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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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äußerst unangenehmen Mann. Seine Reputation beinhaltete Falschheit, Korrumpierbarkeit und Skrupellosigkeit. Allerdings hatte er eine Schwäche für das schöne Geschlecht, wie die Schwangerschaft von Madame de Tavannes bewies, wenn man den Gerüchten Glauben schenken konnte.
    »Dann beweist Euch endlich! In Eurem Alter haben andere bereits eine Bischofsmütze auf dem Kopf!«, zischte der Comte.
    »Ich werde Euch nicht enttäuschen, Vater. Immerhin hat sich in Embrun einiges getan, oder nicht?«, erwiderte Guy de Mallêt.
    »Aber dieser Paserini ist entkommen. Das ist ein Rückschlag!«

    »Den Flammen mag er entronnen sein, nicht aber dem Schwert!« Triumph lag in Guys Stimme.
    Was um Gottes willen bedeutete das? Giustiniani lauschte nun wahrhaft interessiert, denn die Paserini lagen ihm am Herzen. Sie waren begabte junge Landsleute, die es zu unterstützen galt.
    »Erklärt Euch!«, verlangte der Vater.
    Die Gestalten von Vater und Sohn zeichneten sich als dunkle Silhouetten gegen das silberne Mondlicht und das Meer ab. Guy trug seit einigen Wochen nur noch die schlichte schwarze Robe des geistlichen Standes.
    »Ihr wärt überrascht, wie gut mein kleines Spitzelsystem funktioniert. Sicher entsinnt Ihr Euch, dass der junge Paserini in Villeneuve war?«
    »Natürlich. Verabscheuungswürdiger kleiner Sodomit!«
    Sein Sohn lachte böse. »In dieser Hinsicht sind wir uns nicht ähnlich, nicht wahr, Vater? Nun, es ist ihm gelungen, eine Begnadigung für seinen Bruder zu erwirken.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte der Comte ungeduldig.
    »Monsignor Sampieri ist ein zuverlässiges Werkzeug der Inquisition, und wir stehen in ständigem Kontakt. So konnte sich der Monsignore vorbereiten und Maßnahmen für eine etwaige Begnadigung treffen. Der Erzbischof ist etwas schwerfällig, aber kooperativ. Soweit ich weiß, haben seine Männer Armido Paserini im Wald von Chorges erwischt.«
    »Und sein Bruder? Sind sie nicht allein gereist?«
    »Nein, leider war ein bewaffneter Begleiter dabei, der sich als widerstandsfähiger erwiesen hat als erwartet. Aber der Junge ist ohnehin kein Ketzer. Er wird keinen Ärger mehr machen.«
    »Ist er nicht das Schätzchen von Meister Rosso?«, stichelte der Comte.

    Giustiniani sah, wie sich Guy wütend abwandte. Luca wusste gar nicht, wie viel Glück er bislang gehabt hatte.
    »Was wisst Ihr davon?«
    »Nehmt ihn Euch, wenn Ihr ihn haben wollt, und dann vernichtet ihn. Solange Seine Majestät lebt, stehen die Italiener unter königlichem Schutz, aber dieser Junge hasst Euch! Damit ist er eine Gefahr. Herrje, Guy, es ist doch ein Leichtes, im richtigen Augenblick einen Dolch platzieren oder ein Glas Wein reichen zu lassen, das unverträglich ist …«
    Guy sagte nichts, und Giustiniani befürchtete, dass der Sekretär des Kardinals Luca mehr begehrte, als er zugeben würde.
    »Ihr habt doch kein Mitleid mit dem Jungen? Nun, ich erwarte klare Verhältnisse, sonst nehme ich die Angelegenheit selbst in die Hand.«
    »Nein! Der Hof wird im August wieder in Fontainebleau sein. Dann regle ich alles. Und Ihr könnt schon eine violette Robe in Auftrag geben.« Die beiden Männer umarmten sich und klopften sich auf die Schulter.
    Giustiniani sackte rückwärts auf die Steine. Welch ein teuflisches Duo! Er musste Luca warnen! Selbst nach dem Tod seines Bruders würde Luca nach Fon tainebleau zurückkehren, denn er verehrte und liebte Meister Rosso und die Kunst. Eine Nachricht musste Rosso erreichen, bevor Guy de Mallêt seine perfiden Absichten in die Tat umsetzen konnte. Gleich morgen würde er eine Nachricht nach Fontainebleau abschicken.

XXXVII
    Schatten über Fontainebleau
    Nie war vordem eine der latinischen Hamadryaden
Emsiger, als Pomona,
in blühender Gärten Bestellung,
Nie geschäftiger eine für saftige
Früchte des Baumes.
Davon ward sie benannt .
    Ovid, Metamorphosen, XIV. Buch
     
     
    D er Pavillon der Pomona lag am äußersten Ende der von Mauern eingefassten Parkanlage. Das überdimensional hohe und spitze Dach, welches auf mit Kompositkapitellen versehenen Pfeilern ruhte, ragte in der Morgensonne empor. Dachfirst und Ecken wurden von aufgesetzten Kugeln betont. Die nach Süden und Osten gelegenen Seiten waren offen, während im Norden und Westen Mauern den Pavillon verschlossen. In unmittelbarer Nähe befand sich nicht nur die Quelle, sondern auch das westliche Ende des Schlossflügels, in dem eine Grotte angelegt werden sollte. Die dafür benötigten Sandsteinquader wurden

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