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Die magische Fessel

Die magische Fessel

Titel: Die magische Fessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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qualvolle Augenblicke der Unentschlossenheit aus. Jetzt mußte er sich entscheiden, ob das Leben des letzten und einzigen Beuteldrachen wichtiger war als das Mythors, für den er ohnehin nichts tun konnte.
    Mit einem Aufschrei wirbelte Gerrek herum und rannte in den Gang zurück. Mythor hat mich nie im Stich gelassen! Und ich werde nicht als elender Feigling erschlagen neben ihm liegen!
    Er warf sich den Eindringenden entgegen, schickte ihnen sein Drachenfeuer und ruderte wild mit den Armen. Noch zwei-, dreimal wichen die Diener vor ihm zurück, bis sie erkannt hatten, daß er nach jeder Flammenlohe eine Pause zum Luftholen brauchte.
    Sie waren über ihm, ehe er sich’s versah, und abermals war es der Vierarmige, der seine Fangarme um ihn schlang, während die anderen Kreaturen an ihm vorbei in die Halle stürmten.
    Gerrek sah die Klauenenden der Fangarme auf sich zukommen. Er spie sein letztes Feuer. Der Vierarmige schrie gepeinigt auf und ließ heulend von ihm ab. Gerrek war sofort wieder auf den Beinen und lief hinter den Eilandbewohnern her wieder in die Halle, überzeugt davon, daß sie Mythor schon umgebracht hatten. Und er war entschlossen, den Sohn des Kometen durch so viele tote Diener zu rächen, wie es ihm…
    Er prallte auf eine Mauer von Leibern. Das Kurzschwert fiel ihm aus der Hand. Gerrek wich verblüfft zurück. Die Kreaturen bewegten sich keinen Schritt mehr vorwärts. Über ihre Köpfe hinweg sah der Mandaler Mythor auf der Altarstufe, wie seine Gestalt sich allmählich straffte.
    Und nicht länger herrschte das rote Halbdunkel im Tempel. Die Wände begannen zu leuchten, in hellem, weißem Licht. Gerrek machte entsetzt einen Satz in die Höhe, als auch der Boden unter seinen Füßen zu glühen schien. Das Leuchten breitete sich aus, zog sich über die Mauern des Säulengangs und hüllte die nachströmenden Eilandbewohner ein.
    Der vierarmige Hüne, dessen Haut fast durchsichtig gewesen war, strahlte in allen nur denkbaren Farben. Die eben noch Rasenden sanken zu Boden und warfen die Waffen fort.
    Das alles kam viel zu überraschend für Gerrek, um ihn die so naheliegende Lösung auf Anhieb begreifen zu lassen. Er verstand erst, als das Raunen der Diener den Tempel erfüllte, und es war nur ein einziges Wort, immer und immer wieder geflüstert:
    » Oomyd! «
    Mythor drehte sich um. Seine Augen leuchteten, ein erlöstes Lächeln umspielte seine Züge.
    »Es ist vorbei, Gerrek«, sagte der Gorganer. »Aber zum Ausruhen werden wir wohl kaum Zeit haben. Wir müssen mit Carlumen in den Leib der Schlange zurückkehren, bevor sie und ihr Meister abermals das Licht Oomyds ersticken können. Denn nur dort sind wir sicher.«
    »Aber…«
    Mythor nahm sein Schwert fest in die Hand und kam ihm entgegen. Er zog Gerrek mit sich, bis der Mandaler seine eigenen Füße wiederentdeckte.
    »Ich erkläre dir alles später. Oomyd lebt. Es wird uns in den Tunnel nach Nirgendwo zurückschicken, sobald wir an Bord sind.« Mythor begann zu laufen. Er fügte hinzu: »Falls wir schnell genug an Bord kommen!«

5.
    Fronja war unfähig, sich zu rühren. Das Entsetzen lähmte sie, als die erkannte, was der Sithe mit ihr vorhatte, der kein Sithe war. Zu deutlich konnte sie seine finstere Ausstrahlung spüren, und zu eindeutig waren Caerylls Worte gewesen. Fronja wußte, daß sie vor diesem Geschöpf der Finsternis nicht mehr fliehen konnte, wohin auch? Sie fand nicht einmal mehr die Kraft, ihre beiden Schwerter zu ziehen und um ihre Seele zu kämpfen.
    Siedendheiß drang die Erinnerung an die tausend Martern und Qualen auf sie ein, die sie erlebt hatte, nachdem der Deddeth in sie eingefahren war. Und lieber wollte sie sterben, als dies noch einmal ertragen zu müssen.
    Sie sah Sadagar keine drei Schritte entfernt am Boden liegen, sah die Messer in seinem Gürtel und wußte plötzlich, was sie zu tun hatte. Die Finsternis sollte sie nicht noch einmal zu ihrer Sklavin machen! In einem letzten Aufbäumen fand sie die Kraft, sich aus der Starre zu lösen, warf sich vor Sadagar hin und riß einen der Dolche an sich. Schon spannten sich die Muskeln ihrer Arme, um ihr die Klinge ins Herz zu stoßen, als der Sithe einen schaurigen Schrei ausstieß, in den sich das noch grausamere Zischen der Schlange mischte und Caerylls Ruf:
    »Halt ein, Fronja! Er wird dir nichts mehr anhaben können! Oomyd erwacht!«
    Sie drehte sich so auf die Seite, daß sie den Sithen sehen konnte, dessen Gesicht zu einer Grimasse geworden war. Er schwankte, sein

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