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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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auf den verlassenen Platz, und der Geruch von verkohltem Holz hing in der Luft.
    »Die Häuser …«, brachte Armido hervor.
    »Verfluchte Mörderbrut! Sie haben alles niedergebrannt!
Rufus!« Der Hund stand im Eingang von Sidracs Haus und schlug an.
    »Wir brauchen Licht!« Dufy ging durch den Türrahmen, das Blatt lag zertrümmert vor dem Haus. Vom Dach war nur das verkohlte Gebälk stehen geblieben, der Stall war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Zwischen den Trümmern regte sich etwas, gackernd lief ein Huhn heraus.
    »Aleyd!«, brüllte Armido, und als er in das Haus stürzen wollte, kehrte Dufy mit einer Lampe zurück. »Zwei Männer, Armido. Einer ist tot, der andere schwer verletzt. Keine Frauen und Kinder.«
    »O Gott!« Mit Tränen in den Augen folgte er Dufy in das Haus, in dem er vor wenigen Wochen seine Hochzeit gefeiert hatte.
    Von Wohnstube und Küche war kaum noch etwas zu erkennen, die Soldaten hatten die Möbel zerschlagen, die Schränke geleert und alles verwüstet. Vor dem Kamin lag Élie auf dem Rücken, und zusammengekrümmt hinter einem umgestoßenen Tisch entdeckte Armido Jacob. Mit seinen blutüberströmten Händen umklammerte er einen Knüppel, und an seinem Kopf klaffte eine Wunde. Der gebrochene Blick und starre Pupillen zeigten an, dass jede Hilfe zu spät kam.
    Élie jedoch gab ein Geräusch von sich, das wie ein Würgen klang, und Armido stürzte zu ihm, kniete sich auf den Boden und hielt Élies Kopf. Die Brandwunden waren verheilt, stattdessen breitete sich ein großer dunkler Fleck auf Élies beigefarbenem Hemd aus. Er lag in den Resten der ausgeschütteten Suppe. Der Topf lag in der Feuerstelle. »Élie, ich bin es, Armido. Um Himmels willen, was ist geschehen?«
    Élies Atem ging stoßweise, und seine Augenlider flatterten. Armido wandte sich um: »Martin, könnt Ihr frisches Wasser auftreiben? Der Bach verläuft am Berg.«

    Während der Jäger Wasser holte, schlug Élie die Augen auf. Es dauerte einen Moment, bis er Armido erkannte, der ihm über die Stirn strich. »Mein Freund, kannst du sprechen?«
    Élie hustete und stieß einen Schmerzensschrei aus. Mit einer Hand griff er nach Armidos Hemd und zog ihn zu sich. Stoßweise brachte er die Sätze heraus. »Die Schergen des Bischofs waren hier. Ohne Warnung sind sie über uns hergefallen. Wir haben Frauen und Kinder in den Wald geschickt und uns verteidigt. Aber es waren zu viele. Ich habe gesehen, dass sie Sidrac mitgenommen haben.« Élie hustete, und Blut rann ihm über das Kinn.
    Vorsichtig hob Armido das Hemd des Verwundeten und betrachtete die Stichwunde unter dem Rippenbogen. »Ruhig, Élie. Hör auf zu sprechen. Du brauchst deine Kraft.«
    Dufy kam mit einem Krug Wasser zurück und reichte einen Becher und ein benetztes Tuch, mit dem Armido die heiße Stirn des Verwundeten abtupfte. Als er Élie den Becher an die Lippen setzte, drehte dieser den Kopf zur Seite. »Lass. Jacob?«
    Traurig schüttelte Armido den Kopf.
    »Jules?«
    »Ist nicht hier.«
    Élie schloss die Augen. »Er hat gekämpft wie ein Löwe, aber Aleyd …« Seine Stimme wurde brüchig.
    Armido tupfte ihm erneut die Stirn ab. »Was ist mit Aleyd, Élie? Bitte, ich flehe dich an!«
    Kaum hörbar flüsterte der Sterbende: »Bischof.« Sein Kopf sackte zur Seite, und er verschied mit einem röchelnden Seufzer.
    Armido ließ Élies Kopf langsam zu Boden gleiten und drückte ihm die Augenlider zu. Dann machte er das Kreuzzeichen über dem Toten und murmelte: » In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Amen.«

    »Der Herr sei seiner Seele gnädig. Amen«, sagte Dufy und bekreuzigte sich ebenfalls. »Ich war oben, aber da ist niemand. Lasst uns jetzt in den anderen Häusern nachsehen.«
    Armido zögerte. »Die Frauen und Kinder sind irgendwo im Wald, sollten wir nicht zuerst nach ihnen sehen?«
    »Da sind sie vorerst sicher. Aber vielleicht liegt noch ein Verwundeter in den Trümmern.«
    Dufy hatte recht. Und wie sollte er Sidrac und Aleyd helfen? Élies Äußerung konnte nur bedeuten, dass beide gefangengenommen worden waren. Was war nur los in Frankreich? Obwohl der Papst nicht einmal hier residierte, gebärdeten sich seine Anhänger gottesfürchtiger und strenger als die meisten Römer.
    »Kommt Ihr?«, rief Dufy von der Tür.
    Schweren Herzens ließ Armido die beiden toten Glaubensbrüder zurück und trat hinter dem Jäger aus dem Haus. Von der kleinen Behausung der Kräuterfrau waren nur noch verkohlte Balken und einige Mauerreste stehen

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