Die magische Höhle - Die geheime Kammer
aller Besucher.
„Führt ihr Waffen mit euch?“, schnauzte sie der Befehlshaber des Wachtpostens an. Es war ein bösartig dreinblickender Knappe, der ständig mit seiner Lanze herumfuchtelte.
Leonardo zeigte seine Ausrüstung. „Nein, nur ich habe Pfeil und Bogen dabei.“
„Die Waffen sind beschlagnahmt“, rief der Knappe. Er war hocherfreut, einen wichtigen Fund gemacht zu haben. Leonardo schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
„Aber die brauche ich für die Aufführung. Euer Herrscher hat ausdrücklich meinen Pfeiltrick erbeten. Ohne Pfeil und Bogen wird es ziemlich schwierig, ihn vorzuführen.“
Die Wachen begannen eine lautstarke Diskussion. Leonardos Pfeile und sein Bogen wanderten von Hand zu Hand und jeder der Wächter gab seinen Senf dazu. Schließlich wurde ein Bote nach oben auf die Burg geschickt, um Leonardos Angaben zu überprüfen. Nach einer Viertelstunde kam er zurück und das Missverständnis klärte sich endlich auf. Sie durften passieren. Mit Pfeil und Bogen. Der Knappe verabschiedete sie mit einem besonders giftigen Blick.
Oben angekommen, stießen sie schon wieder auf einen Wachtposten. Der hatte allerdings von der Aufregung um Leonardos Ausrüstung gehört und ließ sie mit huldvoller Armbewegung vorbei. So gelangten sie auf eine hölzerne Zugbrücke, die über einen tiefen Graben zum Burgtor führte. Julia und Niklas blickten nach unten. Der Burggraben war ungefähr zwanzig Meter tief und dicht mit Dornensträuchern bewachsen. Für Feinde gab es da wirklich kaum ein Durchkommen.
Julia versuchte, sich vorzustellen, wie es heute dort aussah. Ein paar Jahre bevor sie geboren worden war, hatte man dort eine feste Brücke aus Holz neu errichtet. Wo der Wachtposten vor der Brücke stand, gab es jetzt einen kleinen Kiosk, der in den Sommermonaten Getränke, Eis und Ansichtskarten verkaufte.
Der Burgherr musste wirklich ein ganz schön ängstlicher Mensch sein. Unangemeldeten Besuch mochte er anscheinend gar nicht. Denn am Ende der Brücke, direkt vor dem Burgtor, stießen sie schon wieder auf Wachen. Doch die winkten sie nur noch durch. Das Burgtor stand bereits weit offen, da heute ständig Festgäste eintrudelten.
Leonardos Truppe sammelte sich einer schattigen Ecke des Innenhofs. Die Gaukler packten ihre Sachen aus und begannen, noch einmal ihre Kunststücke einzuüben.
Niklas und Julia beschlossen, einen kleinen Erkundungsgang durch die Burg anzutreten. Vom Innenhof aus führte eine Freitreppe auf den Wehrgang. Über diesen konnten sie den Bergfried und das Hauptgebäude erreichen, ohne die Haupteingänge nehmen zu müssen. Weit kamen sie allerdings nicht. Einer von Heinrichs aufmerksamen Wächtern hatte sie schon beobachtet, als sie sich von Leonardos Truppe entfernt hatten. Oben auf dem Wehrgang stellte er sie schließlich und fuchtelte drohend mit seiner Waffe, einer Hellebarde, vor ihren Gesichtern herum.
„Was habt ihr hier zu suchen? Wer hat euch erlaubt, hier herumzustreunen?“, brüllte sie der Bewaffnete an. Niklas und Julia stockte der Atem. Sie brachten keinen Ton heraus.
„Vielleicht fällt es euch nach einer Nacht im Kellerverlies ein“, sagte der Wächter mit boshaftem Grinsen. „Ganz bestimmt sogar. Los, kommt mit!“
In diesem Augenblick kam Leonardo die Treppe heraufgerannt.
„Die beiden gehören zu uns“, erklärte er noch ganz außer Atem. „Es ist meine Schuld, sie haben das Klo gesucht und ich habe sie in die falsche Richtung geschickt.“
Der Wächter starrte ihn verärgert an. Das hörte sich glaubhaft an, aber er hätte die kleinen Kröten zu gerne eine Nacht im Verlies schmoren lassen.
„Also, macht dass ihr wieder runter in den Hof kommt“, brummte er unwillig. „Aber merkt euch, da unten im Keller ist schon ein Zimmer für euch reserviert!“
Erleichtert folgten Julia und Niklas Leonardo in den Hof.
„Bleibt lieber in unserer Nähe“, riet er ihnen. „Mit diesem Heinrich und seinen Leuten ist nicht gut Kirschen essen.“
Der Hinweis war überflüssig. Spätestens jetzt wussten die beiden das selbst.
Nach und nach trafen weitere Künstler ein. Darunter Minnesänger, Musiker und ein Narr mit buntem Kostüm und Schellenkappe. Viele von ihnen begrüßten Leonardo und seine Leute als alte Bekannte.
Schließlich erschienen auch die Festgäste. Niklas und Julia hatten Heinrich den Wilden noch nicht zu Gesicht bekommen, aber sie konnten sich vorstellen, dass seine Gäste gut zu ihm passten.
Es waren nicht gerade edle Rittersleute,
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