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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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Schankraums, verspeisten ihr Frühstück und plauderten miteinander. Beim Anblick von Sabas und seiner Last trat Stille ein.
    »Wenn du mich nicht gleich absetzt, hau ich dir eins in deine Matschbirne!«, verkündete Falkin.
    »Was, mit diesem Arm, der schon wehtut, wenn man ihn nur drückt?«, fragte er trocken. Er hatte ihre gesunde Seite fest gegen seinen Körper gepresst, als er sie hochgehoben hatte.
    »Wenn ich muss«, blaffte sie.
    Sabas zog beide Augenbrauen hoch. »So ist das also? Erst nach Hilfe rufen und dann auch noch den anschreien, der sie leistet? Mach das nur – aber dann sieh zu, ob ich dich noch einmal rette.«
    »Rette?«, rief sie. »Wo warst du denn, als Artie einen Retter gebraucht hätte? Ich habe den ganzen langen Weg durch die Stadt allein zurückgelegt. Alles, was du getan hast, war, mich zur Tür hineinzuschleppen, als wär ich eine Invalidin!«
    Die Worte taten ihr leid, sobald sie ihren Mund verlassen hatten. Sabas sagte nichts, aber der betroffene Ausdruck in seinen Augen sprach Bände. Das alles war nicht seine Schuld – er hatte keine wütenden Worte verdient. Er hatte wie ein Freund gehandelt. Das Mindeste, was sie tun konnte, war, die Geste anzunehmen.
    »Es tut mir leid«, sagte sie endlich in demütigem Ton. »Setzt du mich bitte ab?«
    Er gehorchte sofort, setzte sie auf eine Bank und brüllte den Dirnen zu, ihm Wasser zu bringen. Falkin legte das Logbuch auf die Bank neben sich und lehnte sich schlaff an den Tisch. Sie hatte gar nicht gewusst, wie angespannt sie war.
    »Falkin! Oh, mein Liebling, was haben sie meinem Herzchen angetan?«, kreischte Olympia, die die Treppe heruntergestürmt kam; ihr Hemd hing gefährlich tief von einer Schulter herab, und ihr Haar war zerzaust. Sie eilte zu ihrer Freundin, warf sich auf die Knie und berührte Falkin an Gesicht, Haar und Händen. »Holt ihr etwas Rum! Seht ihr nicht, dass sie stirbt?«
    »Hör auf, solch einen Aufstand zu machen. So schlimm ist es nun auch nicht«, sagte Falkin und schob Olympias Hände entschieden beiseite. Die meiste Zeit über fand Falkin das dramatische Auftreten ihrer Freundin amüsant. In diesem Augenblick aber rieb es ihr die Nerven auf wie der Kiel eines überladenen Schiffes den Grund einer Untiefe. »Ich habe mir die Schulter verletzt, das ist alles.«
    Olympia schossen Tränen in die Augen. Sie hockte sich auf die Fersen und schob die Unterlippe vor. »Aber dein Gesicht! Du hast Blut darin … und dein Hemd, du meine Güte, dein schönes Hemd ist ganz zerfetzt und schmutzig.« Sie kniff plötzlich die Augen zusammen; ihr Mund verzog sich zu einem unzufriedenen Ausdruck. »Hat dich jemand geschlagen? Soll ich Sabas zu ihm schicken, um ihm beizubringen, was passiert, wenn man die Hand gegen eine Frau erhebt?«
    »Ich bin in einen Kampf geraten.« Falkin versuchte zu lächeln, gab jedoch auf, als der Schmerz in ihrem Arm und die Sorge in ihrem Herzen ihre Lippen wieder herunterzwangen. Sie sah dem Tod seit vier Jahren regelmäßig ins Gesicht, aber Olympia behandelte sie immer noch wie eine hilflose Dirne. »Ich habe zwei von ihnen bewusstlos im Dreck zurückgelassen, aber der Dritte hat versucht, mich an die Danisober zu verkaufen. Ich bin so zerrupft, weil ich ihm entkommen und dann durch die engen Gänge geschlichen bin. Sie sind gar nicht so breit, wie ich sie in Erinnerung hatte.«
    »Die Gänge sind aber nicht geschrumpft, du bist nur groß gewor’n.« Sabas schwang neben Falkin ein Bein über die Bank und winkte eine Dirne heran, die eine breite Holzschale hielt. Sie stellte sie auf den Tisch. Die Schüssel war mit sauberem Wasser gefüllt – einige weiße Tücher trieben darin.
    »Sehen wir uns mal diesen Arm an.« Er nahm die ruinierte Seide ihres Ärmels zwischen die Finger. »Macht’s dir was aus, wenn ich den abreiße? Dann musst du dich nicht hier vor mir und allen anderen splitternackt ausziehen.«
    Falkin warf einen betrübten Blick auf ihr Hemd. Die Seide hatte sich im Vergleich zu den derben Breitgewebetuniken, die sie sonst bei der Arbeit trug, so schön angefühlt. »Ist ja ohnehin nichts mehr als Lumpen.«
    Sabas packte den Hemdkragen mit der freien Hand und zog dann mit einem kräftigen Ruck am Ärmel. Er löste sich ganz leicht. Falkins entblößte Schulter sah normal aus, vielleicht ein bisschen geschwollen, aber der ständig pochende Schmerz war immer noch da. Sie wimmerte, als Sabas ein kaltes, nasses Tuch aus der Schüssel auf ihr Gelenk presste. Warum musste das Heilmittel

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