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Die magische Fessel

Die magische Fessel

Titel: Die magische Fessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Fensteraugen des Widderkopfes hinaus in die endlose Schwärze – Mythor, Fronja, die beiden Aasen, Nadomir, Robbin und Sadagar, der sich einen Nykerier nannte. Der Steinmann jedoch zeigte sich ebensowenig bereit, über seine wahre Herkunft zu sprechen, wie Cryton, der Götterbote, der selbst auf Mythors Fragen nach der geheimnisvollen Sucherin Shaya schwieg. Es mochte damit zu tun haben, daß Cryton, dessen Körperbemalungen durch einen Umhang verdeckt waren, schon zu weit gegangen war. Er hatte Mythor eine Welt der zu Halbgöttern gewordenen Helden schauen lassen und ihm angeboten, dort seinen Platz einzunehmen. Nachdem der Gorganer ihn seine Ablehnung spüren ließ, war Cryton bei ihm geblieben, um an seiner Seite gegen die Mächte des Bösen zu kämpfen. Allein dies mochte die Götter zürnen gemacht haben. Cryton erweckte den Anschein, als rechnete er früher oder später mit einer Bestrafung, denn wie sonst sollte sich sein Fernbleiben von den anderen und sein eisernes Schweigen wohl deuten lassen?
    Mokkuf und sein Waffenträger Hukender hielten sich wie die sieben Wälsenkrieger bei den Befestigungen der Stadt auf. Die Amazonen unter Tertishs Führung hatten ihre Quartiere unter dem Turm aufgeschlagen. Wieder in einem anderen Bereich von Carlumen warteten die Hexe Glair und der Tatase Tobar auf die Dinge, die da kommen mochten. Joby, der kleine Meisterdieb von Anagon, spielte für Mythor den Kurier, der die Krieger und Kriegerinnen darüber unterrichtete, was auf der Kommandobrücke beschlossen wurde. Und nicht selten geschah es, daß der Zwölfjährige mit den roten Haaren zurückkam und von zunehmender Ungeduld der Söldner zu berichten wußte.
    Denn zwischen Mythor und den Magiekundigen herrschte Uneinigkeit. Der Sohn des Kometen strotzte vor Tatendrang, nachdem sein Geist nun frei war von all dem, was ihn so lange gequält hatte. Der Liebeszauber der Ambe war aufgehoben. Fronja hatte keinen Grund mehr, an Mythors Liebe zu zweifeln. So war Mythor darangegangen, von Robbin eine neue, größere Karte zeichnen zu lassen, auf der alle Orte eingetragen waren, zu denen Yhr Carlumen gebracht hatte. Robbin mußte sie alle miteinander verbinden, und die dicken Linien zeigten nun an, wie sich Yhrs Körper bislang geschlängelt hatte.
    Mythor kniete abermals vor der Karte und fuhr den Weg mit dem Zeigefinger nach.
    »Von stong-nil-lumen in Gorgan zum Fuß der Dämonenleiter«, sagte er unbeirrt, »dann zum Totenfluß Syx, in die Welt der Tauren, über den Zeitstrom in die Vergangenheit, nach Ganzak in Vanga und…« Er zählte die Stationen auf, bis sich die Linie in unbekannten Bereichen verlor. »Yhr ist so verschlungenen Pfaden gefolgt, daß ihr Körper ein schier unentwirrbares Knäuel bilden muß, und nun windet sie sich auf der noch verschlungeneren Straße ins Nirgendwo. Ich sage es noch einmal: Yhr wird sich am Ende selbst so verstricken, daß sie nicht mehr weiß, wo ihr Weg endet und wo er begann.«
    Sadagar lachte trocken.
    »Und ich sage dir noch einmal: vergiß es, Mythor! Es ist eine kindische Vorstellung, daß Yhr sich selbst fesselt. Und selbst wenn es geschähe – wie lange müßten wir darauf warten? Nein, Robbin hat einen anderen Vorschlag gemacht, dessen Aussichten auf Erfolg vielleicht gering sind, doch auf jeden Fall größer als die eines Planes, von dem du noch nicht einmal weißt, wie er auszuführen wäre. Wir vermögen die Schlange nicht zu beeinflussen, also wird sie sich keine Fesseln anlegen.«
    Mythor blickte die anderen der Reihe nach an.
    »Ihr seid auch immer noch dieser Meinung?«
    »Daran hat sich nichts geändert«, sagte Nadomir, doch er schien plötzlich sehr nachdenklich geworden. Er sah Mythor seltsam an und fragte: »Du hast also vom Tillornischen Knoten gehört?«
    Der Gorganer mußte verneinen.
    »Oh«, gab sich der Königstroll überrascht. »Und ich dachte, du kennst ihn, weil…«
    Er unterbrach sich, als hätte er bereits zuviel gesagt und an ein Geheimnis gerührt, das besser unangetastet blieb.
    Mythor ballte die Fäuste.
    »Ich kann euch nicht meinen Willen aufzwingen. Also werden wir das tun, was ihr als erfolgversprechender anseht. Robbin?«
    Der Pfader hörte damit auf, an seinen Körperbandagen herumzuwickeln.
    »Ich nannte euch zwei Möglichkeiten, der Schlange Herr zu werden. Du hast mit Hilfe der DRAGOMAE-Bausteine das geheimnisvolle Ankerzeichen auf Caerylls Karte entdeckt, Mythor, und Tinkers Ruh. Das Ankerzeichen liegt näher. Falls es das zu bedeuten hat,

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