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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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losrannte.
    Jeremie kämpfte sich auf die Füße und stürmte dem fliehenden Mann durch die Tür nach. Cragfarus warf einen neugierigen Blick ins Zimmer und sah dann den Korridor entlang seinem Herrn nach.
    »Lauf!«, schrie McAvery. »Ich komme gleich nach!«
    Falkin wandte sich auf dem Absatz um, sprang über den hingestreckten Burk und raste aus der Tür.
     
    Falkin blieb an der Verzweigung der Flure stehen. Wo entlang waren sie gegangen? Sie hatte nicht darauf geachtet, wo sie sich selbst befand, sondern sich darauf konzentriert, mit dem erstaunlich schnellen Kaufmann mitzuhalten. Sie wusste weder, wohin er entschlüpft war, noch, wie sie zu McAvery zurückkommen sollte. Sie beugte sich vor und stützte die Hände auf die Knie, um wieder Luft zu bekommen.
    Der Teppich war dick und luxuriös, so scharlachrot wie Blut; das passte zu dem dunklen Holz der Wände und Türen. Es musste Diener geben, deren einzige Pflicht darin bestand, ihn täglich zu bürsten, um dafür zu sorgen, dass weder Fußabdrücke noch Schmutz seine makellose Oberfläche entstellten.
    Nur, dass sie nicht makellos war. Da drüben, einige Schritte weiter vorn im Korridor, lag etwas Dunkles, das dort nicht hingehörte. Falkin ging, immer noch gebückt, näher heran. Und lächelte den kleinen, schwarzen Erdklumpen an, der auf dem roten Teppich lag. Genau dort, wo er vor ein paar Sekunden hingefallen war.
    Sie richtete sich auf und sah den Korridor hinunter. Eine Tür links, eine rechts und eine am Ende. Alle geschlossen. Und keine weiteren Erdklumpen, um ihr den Weg zu weisen. »Hätte schlimmer sein können«, murmelte sie. »Wenigstens gibt es nur drei Türen.«
    Sie trat auf die nächste Tür zu, die zu ihrer Rechten, presste das Ohr dagegen und lauschte. Kein Geräusch dahinter. Das wollte noch nichts heißen. Die Türen in diesem Gebäude waren stark genug, um als Flöße zu dienen. Sie betätigte die Klinke. Abgeschlossen.
    Genau so die zweite Tür, die linke. Ich versuch’s mit der letzten, und wenn sie alle abgeschlossen sind, trete ich sie ein , beschloss sie. Die Tür am Ende des Flurs war niedriger als die ersten beiden und hatte eine schlichtere Klinke. Falkin streckte die Hand aus, überzeugt, dass auch diese Tür wie die anderen verschlossen sein würde. Aber die Klinke gab auf sachten Druck hin nach. Falkin öffnete die Tür einen Spalt und sah hindurch.
    Flackernde Schatten umspielten einen leeren Raum, Steinwände und eine steinerne Treppe auf der anderen Seite. Falkin zog die Tür weit genug auf, um hindurchzupassen, und sah dann die Treppe hinauf. Es war eine Wendeltreppe, deshalb konnte sie nur ein paar Fuß weit sehen. Die Stille war ohrenbetäubend. Das kann nicht der Weg sein, den er genommen hat , dachte sie. Er führte doch nirgendwohin. Sie wandte sich wieder ab.
    Ein leises Klirren hallte die Treppe hinunter. Falkin erstarrte und lauschte. War das eine Tür gewesen, die ins Schloss gefallen war? Wie viel höher mochte das Gebäude denn noch sein? Warum hätte jemand, der entkommen wollte, in einen Turm rennen sollen, in dem er ganz gewiss gefangen werden würde? Wie zur Antwort auf ihre unausgesprochene Frage enthüllte ein schwacher Lichtschein einen weiteren Erdklumpen auf einer Stufe oben, gleich neben der ersten Biegung. Verdammt, er hatte wirklich diesen Weg genommen!
    »Ich hasse Treppen«, murmelte sie. Nicht, dass sie eine Wahl hatte. Sie begann, die Treppe zwei Stufen auf einmal hinaufzusteigen, ohne sich Gedanken um das Klappern ihrer Stiefel auf dem Stein zu machen. Wenigstens konnten Cyrus und Jeremie nur nach unten gehen, ganz gleich, ob sie sie kommen hörten oder nicht. Sie hatte sie in die Enge getrieben.
    Die Stufen wurden kürzer, als sie sich dem oberen Ende der Treppe näherte, so, als ob der Turm spitz zulief. Ihr Herz schien bei jeder Biegung heftiger zu klopfen. Endlich erreichte sie einen winzigen Treppenabsatz, auf dem kaum genug Platz für ihre Füße war. Eine hölzerne Tür lag vor ihr, schlicht bis auf den Schnappverschluss aus Schnur und Metall am oberen Ende. Falkin bückte sich, um Atem zu schöpfen; die Lunge brannte ihr. An Bord des Schiffes konnte sie wie ein Affe durch die Takelage huschen, aber diese Art des Kletterns war etwas ganz anderes. Die Beine zitterten ihr, der Schweiß floss ihr in kleinen Bächen durchs Haar und kitzelte sie unter dem Kragen. Wenn sie diese Tür öffnete und noch eine Treppenflucht vorfand, dann würde sie sich einfach hinsetzen und abwarten, bis einer

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