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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Château de Villeneuve eingerichtet, wo er von siebentausend Soldaten bewacht wurde.
    Nein, die Lage war alles andere als entspannt, und Luisa fragte sich, ob der König sich ihr Anliegen überhaupt anhören würde. Andererseits langweilten Franz politische Verhandlungen, wie sie vom venezianischen Botschafter Giustiniani wusste.
    Estienne verscheuchte Fliegen, die vom Schweiß auf seiner Stirn angezogen wurden. Es wurde mit jedem Tag wärmer, und die Pferdekörper waren durch das straffe Tempo ebenfalls erhitzt. Hose und Hemd klebten am Körper, und Luisa litt besonders, weil sie ihre Weste nicht ablegen konnte, zu groß war die Gefahr, dass ihre Körperformen sie verrieten. Mit dem Handrücken wischte sie sich immer wieder den Schweiß ab.
    »Luca, wir machen gleich eine Rast«, sagte Estienne und hob die Hand.
    »Das ist nicht nötig, ich kann …«

    Doch er hörte nicht auf sie, sondern ließ die Knechte vorausreiten, um einen geeigneten Platz zum Lagern zu finden. »Was nutzt Ihr Eurem Bruder, wenn Ihr vor Entkräftung nicht in Nizza ankommt. Und die Pferde müssen trinken.«
    Die Straße, der sie seit dem frühen Morgen folgten, war schmal und verlief entlang dem Bergmassiv. Auf der anderen Seite befand sich sumpfiges Flussland, denn die Saône verzweigte sich südlich von Dijon. Hinter Chagny würden sie auf den Fluss treffen, und dann folgte die Straße der Saône bis Lyon. Die Knechte, zwei kräftige junge Männer aus Meaux, die Estienne seit fünf Jahren treu dienten, kamen zurück.
    »Nicht weit von hier machen eine Gruppe Kaufleute und Pilger Rast in einem Wäldchen. Wir könnten uns dazugesellen. Sie haben uns eingeladen und scheinen freundlich.«
    Estienne nickte, und seine Männer ritten jetzt langsam voraus. »Erzählt mir alles noch einmal ganz genau. Aleyd geht es wirklich gut?«
    »Weil sie ein Kind unter dem Herzen trägt, wird sie von der Folter verschont. Das ist das einzige Anzeichen von Erbarmen, das die Schergen von Embrun zeigen. Und der arme Jules hat einen Arm verloren.« Sie mochte sich nicht vorstellen, was Sidrac und Isabeau erleiden mussten. Armido hatte nur kurze Zeit in der Bastille verbracht und war dem Folterstuhl rechtzeitig entronnen, doch schon die kurze Bekanntschaft mit dem grauenvollen Gerät hatte übelste Verletzungen an Körper und Seele hinterlassen.
    »Wisst Ihr, ich mochte Aleyd immer besonders gern. Natürlich war ich schon verheiratet, aber sie ist eine besondere Frau, schön und klug. Euer Bruder kann sich glücklich schätzen, dass sie ihn erhört hat. Und Jules ist mein Freund, eine unverwüstliche Kämpfernatur, der Schmerzen ertragen
kann. Den Verlust seiner Schwester aber könnte er nicht verwinden. Wir müssen alles tun, damit Ihr rechtzeitig nach Nizza kommt«, sagte Estienne, während sie die von Schlaglöchern übersäte Straße verließen und eine Böschung hinunterritten.
    Das üppige Grün der Buchen und Birken am Flüsschen bildete den Hintergrund für das farbenprächtige Durcheinander aus sich ausruhenden Pilgern, Kaufleuten verschiedenster Nationalität, Dienern, Packtieren und Karren. Ein Stimmengewirr aus französischen Dialekten, Hebräisch, Niederländisch, Italienisch und Arabisch schlug den vier Reitern entgegen. Sie saßen ab und führten zuerst die Pferde zum Tränken an die Saône, die sich hier flach in einer idyllischen Auenlandschaft ausbreitete. Der größere der Knechte streckte seine Hand nach den Zügeln von Luisas Tier aus. »Gebt sie mir, Ihr und Monsieur Robert könnt Euch dort vorn niederlassen, wir lockern den Pferden die Gurte und kommen gleich.«
    Luisa und Estienne nahmen dies gerne an, wuschen sich aber zuerst die Gesichter im Flusswasser. Als sie dann unter einer Birke im Gras saßen, fragte Luisa: »Seid ehrlich zu mir, Robert, glaubt Ihr, dass meinen Bruder die Schuld an Aleyds Unglück trifft?«
    »Was? Nein! Wie kommt Ihr darauf?« Der Buchdrucker wischte sich Wassertropfen aus seinem kurz gestutzten Bart. »Wenn jemanden Schuld trifft, dann die Theologen der Sorbonne, das Parlament, die Kirche, Leute wie den verbohrten Beda und jetzt eben Sampieri. Natürlich führt eines zum anderen, und Armidos Fehde mit Guy de Mallêt hat die Richtung vorgegeben. Hitzköpfigkeit bei Hofe ist gefährlich. Aber …« Er riss an einem Grashalm. »Die Dinge sind, wie sie sind. Ich habe vor fünf Jahren großartige Männer auf dem Scheiterhaufen enden sehen, Männer, gegen die Jules
wie ein Revolutionär erscheint. Aber selbst diese

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