Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
Vom Netzwerk:
die Wangen. Er versetzte dem schweren Samtsessel plötzlich einen Stoß und warf ihn um. Falkin musste ihre Zehen durch einen Sprung rückwärts davor retten, zerschmettert zu werden. »Ich habe eine große Zukunft vor mir – und Ihr steht ihr im Weg. Übergebt mir meine Sanguina. Bringen wir dieses Geschäft zu Ende, bevor mein geliebter Vater seinen Hund von einem Magus auf Eure Spur ansetzt und ihr bis zurück zu mir folgen kann.«
    »Nein.« Falkin trat zwischen McAvery und die ausgestreckten Hände des Prinzen und packte die Sanguina. »Ich weiß ja nicht, mit welcher Art von Männern Ihr gewöhnlich Geschäfte abschließt, aber ich verlange meine Bezahlung, bevor ich die Ware übergebe.«
    Jeremie ballte beide Fäuste. Seine Arme spannten sich unter den Ärmeln seines Wamses an. Speichel sprühte von seinen Lippen, und seine vollendete Aussprache wurde von seinem Zorn entstellt. »Ich verlange, dass Ihr … sie mir … sofort übergebt!«
    »Verlangt, was Ihr wollt«, fuhr Falkin fort, »aber Ihr seid noch nicht König. Das macht das, was wir getan haben, zu Hochverrat. In Eurem Namen. Das Mindeste, was Ihr tun könnt, ist, uns für unsere Mühen zu entlohnen.«
    Der Prinz starrte sie böse an. Seine Hände sanken an seine Seiten; die Finger seiner rechten zuckten, als griffen sie nach einer Waffe, die gewöhnlich dort hing. »Ich bin Jeremie, Prinz und Thronerbe der Neun Inseln. Was, glaubt Ihr, würde geschehen, wenn ich die Wachen riefe? Es würde Cragfarus nichts ausmachen, Euch direkt hier auf meinem Teppich zu töten. Meuchelmörder! Zu Hilfe!« Er lächelte, kalt wie eine Schlange. »Niemand würde mein Wort in Zweifel ziehen.«
    Falkin überlegte hektisch. Sie konnte den Prinzen ja nicht einfach so geradewegs töten; selbst, wenn sie lange genug überlebte, um aus dem Zimmer fliehen zu können, würde sie doch immer noch ein Mitglied der königlichen Familie getötet haben. Es musste einen Weg geben, ihn in seinem eigenen Spiel zu schlagen. Der Blumentopf lag schwer in ihrer Armbeuge, als wäre die Pflanze merklich gewachsen, seit sie den Palast betreten hatten. Sie warf einen Blick darauf: Die runde, geschwollene Sanguina hing unsicher an dem dicken Stamm. Sie war das Einzige, was zwischen Falkin und einem sinnlosen, unehrenhaften Tod stand. Und das beste Unterpfand, auf das sie hoffen konnte.
    Grinsend griff sie zu der gewölbten Frucht hoch und schlang die Finger darum. »Oh, die fühlt sich aber vielleicht glatt und reif an!«, sagte sie, ohne den Prinzen aus den Augen zu lassen. »Ich frage mich, was geschehen würde, wenn ich einfach …«
    »Hört auf, Mann!« Jeremies Gesicht, das ohnehin schon außerordentlich blass war, erbleichte noch mehr, als er begriff, was sie vorhatte. »Benehmt Euch nicht wie ein Idiot!«
    »Passt besser auf, wen Ihr einen Idioten nennt!« Falkin leckte sich die Lippen. »Ich wette, die Frucht würde mächtig süß schmecken, auch dann, wenn sie noch nicht ganz dazu bereit ist, mich ewig jung zu halten.« Sie spannte die Hand an.
    Als McAvery ihr auf dem Schiff endlich die Geheimnisse der Sanguina anvertraut hatte, hatte er betont, dass eine entscheidende Einzelheit dabei der Zeitablauf war. Die Tatsache, dass die Pflanze überhaupt so lange überlebt hatte, war ein Geschenk der Götter – es musste sich nur erst noch erweisen, an wen. Wenn Falkin die Frucht vom Stamm abriss, bevor der Augenblick der höchsten Reife gekommen war, würden all ihre lebensverlängernden Eigenschaften verschwinden, und sie dürfte nicht mehr als eine Zwischenmahlzeit sein.
    »Cyrus!«, brüllte der Prinz über eine Schulter hinweg, hielt den Blick aber weiter auf Falkins Hand gerichtet. »Bringt mir meine Kassette.«
    Ein fülliger Mann, der seine beste Zeit schon mindestens zehn Jahre hinter sich hatte, quälte sich durch die offene Tür; er trug einen großen, eisenbeschlagenen Kasten auf den Armen. Er war grauhaarig, nicht größer als Falkin selbst und in den blauen Umhang des Kaufmannsstands gekleidet. Aber der Stoff wirkte etwas schäbig und ausgeblichen, als hätte er sein Gewand zu lange nicht mehr erneuert. Jetzt, da sie so nahe vor ihm stand, fiel Falkin auf, dass sie diesen Mann schon einmal gesehen hatte. Er war damals, als Binns verhaftet worden war, im Wirtshaus gewesen und hatte sich hinter Laquebus und dem Danisober herumgedrückt.
    »Wie Ihr wünscht, Prinz Jeremie.« Er beugte die Knie, stellte die schwere Kiste auf den Boden und richtete sich auf, so dass er McAvery und

Weitere Kostenlose Bücher