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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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nicht. Du würdest so gründlich vom Wasser gepustet werden, dass nicht einmal Treibgut übrig bliebe, um zu zeigen, wo du mal warst.« Er sprach leichthin, als plaudere er über das Wetter, aber ein Funkeln erschien in seinen Augen.
    »Ich arbeite an einem Plan, Kapitän. Wir können es schaffen. Shadd glaubt das. Ich auch.« Sie verstärkte ihren Griff um seine Finger. »Wir werden doch nicht zulassen, dass sie dich aufhängen, Artie. Ich werde es auf keinen Fall zulassen.«
    »Du kannst nicht das Geringste dagegen ausrichten. Nicht wenn mein Logbuch in seinem Besitz ist.«
    »Dein Logbuch? In wessen Besitz? McAverys?« Falkin sah finster drein; ihre Hand sank zu dem leeren Punkt an ihrem Gürtel, wo gewöhnlich ihr Degen hing. Die Erkenntnis, dass dies nicht der Fall war, verschaffte ihr das unangenehme Gefühl, nervös und unvollständig zu sein. So als hätte sie gerade einen Arm verloren. »Ich hätte wissen müssen, dass er dahintersteckt. Mach dir keine Sorgen, Artie! Sobald wir dich vor der Marine in Sicherheit gebracht haben, werde ich ihn stellen, ihm den Bauch aufschlitzen und dir seinen Kopf auf einem Silbertablett servieren.«
    Aber Binns schüttelte nachdrücklich den Kopf. »War doch nicht McAvery, der mich hat verhaften lassen. Vertrau mir, wenn er im selben Wirtshaus wie wir übernachtet hätte, wäre er wahrscheinlich auch hier drinnen. Er ist ein Glückspilz. Du hättest besser daran getan, dich gut mit ihm zu stellen. Er ist nicht, was er zu sein scheint.« Er hielt inne. »Aber … gleichgültig. Ich hab meine Pflicht getan. Ich kannte die Risiken.«
    Pflicht? Sie sah ihn stirnrunzelnd an. Er war Pirat, frei wie ein Vogel, kam und ging, wie er wollte, und war keinem Menschen außer sich selbst Rechenschaft schuldig. Welche Pflicht also? Sie war schon nervös gewesen, als er darüber zu schwafeln begonnen hatte, dass er sich zur Ruhe setzten wollte. Aber das hier kam völlig unerwartet und war geradezu erschreckend. Binns war schon jahrelang Pirat gewesen, bevor er sie angeheuert hatte; sie hatte akzeptiert, dass es Teile seines Lebens gab, von denen sie nichts wusste. All dieses Gerede über Pflicht und Risiko von dem Mann zu hören, der ihr beigebracht hatte, frei zu sein, konnte doch nur bedeuten, dass er Geheimnisse vor ihr gehabt hatte, Geheimnisse von der Art, die arglose Piraten in tödliche Situationen brachten. Sie hatte ihm vertraut, und das hier krempelte ihre Welt nun völlig um.
    Sie schüttelte den Kopf, um den verwirrten Nebel zu verscheuchen, der sie zu überwältigen drohte. »Mach dir keine Sorgen um das Logbuch, Artie. Erinnerst du dich nicht?« Sie unterbrach sich, als sie sich dabei ertappte, dass ihre Stimme lauter zu werden begann. »Du hast mich nach oben geschickt, um es aus deinem Bündel zu holen, unmittelbar bevor du verhaftet wurdest.«
    Der Funke, den sie zuvor bemerkt hatte, flackerte hinter seinen Augen nun zu einem lodernden Leben auf. »Das sagst du nicht nur, um einem alten Mann eine Freude zu machen? Du hast es wirklich?«
    »Natürlich. Ich hatte es schon geholt, als sie mich aus dem Fenster gejagt haben. Es ist in Sicherheit. Aber warum ist das so wichtig?«
    Binns packte die Gitterstäbe und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Versuch nicht, mich zu befreien, Mädchen. Bring das Buch nach Pecheta. Lies es nicht. Füg keine Einträge hinzu.«
    »Was hast du darin geschrieben, das so wichtig ist?« Kälte durchströmte ihre Eingeweide und erschwerte ihr das Atmen. Alles, was sie über die Welt und ihren Platz darin verstanden zu haben glaubte, schmolz nun dahin. Wem waren Bücher auch nur einen Pfifferling wert? Doch nur Magi und Adligen – und Falkin legte immer Wert darauf, beiden weiträumig auszuweichen. Und jetzt wollte Binns, dass sie sich mitten unter sie begab? Den Teufel würde sie tun, das Logbuch nicht zu lesen! Es zu lesen war mittlerweile sogar das Erste, was sie vorhatte, nachdem sie das alles hier durchschaut hatte.
    »Es enthält Einzelheiten, die dich umbringen könnten, Kin. Vertrau mir. Sammel so viele Männer wie möglich, und leg mit dem Nachmittagshochwasser ab. Sobald du ankommst, finde eine Möglichkeit, einen Mann namens Lig zu treffen. Er ist ein Berater des Königs.«
    Falkin riss die Augen auf. Er ist übergeschnappt , dachte sie. Der König der Neun Inseln war angeblich unsterblich. Ältere Bürger schworen, dass er schon König war, als sie noch Kinder gewesen waren, doch er sah nie so aus, als sei er auch nur einen Tag

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