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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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einen vielsagenden Blick zu. »Schon gut, spar dir deine Geschichte. Solche wie dich gibt es überall. Ich komme viel rum. Hast Glück, ich bin spät dran, sonst hätte ich dich gemeldet.« Damit ging er zu seinem Pferd, steckte den Brief in die Ledertasche und saß mit einem eleganten Satz auf.
    Didier sah ihm nach, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war. Du weißt gar nichts, dachte er und bereitete sich in Gedanken auf das Treffen mit Seiner Exzellenz vor.

XXXI
    Unerwartete Hilfe
    I ch kann immer noch nicht verstehen, was in den Erzbischof von Embrun gefahren ist! Ihr hättet früher zu mir kommen sollen!«, sagte Robert Estienne, während er sein Pferd in eine schärfere Gangart trieb.
    Sie hatten sich für die Strecke über Dijon entschieden, weil die Überquerung des Côte-d’Or-Massivs weniger anstrengend war, als wenn sie vom südlichen Zentralmassiv aus nach Osten schwenkten. Die ersten Tage ihrer gemeinsamen Reise waren für Luisa strapaziös gewesen, da sie es nicht gewohnt war, stundenlang im Sattel zu sitzen. Als sie am Abend abgesessen waren, hatten ihre Muskeln so geschmerzt, dass sie sich kaum bewegen konnte. Doch sie hatte die Zähne zusammengebissen und sich gesagt, dass es mit der Zeit besser werden würde.
    Sie klopfte dem Pferd den Hals und schnalzte mit der Zunge, damit es Robert folgte. Die beiden bewaffneten Knechte, die sie begleiteten, schlossen automatisch auf.
    Robert Estienne, der bekannte Pariser Buchdrucker, reiste nie ohne Schutz, aber nachdem Luisa ihn um Hilfe gebeten hatte, schien ihm selbst diese Art des Reisens viel zu riskant. Er hätte Luisa lieber mit einer ganzen Gruppe von Kaufleuten gen Süden ziehen sehen. Doch die Zeit drängte, und eine Reisegruppe war wesentlich langsamer als vier berittene Männer. »Aber wie hätte ich das tun sollen, Robert?
Mein Bruder hat mir erst kürzlich von dem Überfall berichtet«, antwortete Luisa.
    Sie hatte sich eingehend mit Rosso Fiorentino beraten. Anfangs hatte er ihr davon abgeraten, überhaupt etwas zu unternehmen, weil er die immer häufiger aufbrechenden religiösen Konflikte in Frankreich für ein Zeichen hielt, das der König nicht ignorieren konnte. Er hatte ihr Franz’ Gründe dargelegt, deretwegen der Monarch sich wahrscheinlich gegen eine Intervention entscheiden würde. Doch Luisa konnte Rosso davon überzeugen, dass sie ihrem Bruder helfen musste und dass sie es tun würde, ob mit oder ohne seine Unterstützung. Kopfschüttelnd hatte Rosso sie angesehen und schließlich seinen Entwurf hervorgeholt. Eigentlich hatte Rosso seinen aus Paris zurückgekehrten Assistenten Pellegrino mit dem Entwurf nach Nizza senden wollen, doch so hielt er es für einen taktisch klugen Schachzug, Luisa das vom König erwartete Bild überbringen zu lassen. In Anbetracht der angespannten politischen Lage war es wenig wahrscheinlich, dass Franz sie unter normalen Umständen vorlassen würde, doch einen Mitarbeiter Rossos, einen Vertreter di belle arti, würde er empfangen.
    Da nur noch knapp zweieinhalb Wochen bis Pfingsten verblieben, hatten sie schnell handeln müssen. Robert Estienne, der über den Ernst der Lage noch nicht informiert gewesen war, hatte sich sofort bereit erklärt, mit Luisa nach Lyon zu reisen, um dort Unterstützung in den reformistischen Kreisen zu erbitten. Sein persönliches Erscheinen würde mehr Eindruck machen als Jules’ Briefe oder Armidos Bitten. Estienne wurde auch eingeweiht, dass sich hinter dem schmächtigen Luca eine Frau verbarg, und konnte dementsprechend Sorge für sie tragen.
    Zum wiederholten Male hatte Papst Paul III. zu Friedensgesprächen gebeten, diesmal in Nizza. Bereits im Februar
1538 hatten Paul III., Kaiser Karl V. und Venedig eine Liga gegen die immer bedrohlicher auftretende Streitmacht Suleimans gegründet. Franz jedoch hatte heimlich mit Suleiman, dem großen Herrscher des Osmanischen Reiches, paktiert, nun aber lief der König Frankreichs Gefahr, dass sich die Mächte des Christenreichs gegen ihn wandten, wenn er sich der Liga nicht anschloss.
    Nizza und seine Festung waren das Einzige, was Charles von Savoyen noch von seinem Herzogtum geblieben war, und er traute seinen Gästen nicht über den Weg. Daher wollte er keinerlei Risiko eingehen, auch noch die Zitadelle und damit den Rest seiner Souveränität zu verlieren. Der Papst wartete in einem Kloster bei Nizza, Kaiser Karl hatte sich in der Bucht von Villefranche mit zweiunddreißig Kriegsgaleeren verschanzt, und Franz hatte sich im

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