Die Malerin von Fontainebleau
gemauertes Gebäude mit zwei Stockwerken. In der großen Gaststube brannte ein wärmendes Feuer im mannshohen Kamin, und alles wirkte recht sauber. Monsignores Träger brachten das Gepäck herein, und Luisa stellte das Bücherbündel dazu, das sie vorher mit Peter gegen seine Violine getauscht hatte. Rutilio bestellte für sich und seinen Herrn Abendessen und Nachtquartier, doch Luisa schien er völlig vergessen zu haben. Vorsichtig zupfte sie ihn am Mantel. »Was ist mit meinem Lohn?«
»Ach, das Malerbüblein. Wirst dich wohl noch gedulden
müssen. Eh, Wirt, bring uns einen guten Tropfen und lass das Zimmer säubern. Der Monsignore will sich nicht von Wanzen beißen lassen!« Rutilio nahm den nassen Mantel von den Schultern und ließ sie stehen.
Enttäuscht lehnte Luisa an einem Pfeiler und beobachtete, wie der Wirt ein fettiges Stück Schweinebraten auf einen Teller legte. Das Wasser lief ihr im Mund zusammen, aber sie würde sich mit einem Teller Suppe bescheiden müssen. Von dem Viertelscudo hätte sie sich eine anständige Mahlzeit gegönnt, aber der Monsignore schien seine Versprechen nicht einhalten zu wollen.
»Habt Ihr einen Eintopf? Und was kostet eine Kammer für heute Nacht?«, wandte sie sich an den rotgesichtigen Wirt, der zwei Mägde losscheuchte, die neuen Gäste zu bedienen.
Mit dem Handrücken wischte er sich die Nase, packte eine Scheibe Roggenbrot mit auf den Teller und goss von der öligen Bratensoße dazu. »Milla, poussier nicht mit den Kerlen herum! Komm her und bring das dem Monsignore!« Er stellte einen Krug Wein und zwei Becher daneben und blinzelte Luisa aus verquollenen Augen an. »Eine Schüssel Linseneintopf, einen Becher Bier und ein Platz in einer Kammer mit den Trägern macht einen halben Scudo.«
»Nein, ich will eine Kammer für mich allein«, beharrte Luisa.
Die verquollenen Augen wurden kleiner und musterten sie skeptisch. »Hast du zwei Scudi?«
Luisa schlug die Augen nieder.
»Habe ich mir gedacht. Setz dich da rüber zu den anderen. Die Suppe bringt Milla dir.«
Suchend glitten ihre Augen über die Anwesenden. Katz und sein Begleiter saßen allein in einer Ecke, Sampieris Träger hatten sich zu sechs Männern gesetzt, die ebenfalls Einheimische zu sein schienen und wohl zu fünf orientalisch
aussehenden Männern gehörten, die an einem Tisch neben dem Monsignore saßen. Interessiert musterte Luisa die Fremden und kam zu dem Schluss, dass es sich um muselmanische Botschafter oder Kaufleute handeln könnte. Aber wo waren die Lavbruchs? Da schwang die Eingangstür auf und ließ die drei Brüder mit einem Schwall kalter Luft herein. Fast erleichtert machte Luisa einen Schritt auf die Straßburger zu, denen sie mehr Vertrauen entgegenbrachte als irgendjemandem sonst in der Gaststube.
Peter grinste. »Was ist das für eine trübe Gesellschaft hier!« Als hätten seine Brüder auf diese Worte gewartet, holten sie sofort ihre Instrumente hervor.
»Jetzt verdienen wir uns unser Abendessen und das Quartier. Pass nur auf, Luca!« Peter klemmte sich seine Violine unter den Arm, ging zum Wirt, wechselte kurz einige Worte mit ihm und kam mit zufriedener Miene zurück.
Staunend schaute Luisa den großen Männern beim Stimmen der filigran wirkenden Instrumente zu. Sie hatte schon oft Musiker auf den Märkten gesehen, aber diese Violinen waren etwas anderes als die größeren Lauten oder Knieschrammeln. Mit sicheren Bewegungen legten Josef und Thomas die flachen Klangkörper auf die Schulter unter das Kinn und entlockten ihren Instrumenten erste zarte Töne mit Hilfe der mit Pferdehaaren bespannten Bögen.
Peter zupfte prüfend an seiner Violine, doch bevor er ebenfalls zu spielen begann, zog er Luisa den Hut vom Kopf und drückte ihn ihr in die Hand. »Nach dem ersten Stück gehst du herum und sammelst für uns.«
Ängstlich strich sich Luisa über die zerwühlten Haare und wollte den Hut wieder aufsetzen. »Nein, nein, das geht nicht.«
»Luca«, sagte Peter eindringlich. »Ich sehe keinen Grund, der dagegen spricht.« Er sprach die Worte leise, aber mit großem
Nachdruck aus, als wolle er sie beruhigen. Seine Brüder spielten ein bekanntes toskanisches Volkslied und tippten den Takt mit der Fußspitze. Peter hob den Bogen und fiel in die heitere Melodie ein. Es dauerte nur wenige Takte, bis der Geräuschpegel in der Gaststube merklich leiser wurde und die Gäste der Musik lauschten.
Die Gebrüder Lavbruch waren ein eingespieltes Trio, und nach dem ersten Lied nahm Luisa
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