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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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krümmen würde, solltet Ihr vor einem Inquisitionsgericht landen.« Mallêt machte eine bedeutungsvolle Pause. »Und das mag schneller gehen, als Ihr glaubt …« Schwungvoll drehte er sich auf dem Absatz um und stolzierte davon, wobei er noch im Hinausgehen Handwerker zurechtwies. Eine Welle italienischer Flüche folgte ihm.
    »Verfluchter Mistkerl!«, entfuhr es Armido.
    Léonard Thiry, einer von Meister Rossos engsten Mitarbeitern, der vor allem für die farblichen Ausführungen an den Fresken zuständig war, hatte in Hörweite auf einem Gerüst gestanden. Er arbeitete an einer Szene, die die Erziehung des Achilles durch Chiron darstellte. Thiry war ein Besserwisser. »Selber schuld, Armido. Was treibst du dich auch mit diesem Protestantenpack herum. Bleib bei deinesgleichen, kümmere dich um deine Arbeit und lass die Finger von verbotenen Früchten. Gibt es hier vielleicht nicht genug hübsche Frauen?« Er schnalzte vielsagend mit der Zunge.
    »Ach, lass mich doch in Ruhe. Du nimmst doch alles, was einen Rock anhat und nicht bei drei auf den Bäumen ist. Kein Wunder, wenn man so aussieht …« Jetzt wurde es Zeit zu verschwinden, und schon flog der erste farbgetränkte Lappen herunter. Léonard, der aus Flandern stammte und für einige namhafte Meister gearbeitet hatte, war blass, hatte eine gebrochene Nase, und ihm fehlten zwei Vorderzähne.
    Armido ging auf die königlichen Gemächer zu. Für heute hatte er genug Ärger gehabt, dabei hatte der Tag gerade erst begonnen. Er stand im Halbdunkel des Flures, als er eine hübsche junge Frau auf sich zukommen sah. Ihr Gesicht hellte sich bei seinem Anblick auf. »Armido! Komm mit mir, schnell!«
    Josette, Zofe von Élodie de Tavannes, einer der vielen
Hofdamen von Madame d’Étampes, hatte dichtes, rotbraunes Haar, einen üppigen Busen und einen Kirschmund, den Armido schon oft gekostet hatte. Bevor sie protestieren konnte, hatte er sie um die Hüften gefasst und an sich gezogen. »Küss mich, Josette, sonst komme ich nicht mit.«
    Die junge Frau folgte der Aufforderung allzu gern, doch dann befreite sie sich aus seiner Umarmung. »Nicht jetzt. Jules ist hier und will dich sprechen.«
    Erschrocken sah Armido sich um. »Hier im Schloss? Ist er wahnsinnig? Mallêt hat mich gerade besucht und wegen meines Kontakts zu Marot bedroht.«
    Josette schürzte die Lippen. »Ach, komm schon, Mallêt ist ein Schwätzer …«
    »Nein, Josette. Er weiß genau, was er tut.« Er packte Josettes Arm fester als beabsichtigt. »Hör mir zu!«
    »Au, du tust mir weh!« Verstimmt schüttelte sie seine Hand von sich.
    »Entschuldige, aber du denkst, dieser Hof ist ein großer Spielplatz. Süße Josette.« Armido legte einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Verscherzt man es sich mit der falschen Person, kann einen das den Kopf kosten.«
    »Ah, und du glaubst, das weiß ich nicht? Ich lebe schon etwas länger hier, und außerdem solltest du lieber auf deinen eigenen Kopf achten. Wer sich mit Jules Dubray trifft, gehört automatisch auf die Liste der Verdächtigen. Warum gibst du dich überhaupt mit ihm ab? Er ist kein Dichter, kein Maler, kein …«
    »Nein, aber ein kluger Mann, der erkannt hat, was an unserer Kirche falsch ist.« Armido mochte Josette und hatte sein Vergnügen mit ihr, aber alles anvertrauen würde er ihr nicht, dazu war sie zu oberflächlich.
    »Falsch? Wie will er das wissen. Ein Theologe ist er auch
nicht!« Damit raffte sie ihre Röcke und schritt mit erhobenem Haupt vor ihm her.
    Kopfschüttelnd folgte er ihr. Sie war ein Geschöpf des Hofes, kapriziös, verspielt und verführerisch, aber er wusste nie so recht, woran er mit ihr war. Hinter der Galerie lagen die Gemächer des Königs und der Königin, die jedoch so gut wie nie anwesend war. Armido war noch nicht allzu lange in Frankreich und hatte bisher keine Gelegenheit gehabt, Königin Eleonore von Österreich zu sehen, doch man sagte, sie sei hässlich und schüchtern und halte sich deshalb vom Hof fern.
    Die Renovierungsarbeiten in den königlichen Gemächern wurden von Primaticcio geleitet, und Armido sah dessen Männer in einem der Räume mit dem Aufbau eines Kamins beschäftigt. Wie Meister Rosso hatte auch Meister Primaticcio einen großen Stab an italienischen Künstlern und Handwerkern, die seine Entwürfe ausführten.
    »Armido! Komm mal her!« Das war die Stimme Primaticcios, und auch wenn Josette verärgert die Stirn runzelte, musste er der Aufforderung des Meisters

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