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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Eifrig schnitt die Magd ihren Kohl.
    Eine Hinrichtung war immer eine willkommene Abwechslung vom monotonen Alltag und ein gruseliges Schauspiel, zu dem man auch die Kleinsten mitnahm. »Und was ist mit Didier?«, fragte Luisa.
    »Das weiß ich nicht genau. Der Provenzale sitzt jedenfalls auch im Kerker.« Sie rümpfte die Nase. »Eingebildeter Kerl.
Irgendwie ist er plötzlich an Geld gekommen und meinte dann, er könne sich alles kaufen. Aber ein Herr ist er deshalb noch lange nicht!«
    Dass Didier auf einmal über Geld verfügte, war tatsächlich merkwürdig. Ein Diener seines Standes bekam neben Kost und Logis kaum mehr als ein paar Kupfermünzen pro Monat. »Wer leitet die Verhandlung hier, der bailli ?«
    Luisa vernahm mit Besorgnis, dass sich der Amtmann augenscheinlich noch immer im Schloss aufhielt. Glücklicherweise hatte Guy de Mallêt sich dank Rossos Einfluss nicht durchsetzen können und sie war nicht zum Verhör vorgeladen worden. Doch Rosso war vor zwei Tagen mit Pellegrino nach Ussel aufgebrochen.
    Scibec schob seinen Teller zur Seite und erhob sich. »Komm, Luca. Wir haben wahrlich genug zu tun, was gehen uns die internen Angelegenheiten an. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, sich herauszuhalten.« Er wischte sich den Mund ab. »So lebt es sich gesünder. Was Piet angeht – der hatte immer ein gottloses Mundwerk, und irgendjemand hat sich wohl daran gestört.«
    Luisa folgte seinem Beispiel, aber es blieb ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Guy de Mallêt war dann sicherlich auch noch hier. Hatte der Kardinal denn keine Aufgaben für seinen Sekretär? Wieso trieb der sich in Fontainebleau herum, während sein Vorgesetzter in Paris oder beim König war? Sie grübelte immer noch darüber nach, als sie schon auf ihrem Gerüst vor der Danaë stand und den Feinputz in der äußeren rechten Ecke auftrug. Matteo hatte wie jeden Morgen alles perfekt vorbereitet. Er war ein ausgezeichneter Stukkador.
    »Luca, was ist mit dir los? Du bist so schweigsam. Komm mal runter, ich will dir etwas zeigen«, rief der Florentiner von unten.

    Luisa legte den Spachtel ins Wasser und kletterte die Leiter hinab. Seit sie an den Fresken arbeitete, sah sie Matteo täglich und hatte ihn nach anfänglicher Skepsis, die auf beiden Seiten bestanden hatte, als angenehmen und hilfsbereiten Menschen kennengelernt. Wenn er nicht Mörtel anmischte oder verputzte, experimentierte er mit Farbmischungen oder las in der Bibliothek.
    Seine Lockenmähne fiel ihm ins Gesicht, während er mehrere kleine Schälchen vor sich auf den Boden stellte. »Schau!« Stolz zeigte er auf die farbigen Pulver.
    Luisa war besonders von einem erdigen Grünton angetan. Sie zerrieb das Pulver zwischen den Fingern und roch daran. »Das kommt nicht aus Italien, oder?«
    Er grinste, und seine Augen leuchteten. »Das ist Grüne Erde aus Böhmen. Habe ich von einem Händler aus Paris. Ich habe kein Talent zum Malen, aber ich weiß genau, wie man herrlich leuchtende Farben mischt!«
    Sie hob eine Schale mit einem gelben Pulver auf.
    »Französischer Ocker, und er ist hervorragend! Ich mochte es kaum glauben«, erklärte Matteo. Die Italiener schworen auf Ocker aus Siena, doch dieses Pulver hatte eine schöne Konsistenz, und wenn es in gelöstem Zustand seine Ausdruckskraft behielt, wollte Luisa es gern verwenden.
    »Schon Plinius und Vitruv bezeichneten das Terra ocra als den Farbstoff schlechthin.«
    »Du hast Vitruv gelesen?« Luisa war beeindruckt. Das hätte sie dem lebenslustigen Florentiner nicht zugetraut.
    »In mir vereinen sich Geist und Schönheit. Das imponiert den Damen.« Er grinste. »Wo steckt Armido eigentlich? Wenn er sich nicht um diese entzückende Josette kümmert, würde ich das tun …«
    »Ist sie denn noch hier im Schloss? Ich dachte, sie wäre mit ihrer Herrin nach Moulins gereist?«

    »Irgendwann wird sie zurückkommen, oder nicht? Was ist mit dir, Luca?«
    Sie räusperte sich, griff nach einem Fläschchen mit roter Flüssigkeit und zog den Korken heraus. Mit einem Pinsel nahm sie etwas Farbe auf und strich sie auf einen Papierfetzen, der sich purpurrot färbte.
    »Folium purpureum, habe ich aus Krebskraut gewonnen. Ist für die kleinen Teilfresken aber zu kräftig.«
    »Aber für die Semele wäre das ein schöner Ton.« Luisa verschloss die Flasche wieder.
    »Ganz unter uns, Luca, läuft da was zwischen dir und Meister Rosso?« Matteo senkte die Stimme. »Ich habe schon mitbekommen, dass du dich nicht für die holde

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