Die Mehrzahl der Schiffe, die in den Hafen von Pecheta einfuhren oder ihn wieder verließen, wirkten außerordentlich prunkvoll, in grellen Farben bemalt und dort mit Gold und Silber verstärkt, wo gewöhnliche Schiffe Eisen und Blei verwendeten. Segel, die mit kunstvollen, bunten Stickereien verziert waren, flatterten und blähten sich über den Decks. Sie glänzten in der roten Abendsonne und ähnelten eher Zirkusfahrzeugen als irgendetwas anderem.
    »Wenn das hier die bevorzugte Lebensweise des Adels ist, bleibe ich lieber bei meinem Leisten.«
    Sie biss sich auf die Lippen. Er konnte reden, so viel er wollte, sie würde sich von ihm nicht in eine freundliche Plauderei ziehen lassen. Irgendwann, als sie noch ein Kind gewesen war, hatte ihr einmal jemand den Rat gegeben, sich nie in eines der streunenden Tiere zu verlieben, die manchmal eine Anhänglichkeit an Menschen entwickelten. Es mochte der Tag kommen, an dem ein solches Schoßtier alles war, was

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