Die Malerin von Fontainebleau
zeigte den Männern, wohin sie gehen mussten.
Rufus hatte die Flüchtlinge schon entdeckt und stand bellend und schwanzwedelnd vor einigen dicht stehenden Fichten, unter deren Zweigen sich die Frauen und Kinder zusammengekauert hatten. Die Kleinen weinten, doch bevor Suzanne sich bückte, fragte sie Armido leise: »Pascal und Hugues?«
»Sie sind tot, Suzanne, Élie, Jacob, Pascal, Hugues, seine Frau und ihr Kind. Und Aleyd?«
»Sie haben sie fortgeschleppt, zusammen mit Sidrac und Isabeau. Ich habe sie schreien gehört … O Armido, wir müssen sie befreien! Sie dürfen sie nicht foltern. Aleyd ist in anderen Umständen. Sie kann das Kind verlieren!«
»Wenn sie nur am Leben bleibt!« Was auch geschehen mochte, er liebte seine Frau und würde sie den Klauen der Gottlosen entreißen. Denn jene waren es, die Gott verrieten, indem sie seine Gebote mit Füßen traten. Ihr schändliches Tun verhöhnte Gottes Wort, nicht das jener, die als Ketzer beschimpft wurden.
»Armido.« Suzanne berührte seinen Arm, und er ging in die Knie, um unter die Zweige zu Jules zu kriechen.
Der Atem seines Freundes ging stoßweise, die Augen in seinem bleichen Gesicht waren geschlossen.
»Kommt, Jungs. Armido kümmert sich jetzt um euren Onkel. Armido, gib auf seinen linken Arm acht.« Suzanne streckte die Hände nach ihren Kindern aus, die aus der Höhle hervorkrochen. Herabgefallene Fichtennadeln bedeckten den Waldboden und hielten die vom Boden aufsteigende Kälte ein wenig ab, doch für jemanden, der viel Blut verloren hatte, war dieses Lager denkbar ungeeignet.
Jules’ Körper war von einem Umhang bedeckt, den Armido sachte anhob, um sich ein Bild vom Zustand seines Freundes zu machen. Ein Stofffetzen war notdürftig um Jules’ Oberschenkel gewickelt worden, und der linke Arm und die Hand waren ebenfalls verbunden. Armido befühlte Jules’ Stirn, die heiß und nass war, und tätschelte seine Wange. Endlich öffnete Jules die Augen, die einen fiebrigen Glanz hatten. Doch er erkannte Armido.
»Ich konnte sie nicht retten, Armido. Es tut mir so leid. Ich schäme mich so!«
»Nicht, Jules. Ihr habt euch tapfer geschlagen. Jetzt müssen wir dich hier herausbringen. Dann überlegen wir gemeinsam, wie wir sie befreien. Martin!«
Mit Hilfe des kräftigen Jägers zogen sie Jules unter den Zweigen hervor. Dann hob Dufy den Verwundeten auf und legte ihn sich über die Schulter. »Lasst, Armido. So geht es am besten. Hier!« Er drückte der wartenden Marie seine Lampe in die Hand. »Geht voraus und leuchtet mir, Armido!«
Im Weiler entschieden sie sich für Hugues’ Haus, das am wenigsten zerstört war. Die Leichen von Hugues und seiner Familie sowie von Élie und Jacob trugen sie in Pascals Haus. Die Frauen holten Tücher und deckten sie über die Körper ihrer Angehörigen. Marie bemühte sich, ihre unendliche Trauer vor den Kindern zu verbergen. Sie kümmerte sich nicht nur um ihre eigenen drei, sondern auch um die beiden Mädchen von Hugues, die nun Waisen waren. Gemeinsam kniete sie sich mit den Kindern neben den Toten auf den Boden und betete. »Eure Eltern und euer Bruder sind jetzt im Himmel, wo Gott schon auf sie wartet.«
Die Kleinen schluchzten zwar noch, doch sie schienen Trost in Maries Erklärungen zu finden. Auch Suzanne liefen die Tränen über die Wangen, während sie sagte: »Gott schenke ihnen Frieden. Amen.«
Alle bekreuzigten sich und verließen Pascals Haus, das zum Leichenhaus geworden war. Während Marie sich weiter um die Kinder kümmerte, half Suzanne beim Aufräumen in Hugues’ Haus. Mit Tränen in den Augen wischte sie Blut und Knochensplitter weg, während die Männer zusammentrugen, was noch an brauchbaren Möbeln vorhanden war. Aus dem oberen Stockwerk holten sie einen Strohsack, polsterten ihn mit Decken und betteten Jules darauf, der fiebrig vor sich hin dämmerte. Suzanne kippte das schmutzige Wasser auf den Hof und kam mit einem neuen Eimer zurück ins Haus. Sie wusch sich die Hände und trat neben Armido an Jules’ Lager.
»Hast du dir seinen Arm schon angesehen?«
»Nein«, antwortete Armido und ahnte Böses.
Sie schlug die Decke zurück und griff nach Jules’ verwundetem Arm. Als sie den Verband abwickelte, zuckte Jules zusammen und schlug die Augen auf. Suzanne legte ihm die kühle Hand auf die Stirn. »Schlaf, wenn du kannst. Armido, irgendwo steht eine Flasche Obstwasser.«
In einer Truhe fand Armido das Gewünschte und entkorkte die Flasche. Suzanne träufelte Jules etwas von dem
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