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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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wieder in die Stadt.« Arnaud gab dem Maultier einen freundlichen Klaps auf den Hintern und ging mit Armido durch die Hintertür zurück ins Gasthaus.
    Sie traten in eine große Küche, in der als Erstes die Sauberkeit ins Auge fiel. Die Hand, die die Schanktische pflegte, hielt auch hier Ordnung. Auf einem Tisch lagen Zwiebeln und Äpfel, an Schnüren hingen getrocknete Kräuter, und aus dem Ofen duftete es nach Brot. Armido wurde schmerzlich bewusst, dass er seit dem Morgen nichts zu sich genommen hatte. Aus einem Topf über dem offenen Feuer kam der Duft von gekochtem Fleisch.
    »Entschuldigt, wenn ich frage, Arnaud. Warum hattet Ihr Angst, ich wäre einer von des Bischofs Männern?«
    Arnaud zog den Korken aus einem tönernen Krug und schenkte Rotwein in zwei Becher. »Trinkt! Salute!«
    Armido erwiderte den heimischen Trinkspruch und ließ den starken Wein sein Inneres wärmen. Der Wirt schien ein gebildeter und weitgereister Mann zu sein. Davon zeugte auch seine Frau, die Armido für eine Orientalin hielt.

    »Aziza!«, rief Arnaud, und sofort kam die dunkle Schönheit in die Küche.
    Sie strahlte Grazie und Würde aus. Fragend sah sie Arnaud an. »Was wünschst du?«
    »Wir haben einen Gast, Aziza. Monsieur Paserini wird mit uns essen und heute Nacht hier schlafen. Ist die Vordertür verriegelt?«
    Sie nickte. »Gleich nachdem ihr hinausgegangen seid, habe ich die Riegel vorgeschoben. Dann bereite ich das Essen vor. Ich werde die Honigkuchen machen, die du so gerne isst.«
    »Alles, was deine Hände zubereiten, ist göttlich.« Arnaud sah sie liebevoll an, doch sie war schon mit den Zwiebeln beschäftigt.
    »Setzt Euch, Armido.« Der Wirt deutete auf eine Bank, die hinter einem kleinen, quadratischen Tisch stand. Darauf befanden sich winzige Schalen mit Gewürzen und ein Kerzenleuchter. Er stellte den Wein auf den Tisch und setzte sich auf einen Stuhl. »Zu Eurer Frage. Ihr scheint mir ein Mann, der es nicht nötig hat, sich durch Frömmelei zu profilieren. Im Stall habt Ihr mir berichtet, dass Ihr in Fontainebleau arbeitet. Als Künstler seid Ihr gebildet und wisst, dass es mehr auf dieser Welt gibt als das, was uns die Priester weismachen wollen.«
    Armido nickte. »Keine Angst, ich bin ganz gewiss kein Spitzel.« Er schob die Ärmel seines Wamses nach oben, so dass die Narben des Folterstuhls zu sehen waren. Einige Stellen waren auf der Reise wieder aufgeplatzt, und Eiter trat heraus, denn Armido hatte unterwegs wenig Gelegenheit gehabt, seine Wunden zu versorgen.
    »Weshalb hat man Euch gefoltert? Aziza wird sich nachher darum kümmern. Sie hat heilende Hände.«
    Nach einem Schluck Wein sagte Armido: »Ich habe die
falschen Freunde und liebe eine Frau, die nicht dem rechten Glauben angehört.« Er lächelte. »Ich nehme an, auch Ihr habt Schwierigkeiten wegen Eurer Frau? Aziza ist doch Eure Frau?«
    »Wir sind seit elf Jahren verheiratet. Ich war Kaufmann, Soldat und Unterhändler für König Franz in Konstantinopel. Während dieser Zeit habe ich Aziza kennengelernt. Sie ist die Tochter eines hohen Würdenträgers am Hof von Suleiman dem Prächtigen. Ihr Vater war bis zu seinem Tod der Sterndeuter des Sultans. Eigentlich hatte der Erste Wesir Anspruch auf sie erhoben, doch ich hatte mir das Vertrauen des Sultans erworben und durfte mir für meine Erfolge eine Belohnung wünschen.« Arnaud verfolgte seine schöne Frau mit den Augen, während er sagte: »Suleiman konnte mir meinen Wunsch nicht abschlagen. Hätte ich um ihre Hand angehalten oder einen Preis geboten, ich hätte gegen den Wesir verloren. Allerdings hatte ich dann einen Todfeind, und wir mussten Konstantinopel den Rücken kehren. Wir sind mit dem nächsten Schiff über Smyrna, Kreta und Sizilien und endlich nach Marseille gesegelt. Azizas Familie war sehr reich, doch mitnehmen konnten wir außer ihrem Schmuck und einigen Kisten mit Hausrat kaum etwas.«
    Aziza brachte eine Schüssel mit Nüssen und kandierten Früchten. An ihren Handgelenken bemerkte Armido filigrane Goldkettchen mit zahlreichen kleinen Anhängern, die bei jeder Bewegung leise klimperten.
    »Ich war viele Jahre von zu Hause fort und wollte bei meinen inzwischen alten und kränklichen Eltern sein. Hier und drüben im Piemont gibt es einige protestantische Gemeinden.« Arnaud wartete und nippte an seinem Wein.
    »Wenn Ihr von den ›Armen von Lyon‹ sprecht, kommen wir dem Grund meines Besuches hier näher …«, deutete Armido an.

    »Ah! Kennt Ihr Sidrac

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