Die magische Maske
mitgegangen, obwohl sie weiß, dass sie nur mit einem von uns aus dem Haus gehen soll!« Wieder schluchzte sie laut auf. »Es muss heute Morgen ganz früh gewesen sein. Und sie sind immer noch nicht zurück!«
»Aber die Sklaven sind doch in der ganzen Stadt unterwegs und suchen sie!«, sagte Elena zuversichtlich. »Sie werden sie finden!«
Daphne schüttelte verzweifelt den Kopf.
Hegias hielt es nicht mehr aus. »Mutter!«, rief er.
Elena fuhr herum. Daphne stürzte auf Hegias zu und nahm ihn in die Arme. »Athene sei Dank!«, schluchzte sie, aber diesmal vor Freude.
Mikion blickte seinen Sohn an. Ein kurzes erleichtertes Lächeln huschte über sein bärtiges Gesicht. Dann runzelte er die Stirn. Zuerst war die magische Maske verschwunden und dann auch noch Hegias. Er war fast krank vor Sorge um seinen Sohn gewesen. Sollte die Maske doch sein, wo sie wollte, aber Hegias durfte nichts passieren!
»Wo bist du gewesen?«, donnerte er zornig und legte die ganze Aufregung des Tages in seine Stimme.
Andokides nahm beruhigend seinen Arm.
»Das hätte ich von euch auch gerne gewusst!«, sagte er zu seinen Kindern. »Einfach zu gehen, ohne ein Wort zu sagen!« Er blieb ruhig, aber er war genauso zornig wie Mikion.
Betroffen standen die Kinder da und wussten nicht, was sie tun sollten. Und sie platzten doch fast vor Neuigkeiten!
»Es tut uns leid«, sagte Iris schließlich. »Aber wir …«
»Es tut euch leid?«, explodierte Mikion. »Das ist alles? Es tut euch leid?«
Hegias machte sich von Daphne los und stellte sich vor seinen Vater.
»Hör mir zu!«, rief er. »Wir hatten keine Zeit! Wir mussten einfach weg und den Maskendieb suchen! Und wir haben ihn gefunden!«
»Und wir wissen, dass die zweite Maske Agathon gestohlen worden ist. Es sind ja zwei Masken weg!«, fügte Paseas rasch hinzu.
»Maskendieb?« Mikion schaute zornig von einem zum anderen. »Agathon? Was ist das jetzt wieder für ein Unsinn!«
»Und wieso
zwei
Masken?«, mischte Andokides sich ein. »Es geht doch nur um unsere!«
Endlich konnten die Kinder abwechselnd berichten, was sie herausgefunden hatten, nachdem Hegias von dem nächtlichen Gespräch unter seinem Fenster erzählt hatte.
»Und wer ist jetzt der Maskendieb?«, fragte Mikion ungehalten. Man sah ihm an, dass er die ganze Sache immer noch für ein Hirngespinst seines Sohnes hielt.
»Epiktetos!«, antwortete Hegias. »Zusammen mit Amasis.«
»Was?«, fuhr Mikion auf. »Bist du verrückt? Mein teuerster Vasenmaler?«
»Es stimmt aber!«, sagte Iris und blickte sich Hilfe suchend um. Irgendjemand musste ihnen doch glauben! Und plötzlich hatte sie die Idee, wie sie alle überzeugen konnte.
»Ich weiß, wo die Masken sind!«, rief sie. »Ich zeig es euch. Kommt mit!«
Ihr Bruder und Hegias fuhren herum. Das war bestimmt der Einfall, den sie eben auf der Straße gehabt hatte. Hoffentlich hatte sie recht!
»Pah!«, machte Mikion ungläubig, aber auch er folgte ihr, als sie zu der Mauer zwischen den beiden Hoftüren lief. In den Schlämmbecken stand noch das Wasser vom letzten Reinigen des Tons. Niemand hatte bei dem großen Auftrag für die Panathenäen Zeit gehabt, sie zu säubern und das Wasser ablaufen zu lassen.
Iris waren die Blätter und der Schmutz in dem trüben Wasser völlig egal. Mit beiden Armen fuhr sie in das erste Becken und schwenkte sie suchend hin und her.
»Ja!«, jubelte sie. »Hier ist sie!«
Triefend nass zog sie die Maske mit dem bärtigen Gesicht des Satyrs aus dem Wasser. Vielleicht täuschte sie sich, aber sie hatte den Eindruck, dass der Satyr sie zufrieden anlächelte.
Der Maskendieb
»Das gibt es nicht!« Mikion stand da und starrte auf die Maske. Dann lachte er laut los. »Sie war die ganze Zeit hier?«, japste er.
Plötzlich redeten alle durcheinander. Sie waren so erleichtert! Die Kinder und die magische Maske waren wohlbehalten wieder da und sie konnten die Amphoren brennen. Alles war gut.
»Wartet mal!«, rief Hegias. Er fuhr wie Iris mit den Armen durch das zweite Becken und zog auch Agathons Maske heraus.
»Da wird sich Agathon freuen!«, rief Elena.
»Dürfen wir sie ihm bringen?«, fragte Hegias.
»Ja sicher!«, sagte Mikion lachend. Dann wurde er wieder ernst. »Und ich werde Epiktetos die Meinung sagen! So eine Unverschämtheit! Na, der wird was erleben, wenn er gleich zurückkommt!«
Hegias sah seinen Vater erleichtert an. Er hatte es gewusst. Sobald die Maske wieder da war, würde er ihm glauben. »Aber er wird alles
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