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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Weiblichkeit interessierst. Ich meine, mir ist das egal, aber es wird geredet …«
    »Meine Güte, habt ihr nichts Besseres zu tun, als euch die Mäuler zu zerreißen?« Verärgert stand sie auf und kletterte wieder auf ihr Gerüst. Zumindest dort hatte sie ihre Ruhe.
    Doch sie arbeitete noch nicht lange an den Engeln, als laute Stimmen und das Klirren von Waffen eine neue Störung ankündigten.
    »Luca Paserini! Eure Anwesenheit wird bei einer Anhörung verlangt! Sofort!«
    Sie lugte über die Brüstung und sah zwei Knechte mit Brustharnisch und Helmen. Im Schloss hatte sie diese Männer noch nicht gesehen, vermutlich gehörten sie zum bailli . Aber Rosso hatte doch erwirkt, dass sie nicht vorgeladen wurde? Zitternd legte sie den Pinsel nieder. »Ja, das bin ich. Warum, was will man von mir?«
    »Das wissen wir nicht. Ihr habt jedenfalls sofort mit uns zu kommen!«, erwiderte der Ältere barsch.
    Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel und stieg langsam die Sprossen hinab. Matteo hatte die Schalen fortgeräumt
und stand mit gerunzelter Stirn neben der großen Kiste. »Was ist los mit euch? Ihr habt kein Benehmen! Luca hat nichts verbrochen. Was soll das also?«
    »Halt den Mund, Fremder!«, fuhr der ältere Knecht, der das Sagen zu haben schien, ihn an. »Wir führen nur Befehle aus, im Namen des Königs.«
    »Aber der König ist nicht hier!«
    »Lass nur, Matteo. Es wird gewiss nicht lange dauern.« Luisa wusch sich die Hände in einem Eimer. »Ihr wisst wahrscheinlich nicht, dass man ein Fresko nur in nassem Zustand bemalen kann. Wenn ich länger als eine Stunde fortbleibe, war die Arbeit von heute umsonst, und ich muss den Mörtel herunterklopfen und alles neu auftragen.« Sie warf den Knechten einen ernsten Blick zu. »Das ist sicher nicht im Sinne Seiner Majestät.«
    Das verunsicherte die beiden Männer ein wenig. Der Jüngere legte schließlich die Hand auf seinen Degenknauf. »Dann lasst uns endlich gehen. Umso schneller seid Ihr zurück.«
    An diesem Morgen waren nur wenige Künstler in der Galerie, denn die großen Fresken wurden von Rosso persönlich ausgeführt, die Stuckarbeiten waren abgeschlossen, und die Holzverkleidungen würden nicht vor dem letzten Pinselstrich angebracht werden; das Risiko von Verunreinigungen durch Farbe oder Mörtel und die Feuchtigkeit, die das Freskieren mit sich brachte, verbannten Scibec und seine Mitarbeiter noch immer in die Werkstatt.
    Die bewaffneten Knechte führten Luisa von der Galerie durch den östlichen Ausgang in den Cour Ovale, den sie der Länge nach durchquerten, bis sie direkt in den Saal der Wachen gelangten. Hier bewahrheitete sich Luisas schlimmste Befürchtung, denn das provisorische Tribunal bestand aus dem bailli , Grivel und Guy de Mallêt. Angesichts des gefürchteten
Sekretärs sank ihr Mut, und sie hakte die Hände in ihren Gürtel, damit niemand sah, wie sehr sie zitterten.
    Der Saal der Wachen war kaum mehr als eine hohe Halle mit einer flachen Holzdecke und Waffenschmuck an den Wänden. Unverputzte Mauerteile und ein stellenweise aufgebrochener Steinfußboden zeigten an, dass auch dieser Schlossteil noch im Bau begriffen war. Weit mehr als der Bauzustand interessierten Luisa jedoch die Männer, die sich hinter einem langen Tisch niedergelassen hatten und die Köpfe zusammensteckten. Bei ihrem Eintreten sahen sie auf, und Luisa blickte Guy de Mallêt direkt in die Augen. Das Licht fiel schräg von der Seite und erzeugte ein seltsames Zwielicht, in dem die blassblauen Augen des Sekretärs fast blind wirkten. Zusammen mit seiner weißen Haut und den rot geäderten Wangen wirkte er noch abstoßender auf Luisa.
    An den Längswänden der Halle waren je zwei Reihen Bänke aufgestellt und rechts und links neben dem Tisch einige Stühle. Die Knechte führten sie zu einem Stuhl und hießen sie Platz nehmen. In gebührendem Abstand vom Tisch des provisorischen Gerichts standen Didier und ein Bursche, in dem Luisa glaubte, einen der Diener zu erkennen, die die Galerie säuberten. Die Stühle neben ihr waren leer, außer den drei Männern am Tisch standen Wachen an den Wänden und vor den Türen.
    »Warum bin ich hier? Wer gibt Euch das Recht, mich hierher zu beordern, als sei ich ein Verbrecher?«, fragte Luisa mit lauter Stimme.
    Mallêt lehnte sich zurück. Er trug eine schwarze Soutane, und an seinem Finger glänzte ein schwerer Siegelring. »Hat man Euch so behandelt? Das tut mir außerordentlich leid. Ts ts, meine Soldaten wirken manchmal etwas grob,

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