Die magische Höhle - Die geheime Kammer
sagte Ulrich bitter. „Er sollte eigentlich gar nicht herrschen, denn er ist nur der Onkel des Erbprinzen Eckbert. Man munkelt, er hätte ihn beseitigen lassen.“ Julia spitzte die Ohren.
„So was haben wir auch schon gehört“, behauptete sie. „Wissen Sie da Genaueres?“
Ulrich legte seinen Hammer zur Seite und atmete tief durch.
„Nach dem Tod seines Vaters war Heinrich zunächst nur Eckberts Vormund. Aber vor drei Jahren wurde der Erbprinz volljährig und hätte die Herrschaft übernehmen sollen. Seitdem hat ihn niemand mehr gesehen. Von einem Tag auf den anderen hieß es, er habe sich dem Kreuzzug unseres ehrwürdigen Kaisers Friedrichs des Zweiten angeschlossen und befinde sich im Heiligen Land. Anfangs glaubten das auch alle, denn Eckbert galt als tapferer junger Mann und begabter Kämpfer. Aber langsam kamen Zweifel auf.“
„Warum Zweifel? Ich dachte, damals sind viele Ritter ins Heilige Land losgezogen?“, fragte Julia dazwischen. Sie hatte zwar in Wirklichkeit keine Ahnung vom Kreuzzug Kaiser Friedrichs, aber irgendwie musste sie das Gespräch am Laufen halten.
„Das stimmt“, bestätigte Ulrich. „Aber keiner, der von diesem Kreuzzug zurückgekehrt ist, kann sich erinnern, dass er dort einem Ritter Eckbert von Hohlenstein begegnet wäre. Und es ist unwahrscheinlich, dass ihm etwas passiert ist. Denn auf diesem Kreuzzug ist bekanntlich fast nicht gekämpft, sondern die ganze Zeit nur verhandelt worden.“
„Das ist wirklich ganz schön verdächtig“, meinte Julia.
„Aber wehe dem, der offen seine Zweifel ausspricht, das bekommt ihm schlecht“, fuhr der Baumeister fort. „Schon mancher ist mit einer Schandmaske durch die Stadt getrieben worden. Also, von mir wisst ihr jedenfalls nichts.“
Wie zur Bestätigung gab es auf dem Marktplatz einen großen Menschenauflauf. Ein Mann mit einer eisernen Schandmaske wurde von bewaffneten Knechten vorbeigetrieben. Aus dem Gesicht ragte eine lange Zunge aus Blech. Eine Menge von Gaffern und Spöttern folgte ihm.
„Ist das einer, der schlecht über Heinrich gesprochen hat?“, wollte Niklas wissen. Ulrich schüttelte den Kopf.
„Nein, das ist Gottfried, der Schmied. Der hat unserem edlen Burgherrn mal wieder seine Steuern nicht pünktlich bezahlt. Aber genauso wird mit allen verfahren, die dem Burgherrn ein Dorn im Auge sind.“ Ulrich schnappte sich sein Werkzeug und ging zurück an die Arbeit. Je schneller er damit fertig wurde, desto besser. Auch wenn er noch Jahre vor sich hatte.
In dieser Stadt lauerten wirklich auf Schritt und Tritt Gefahren. Und meist hingen sie mit der Burg Hohlenstein zusammen. Langsam konnten sie verstehen, warum der alte Mann sie vor einem Besuch auf der Burg gewarnt hatte. Julia war hin und her gerissen. Einerseits beschlich sie ein ziemlich mulmiges Gefühl, andererseits wurde ihre Neugier nur noch größer. Was war hier wirklich passiert?
Julia überlegte schon wieder angestrengt. Hätte sie im Unterricht doch nur besser aufgepasst. Die Geschichte mit dem verschwundenen Prinzen kam ihr irgendwie bekannt vor. Ihre Erinnerung war nur ganz dunkel und verschwommen, doch irgendwas mit irgendeinem Eckbert war da mal. Aber etwas Genaueres fiel ihr nicht ein. Auch der Name Heinrich der Wilde kam ihr bekannt vor, doch auch hier konnte sie sich nicht genau erinnern.
Vielleicht wussten Leonardo und seine Brüder genauer Bescheid. Sie kamen schließlich überall herum und erfuhren auf diese Weise bestimmt mehr als andere Menschen. Doch die Gaukler wischten die Geschichte mit einem Lachen zur Seite.
„Das sollen die Städter mal schön unter sich ausmachen“, meinte Enzo. „Unser Problem ist das jedenfalls nicht.“
„Aber man kann doch nicht einfach so tun, als ob nichts wäre“, protestierte Julia.
Leonardo schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich verstehe wirklich nicht, was ihr immer wollt“, meinte er. „Was geht’s dich an, Julia, du bist doch auch nicht aus dieser Stadt?“
Da hatte er gleichzeitig Recht und Unrecht. Julia setzte schon dazu an, ihm zu widersprechen. Aber sie schluckte ihre Entgegnung hinunter.
Von Sieg zu Sieg
Am späten Nachmittag machten sich Niklas, Julia und die ganze Gauklertruppe auf den Weg nach Hohlenstein.
Noch bevor sie auf den steilen Pfad zur Burg einbogen, stießen sie auf schwer bewaffnete Wachen. So mürrisch, wie die Wachen dreinschauten, wollten sie gefährliche Eindringlinge anscheinend schon mit ihren Blicken fernhalten. Sie musterten misstrauisch die Gesichter
Weitere Kostenlose Bücher