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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Marguerite, die Schwester des Königs, und Madame d’Étampes saßen mit den anderen Seigneurs an der Tafel und betrachteten ergriffen die Begegnung der beiden verfeindeten Männer. Während die Musiker eine Gavotte anstimmten, überreichte Franz dem Kaiser einen Goldring mit einem kostbaren Diamanten. Der Kaiser hob überrascht die Augenbrauen und las laut die eingravierte Inschrift vor: » Dilectionis testis et exemplum – meiner Zuneigung Zeuge und Beweis. Wundervoll! Ich danke Euch!«
    Anscheinend hatte der Habsburger mit einer derartig gefühlvollen Geste nicht gerechnet und nahm spontan die Kette vom Goldenen Vlies ab, um sie Franz umzuhängen. Verblüfft riss sich nun der französische König das Collier vom Orden des heiligen Michael vom Hals und legte es dem Kaiser um. Mit Tränen in den Augen umarmten und küssten sich die beiden Männer und tauschten Einladungen und Schmeicheleien aus, die kein Ende nehmen wollten.

    »Wertester Schwager, bald wird Fon tainebleau, das Juwel meiner Schlösser, fertig sein, und Ihr müsst dieses Kunstwerk mit Eurem Besuch krönen. Meister Rosso und Le Breton schaffen mit diesem Bauwerk Unvergleichliches! Vor allem die Galerie, die Rosso Fiorentinos Genius widerspiegelt, ist von noch nie dagewesener Originalität, ein französischitalienisches Arkadien!«, schwärmte Franz I. stolz von seinem Lieblingsschloss.
    Giustiniani schmunzelte, stellte er sich doch das Gesicht des humorlosen Karl vor, wie er durch die Galerie wandelte und von den Heldentaten seines Gastgebers in mythologischen Allegorien überhäuft würde.
    »Meine Güte, wollen sie vielleicht noch die Kronen austauschen?«, frotzelte Bardi.
    Giustiniani lachte verhalten. »Das würde zu erheblichen Spannungen führen. Seht nur die Berater auf beiden Seiten, wie sie jede Bewegung mit kritisch taxierenden Augen bewachen.«
    »Beim eisigen Blick von Kardinal Tournon fröstelt es mich jedes Mal, obwohl Montmorency sicher nicht besser ist, und der kaiserliche Großkanzler scheint mir auch kein Ausbund an Milde zu sein.« Bardi hielt einen Diener an und nahm sich einen Weinkelch vom Tablett. »Zumindest ist der Wein heute Abend ausgezeichnet.«
    Giustiniani winkte einem eleganten, gut aussehenden Mann. »Marquis, darf ich Euch etwas fragen?«
    Lucien de Saint-Flour, der Geliebte von Madame d’Étampes, lächelte und verneigte sich vor dem Botschafter und Onorato. »Ich habe Euch schon gesehen, aber leider den Namen vergessen. Verzeiht.«
    »Onorato Bardi, meines Zeichens Bankier aus Florenz«, erwiderte Onorato höflich.
    »Ah! Ohne Euch würden wir nur so halb so gut bei Hofe
leben, habe ich nicht recht?« Sein Lachen war ohne Falschheit.
    »Leider sind auch unsere Mittel nicht grenzenlos«, bedauerte Bardi und spielte auf die schlechte oder nicht vorhandene Zahlungsmoral Seiner Majestät an.
    »Aber heute könnt Ihr darüber hinwegsehen, werter Bardi, oder nicht? Schaut Euch die Majestäten an, wie sie schimmern und leuchten in ihren goldenen Roben und über den Frieden reden!« Der Marquis hatte gerötete Wangen und schien dem Wein schon kräftig zugesprochen zu haben.
    »Das, mein lieber Marquis, wäre meine Frage. Wird dieser Friede von Dauer sein? Ich bin Venezianer, wie Ihr wisst, und würde der Serenissima gerne die Botschaft überbringen, dass die Liga einen standhaften Verbündeten gewonnen hat.« Fragend sah der alt gewordene Botschafter den Marquis an, der durch seine Geliebte über alle Staatsgeheimnisse auf dem Laufenden war.
    »Wenn Ihr mich heute fragt, sage ich: Schaut Euch die beiden Männer an, die sich wie beste Freunde in den Armen liegen. Wer könnte an ihren friedvollen Absichten zweifeln?« Der Marquis trank einen Schluck und kostete das Bouquet des vollmundigen Roten. Er atmete tief durch und fügte dann hinzu: »Aber einem Herrscher ist es nur selten vergönnt zu menscheln, um es salopp zu formulieren. Frankreichs Beitritt zur Liga des Papstes hat Folgen, die auf der Hand liegen. Erstens hat Seine Majestät Heinrich VIII. verprellt, der einen so wankelmütigen Verbündeten nicht länger braucht. Zweitens ist der Sultan nun zu Recht aufs Tiefste beleidigt. Ich bin zwar kein Freund der Osmanen, aber Suleiman hätte Franz unterstützt und ist beziehungsweise war ein loyaler Bündnispartner. Habt Ihr bemerkt, dass nur noch ein Vertreter des Sultans hier ist?«
    Giustiniani und Onorato Bardi suchten in der Menge der
festlich gekleideten Höflinge nach den osmanischen Vertretern. Tatsächlich stand

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