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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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Ihr dumm genug wart, durch die Vordertür hereinzukommen.«
    Falkin warf McAvery einen scharfen Blick zu, aber er starrte geradewegs den kräftigen Wachsoldaten an. Er musste gewusst haben, dass Lig der Bruderschaft angehörte, und hatte nur nichts gesagt. Wahrscheinlich würde er sich damit herausreden, dass sie nie gefragt hatte. Sie beschloss, ein wenig auf Zeit zu spielen, bis der Haushofmeister zurückkehrte. Selbst wenn er mit einem Danisober im Schlepptau eintraf. Das Risiko musste sie eingehen. Hierfür hatte sie schließlich die ganze Reise unternommen. Binns hätte sie nicht gebeten, das hier zu tun, wenn er nicht geglaubt hätte, dass sie es auch schaffen konnte.
    »Ich hatte gehört, Ihr wäret tot«, murmelte sie und musterte Cragfarus von oben bis unten, um Anzeichen für die Verletzung zu erspähen, die sie ihm zugefügt hatte.
    »Da habt Ihr falsch gehört«, blaffte der Soldat und tätschelte sich mit sicherer Hand den Unterleib. »Es war nur eine Fleischwunde.«
    Falkin konnte nicht widerstehen, ein bisschen nachzubohren. »Die Geschichte hat sich auf ganz Eldraga herumgesprochen – eine Piratin soll Eure Eingeweide auf dem Deck des Schiffs verteilt haben, das Euch anvertraut war.«
    »Oh, wirklich?« Cragfarus grinste höhnisch. »Haben sie Euch auch erzählt, wie sie, nachdem ich sechs ihrer Jungs getötet hatte, versucht hat, mich in ihr Bett zu locken? Sie hat sich mir geradezu an den Hals geworfen.« Er warf sich stolz in die Brust. »Wenn ich nicht den ganzen Nachmittag gesoffen hätte und dann in der Hitze umgekippt wäre, hätte sie mich da einfach vor ihren und meinen Männern geritten! Ihr hättet sie sehen sollen – sie hat geheult, als ich gestürzt war, weil sie fürchtete, mich getötet zu haben. Die arme, kleine Schlampe hatte doch tatsächlich noch nie zuvor einen echten Kerl gesehen, bevor sie einen Blick auf mich erhascht hat!«
    Es juckte Falkin in der Hand, den Degen zu ziehen. Arme, kleine Schlampe also? Töricht war es von ihr gewesen, seinen Körper nicht über Bord zu werfen, so dass die Tiefe ihn einfordern konnte. Zur Hölle mit aller Vorsicht! Bevor dies hier vorbei war, würde sie das zu Ende bringen, was sie an Bord begonnen hatte, selbst, wenn sie dazu sein Blut auf all den feinen Teppichen des Prinzen vergießen musste.
    Aber nicht gleich jetzt. Sie würde noch ein wenig damit warten müssen, Cragfarus zu töten. Doch sie konnte nicht widerstehen, eine letzte Spitze abzuschießen: »Wie ist es ihr denn dann nur gelungen, Euch das Schiff unter den Füßen wegzustehlen, mein Herr?«, fragte sie. »Stimmt es denn nicht, dass sie ohne Euch abgesegelt ist?«
    Seine qualligen Wangen röteten sich. »Haltet den Mund!«, blaffte er, plötzlich zugeknöpft. »Jetzt ist nicht der rechte Zeitpunkt für solche Geschichten. Setzt Euren Arsch in Bewegung, bevor ich das für Euch erledige!«
    McAvery winkte zur Tür hinüber. »Nach Euch.«
    »Sind wir nicht ein paar höfliche Herren?«, knurrte Cragfarus. »Ich glaube, Ihr beiden verbringt zu viel Zeit miteinander. Bewegt Euch!«
    Vielleicht würden sie ja dem Haushofmeister unterwegs begegnen. Falkin konnte Cragfarus nicht länger hinhalten, sonst würde er noch Verdacht schöpfen. Und sie würde niemandem etwas nützen, wenn sie erst ermordet worden war.
    Cragfarus schloss die Tür hinter McAvery mit einem sachten Klacken und führte sie weiter in die Tiefen des riesigen Gebäudes hinein. Falkin versuchte, sich den Weg einzuprägen, während er sie um Ecken herum- und Treppen hinaufführte, merkte sich dieses Gemälde oder jenen Teppich, aber bald gab sie auf – es war einfach zu viel vorhanden, woran man sich hätte erinnern können. Wenn der Abend nicht gut verlief, würde sie sich auf McAvery verlassen müssen, was den Fluchtweg betraf. Dieser Gedanke war ein schwacher Trost. Sie konzentrierte sich auf die Buntglasfenster. Die führten wenigstens nach draußen. Und sie hatte schon früher Stürze überstanden. Ihre Schulter pochte bei der Erinnerung.
    Endlich blieben sie vor einer verzierten Doppeltür stehen. Cragfarus öffnete sie, scheuchte seine Schützlinge hindurch und sah dann den Flur hinauf und hinunter, bevor er die Tür wieder schloss.
    Falkin blickte sich um, schockiert von der Pracht. Stoffbespannte Wände verliehen dem geschmackvoll ausgestatteten Raum eine gewisse Weichheit. Ein rotsamtenes Sofa stand dem steinernen Kamin gegenüber, flankiert von passenden Sesseln und Beistelltischen, die aus einem schweren

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