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Die magische Fessel

Die magische Fessel

Titel: Die magische Fessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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das ich mir darunter vorstelle, finden wir dort vielleicht endlich die Möglichkeit, aus der Straße ins Nirgendwo und somit aus Yhrs Leib auszubrechen, um die Schlange dann von außen zu bezwingen. Doch dazu muß Caeryll sich erinnern, wie wir das Zeichen für uns nutzbar machen können.«
    Mythor zuckte resignierend die Schultern.
    »Also versucht es. Bringt ihn zum Reden.«
    Er zog sich zu Fronja zurück, die sich sanft in seinen Arm schmiegte. Sie war wahrhaftig wie verändert, seitdem sie sich seiner Gefühle gewiß sein durfte. Nur ab und an wanderte ein Schatten über ihr Antlitz, und dann wußte Mythor, daß sie an Shaya dachte.
    »Du hältst nicht viel von Robbins Ideen?« flüsterte Fronja.
    »Er ist der Pfader«, wich Mythor aus. »Doch etwas anderes macht mir mehr Kopfzerbrechen. Was ist unter dem Tillornischen Knoten zu verstehen?«
    Robbin sprach auf Caeryll ein, dessen Gestalt hinter Kristallen eingeschlossen war, die sie durch die fortgesetzte Brechung des Lichtes auf wundersame Weise beweglich erscheinen ließen. Die Zeit zog sich quälend langsam dahin, bis der Alptraumritter endlich antwortete.
    »Ja«, klang die Stimme des Helden mit dem brustlangen Bart und dem ebenso lang herabfallendem Haupthaar. Es waren wiederum die Kristalle, die Caerylls Worte hörbar machten. »Ja, das Ankerzeichen. Es war vor mehr als viereinhalbhundert Jahren, als ich mit Carlumen schon einmal in den Tunnel ins Nirgendwo geriet. Damals waren meine Krieger und ich so hilflos wie heute ihr, bis eine fremde Macht Carlumen ergriff, aus dem Korridor riß und…«
    Caeryll machte eine Pause. Wieder mußte er sich besinnen, und wieder hatte Mythor das Gefühl, daß Carlumen viel zu schnell auf das Ankerzeichen zuraste und es passiert haben würde, bevor von Caeryll ein brauchbarer Hinweis kam.
    Caeryll fand weitere Bruchstücke der verschütteten Erinnerung, und während die Gefährten ein vages Bild erhielten, begann sich an einem anderen Ort bereits das Unheil zusammenzubrauen.
*
    Das Eiland am Rand des Nichts war kaum größer als zweitausend Schritte in jede Richtung, ein gedrungener Klumpen Land in einer Zone dicker, schwerer Luft, die es mit blutrotem Wabern umgab. Nur die Oberseite, als solche zu erkennen an den bizarren, uralten Tempelanlagen in ihrer Mitte und den ringförmig um die Anlagen stehenden Behausungen der Diener, war einigermaßen eben. Überall sonst stachen Felsenspitzen wie die Nadeln eines Seeigels in das blutrote Wabern. Es gab weder Tag noch Nacht, immer waren die Bauten in das rote Licht getaucht, das gespenstische Schatten über die Mauern und Türme, die Hütten und Felserhebungen spielen ließ.
    In den Tempeln, sieben an der Zahl, herrschte Oomyd, das in allen Dingen selbst war. Oomyd lebte seit Anbeginn der Zeit in den Felsen, in jedem Mauerstein, ja selbst in den Geschöpfen des Eilands, von denen keines dem anderen glich. Doch alle dienten sie Oomyd. Starb der letzte der Diener, so starb auch Oomyd, denn Oomyd lebte aus ihren Lebenskräften. Er nahm sie in sich auf und gab dafür alles, was die Diener für ihr Dasein brauchten. Oomyd ließ Quellen aufbrechen und Pflanzen aus dem nackten Felsgestein sprießen. Es gab ihnen Fleisch und Korn. Oomyd war ihnen alles.
    Oomyd war Oomyd, und nirgendwo in den vielen Bereichen zwischen dem Diesseits und dem Jenseits, nirgendwo entlang den Pfaden zwischen dem Gestern und Morgen gab es ein zweites Wesen wie Oomyd.
    Doch nun schwieg Oomyd.
    Tartan trug nur sein Schwert mit der dreifach gespaltenen Klinge, als er in die Gassen der Tempelstadt eindrang, an seiner Seite das Zehnbein Makbor. Tartan hätte nicht einmal die Klinge benötigt, denn von allen Dienern war er der zum Kämpfen geborene. Tartan wußte nicht, wie lange er auf dem Eiland lebte, kein Geschöpf hier wußte dies von sich. Vielleicht war er einstmals hierher verschlagen worden, vielleicht auch in einer der Hütten geboren. Solange er zurückdenken konnte, diente er Oomyd. Was vorher gewesen war, zählte nicht mehr. Es war der Sinn seines Lebens – und nun schien dieser Sinn erloschen zu sein, erloschen wie Oomyd.
    Jeder Schritt bedeutete für Tartan eine Qual. Das weiße Licht, mit dem Oomyd die Tempel und seine Diener eingehüllt hatte, war dem Dunkelrot gewichen, das schwer auf den Dienern lastete, deren Zahl rund zweihundert betrug. Tartan hatte nie die Furcht gekannt, doch nun schlich sie sich in seinen Geist wie ein alles verfinsternder Dämon. Tartan hatte nie von seinen ungeheuren

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