Die magische Fessel
wütendes Zischen. Überall auf Carlumen horchten die Krieger auf, und sie raunten sich zu:
»Caeryll ist in Gefahr!«
Sie ließen die wenigen Gegner vom Eiland stehen, die noch die Kraft besaßen, sich nach dem langen Ringen auf den Beinen zu halten. Sie beachteten Yhr nicht mehr, die ihnen in ihrer Blindheit nichts anhaben konnte, wenn sie ihr nicht gerade vor eines der Mäuler liefen. Sie rannten zum Bug, ihre Waffen blitzten vom roten Schein.
Der Darkon sah sie durch die Augen des Sithen nahen und lachte in schaurigem Triumph. Sie hielten ihn nicht mehr auf. Er sah die Öffnung im Schädel des Widders nur wenige Schritte schon vor sich, und nach zwei, drei schnellen Sätzen stand er in der Höhlung.
»Caeryll!« stieß er beim Anblick des Alptraumritters haßerfüllt hervor. »Auch du glaubtest, Carlumen nun ganz für dich gewonnen zu haben, doch die Herrschaft des Lichtes war nur ein letztes Aufflackern vor dem Erlöschen! Sag an, Caeryll – wo ist Oomyd, das dir helfen soll? Wo ist der Sohn des Kometen?«
Wieder lachte er, schallend und grausam. Der Darkon sah den Kreis der Magiekundigen zerbröckeln. Diese Feinde stellten keine Gefahr mehr dar. Yhr erstarkte bereits wieder und legte sich um den Widderkopf, bevor auch nur einer der Verfolger die Kommandobrücke zu erreichen vermochte.
Der Darkon drehte sich langsam zu Fronja um, die sich die Hände vor das Antlitz geschlagen hatte und in eine Ecke drückte, zitternd und weinend vor Entsetzen.
»Nein«, sprach es aus des Sithen Mund. »Sie sind mir nicht mehr gefährlich. Ich weiß etwas Besseres. Falls der Sohn des Kometen jemals auf Carlumen zurückkehrt, so wird er eine wahrhaft würdige Schwester des Lichtes vorfinden!«
Fronja schrie auf. Caeryll ließ das Windhorn noch heftiger blasen, doch für seine Krieger gab es kein Vorbeikommen an der Schlange, deren Mäuler gierig nach allem schnappten, was sich bewegte.
Der Darkon schickte sich an, in Fronja einzufahren, und niemand auf Carlumen war imstande, ihn jetzt noch daran zu hindern. Cryton brach als letzter der Magiekundigen zusammen.
*
Der Tempelhalle vorgelagert war ein kleinerer Säulengang mit nur einem einzigen Eingang. Die Halle war nur durch ihn zu erreichen, falls es keine Geheimtüren gab. Gerrek gab den Versuch auf, Mythor aus seiner Starre zu reißen. Er wußte nicht mehr aus noch ein, aber der winzige Rest Hoffnung, der in ihm war, gebot ihm, alles zu tun, was in seinen Kräften stand, um Mythor Zeit zu verschaffen, das so unmöglich Scheinende vielleicht doch noch zu erreichen. Schaffte er dies nicht, so würde auch der einzige Beuteldrache dieser Welt hier sein vorzeitiges Ende finden.
Kalte Wut stieg in Gerrek auf. Noch war es nicht soweit, und er wollte kämpfen wie nie, um die Welt vor dem Aussterben seiner Art zu bewahren.
Der Mandaler stürmte in den Säulengang, als sich die Eilandbewohner schon gegen das starke Holztor warfen. Gerrek erreichte es, als es splitterte und sich die ersten Klingen und Arme durch die schnell größer werdenden Löcher und Spalten schoben und Hände und Klauen nach dem von innen vorgelegten Riegel griffen. Gerrek warf sich weit in die Brust, holte tief Atem und spie sein Feuer gegen das Tor.
Die Hände und Arme zogen sich blitzschnell zurück, doch das trockene Holz hatte schon Feuer gefangen und war durch nichts mehr zu löschen.
Gerrek schalt sich einen Narren. Die Besessenen kreischten und tobten vor dem Eingang. Noch wichen sie vor den Flammen zurück, doch er hatte es ihnen nur leichter gemacht!
Immerhin würde sie die Angst vor den Flammen noch für eine Weile aufhalten. Gerrek rannte in die Tempelhalle zurück.
»Mythor, hörst du mich jetzt?«
Er erhielt keine Antwort. Der Gorganer stand wie versteinert auf der Altarstufe, und das einzige, das sich verändert hatte, waren seine Augen. Das Licht in ihnen war erloschen. Sie starrten dunkel und leer in unbekannte Fernen. Um Mythors Mundwinkel zuckte es, und er schwitzte. Aber nichts schien ihn aus seiner furchtbaren Starre herausreißen zu können.
Etwas saugt die Lebenskraft aus ihm heraus! durchfuhr es Gerrek. Bei allen mächtigen Drachen, er wird sterben!
Gerrek suchte nach einer Nische, in der er sich verstecken konnte, nach irgendeinem Fluchtweg. Er sah die Wendeltreppe, die in den Turm führte. Schon war sein Fuß auf der ersten Sprosse, als der schwere Riegel krachend aus seiner Halterung fiel. Holz splitterte wieder, die Meute drang in den Säulengang ein!
Gerrek stand
Weitere Kostenlose Bücher