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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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dabei in die Augen von Monsignor Sampieri gesehen. Der Mann hat Freude am Leiden anderer. Armido, Ihr wisst, dass ich lange im Orient war. Am Hofe des Sultans ging man wahrlich nicht zimperlich mit Gefangenen oder Verbrechern um, und die Osmanen kennen Strafen, deren Grausamkeit alles übertrifft, was ich hier gesehen habe. Aber sie wurden dem Volk zur Abschreckung vor Augen gebracht. Sampieri ist eine niedrigere Kreatur als jeder Henker, denn er genießt das Foltern. Er stellt seine Fragen, um den Geist seiner Delinquenten zu verwirren, und weidet sich an ihrer Verzweiflung.«
    »Den Eindruck hatte ich auch, obwohl ich im Vergleich zu Euch noch glimpflich davongekommen bin. Warum haben sie Euch gehen lassen, Arnaud?«, fragte Armido.
    »Ich wollte nicht gehen. Ich wollte bei Aziza bleiben oder zumindest in ihrer Nähe. Aber sie haben mich nachts vor die Stadttore geschleppt und mir verboten, die Stadt wieder zu betreten. Martin ist für mich in den Kerker gegangen und hat einen Korb mit Brot und Fleisch dort gelassen.«
    »Die Gaststube ist verbrannt und geplündert worden«, sagte Dufy. »Darauf haben diese Geier doch nur gewartet.«
    »Was ist mit Magus, dem Apotheker?« Suzanne erhob sich.
    »Er war drei Tage und Nächte im Kerker des Erzbischofs. Nach einer peinlichen Befragung ersten Grades haben sie ihn gehen lassen. Sein Laden ist seitdem geschlossen«, erklärte Dufy und zupfte nachdenklich an seiner Unterlippe.

    »Ich glaube übrigens, dass er es war, der euren Weiler verraten hat. Ihn haben sie noch vor Arnaud festgenommen.«
    »Aber ich habe der Folter trotzdem nicht standgehalten und euch verraten«, sagte Arnaud reumütig.
    »Wir tragen dir das nicht nach.« Suzanne ging in die Hütte, in der Jules lag und wahrscheinlich sehnsüchtig auf Nachrichten wartete.
    »Geht es Aleyd wirklich gut?«, wollte Armido wissen.
    Dufy nickte. »Wie Arnaud sagte, sie ist geschwächt, aber wohlauf. Immerhin haben sie Respekt vor einer Schwangeren. Aber die anderen sollen Pfingsten brennen. Daran hat sich nichts geändert.«
    »Dann bleiben uns nur noch wenige Wochen, um das zu verhindern.«
    »Wie wollt Ihr das verhindern, Armido? Der Erzbischof hat Euer Geld abgelehnt.« Arnauds verweinte Augen und seine Miene drückten Verzweiflung aus. »Habt Ihr eine Streitmacht, um Embrun zu stürmen?«
    »Nein. Ich wünschte es! Dann würde ich den Erzbischof und Sampieri eigenhändig mit dem Schwert aufschlitzen. Aber wir werden Hilfe von anderer Seite erhalten, darauf vertraue ich!«
    »Die Poeten in Lyon haben nichts zu melden. Von der Schwester des Königs ist auch keine Hilfe mehr zu erwarten, und Ihr sagtet selbst, dass Euch Madame d’Étampes kein zweites Mal beistehen wird.« Arnaud leerte seinen Becher. »Habt Ihr nichts Stärkeres?«
    Der Tod ihres Mannes hatte jedes Lachen aus Maries Gesicht verbannt, doch sie fand Trost in der Sorge um die Kinder und das leibliche Wohl der Übrigen, weshalb sich die zierliche Frau erhob, um einen Krug gebrannten Obstwassers zu holen.
    »Woher also nehmt Ihr Eure Sicherheit auf Hilfe?«, beharrte
Arnaud. »Ich bin Katholik. Meine Frau ist schon vor Jahren konvertiert, und trotzdem verfolgen sie uns. Das Gesetz gewährt uns keinen Schutz. Wer soll uns noch schützen?«
    »Der König.«
    Arnaud lachte kurz auf. »Der König? Mein lieber Freund, der König ist auf dem Weg nach Nizza, um sich gut zu stellen mit dem Papst und Kaiser Karl. Dieser König hat vor gar nicht langer Zeit einen Pakt mit Suleiman geschlossen, um den Kaiser zu schlagen. Aber jetzt hat König Franz Angst vor einer Allianz von Kaiser und Papst, weil die beiden viel Geld gesammelt haben, um gegen Suleimans Streitmacht zu kämpfen. Franz braucht die Kirche als Einkommensquelle, und genauso braucht er das Parlament von Paris.«
    »Die Sorbonne und das Parlament sind konservative und jeder Reform feindlich gesinnte Institutionen, ja«, meinte Armido.
    »Ja, und wie können wir da auf den König hoffen?«
    »Meine Schwester …« Armido zögerte, selbst unsicher geworden.
    Versöhnlich sagte Arnaud: »Ich bin der Letzte, der die Hoffnung auf ein Wunder aufgibt, und vielleicht beschert uns Eure ungewöhnliche Schwester genau das.«
     
    Herr, du meinst es gut mit mir, dachte Didier und gab dem Botenjungen, der einen Brief aus der Hand von Meister Rossos Kammerdiener erhalten hatte, einen Silbertaler. »Ich kümmere mich um die Weiterleitung, mach dir keine Gedanken.«
    »Ich weiß nicht …« Der Junge mit der Hasenscharte

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