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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Fabelhaft! Bravissimo! Ein Stück Italien in Frankreich! Wir haben die größten Künstler, daran besteht kein Zweifel! Oder hat Frankreich einen Michelangelo, einen Tizian oder einen Rosso? Nein!«
    Armido neigte den Kopf. »Dank Euch, werter Signore. Aber sagt mir, was gibt es Neues aus der Heimat?«
    »Ah, die Muselmanen bedrängen weiter Ungarn und die östlichen Grenzen des Habsburger Reiches. Barbarossa beherrscht das Mittelmeer, ein beschämender Zustand. Aber das Schlimmste ist, dass Seine Majestät einen Pakt mit Suleiman
geschlossen hat.« Marino strich sich mit der behandschuhten Hand über den Bart. »Sehr dumm war das, sehr dumm …«
    »War das nicht schon im letzten Jahr?« Armido hatte davon gehört, und das Entsetzen über Franz’ Annäherung an Suleiman war überall groß.
    »Ein furchtbares Jahr für Seine Majestät. Der Tod des Dauphins und die Frage, ob er durch eine von Karl angezettelte Verschwörung vergiftet wurde. Als ob die Gefangenschaft nach Pavia nicht genug Schmach gewesen wäre. Nur Rache und sein Wunsch, Karl endlich zu besiegen oder zumindest zu übertrumpfen, haben Franz in Suleimans Arme getrieben. Für den einen Moment des Triumphs über Karl würde Seine Majestät alles tun!« Marino blickte sich schnell um, doch nur zwei Hundeführer standen in der Nähe. »Die Rückeroberung Mailands ist immer noch sein größter Wunsch. Durch den Pakt mit Suleiman hofft er, Karl in die Enge zu treiben, so dass dieser nachgeben und ihm seine geliebte Stadt zurückgeben muss.«
    »Aber was hat er Suleiman versprochen?« Armido konnte sich nicht vorstellen, dass der Herrscher des muselmanischen Reiches Franz aus Nächstenliebe zu Hilfe eilen würde.
    Aufmerksam hörte Luisa zu, um die politischen Zusammenhänge verstehen zu lernen. Und der Botschafter wusste, wovon er sprach.
    »Versprochen hat er dem Sultan eine ganze Menge, nämlich, dass er in diesem Frühjahr in die Lombardei einfallen werde. Das aber hat Franz, wie wir alle wissen, nicht getan. Stattdessen haben Seine Majestät die nördlichen Grenzen belagert und Karls Schwester Maria, die seit sechs Jahren die Niederlande regiert, derartig mit seinem Aufmarsch erschreckt, dass sie zu einem Waffenstillstand bereit war. Danach
haben sie im Südosten weitergekämpft, und es ging wieder um Piemont, Savoyen und Mailand. Aber Suleiman wartet, o ja, der große Herrscher des Osmanischen Reiches ist geduldig. Er hat nicht umsonst eine so gewaltige Expedition ausgestattet.«
    Die Vorstellung von Tausenden bis an die Zähne bewaffneten Muselmanen, die in Ungarn und am Mittelmeer nur darauf warteten, Europa zu überrollen, war beängstigend. Luisa dachte an die Botschafter des Sultans, die sie auf ihrer Reise im Gasthaus getroffen hatte, und sie erinnerte sich mit Wehmut an die Gebrüder Lavbruch, denen sie viel verdankte. Die Jagdhörner bliesen ein Stakkato, und sofort horchten die Hunde auf. Auch die Pferde kannten die Hörner und scharrten unruhig mit den Hufen.
    Marino Giustiniani seufzte. »Reiten, Jagen, immer unterwegs … Ich habe es satt, aber das ist das Los eines Botschafters. Ich weiß, dass Franz alles Mögliche versucht, uns loszuwerden, aber man erwartet von mir, dass ich ihm auf den Fersen bleibe und die diplomatischen Beziehungen verbessere.« Er gab seinem Pferd die Sporen und trieb es hinter der bereits davonpreschenden Gruppe her, zu der auch der König gehörte.
    Luisa und Armido hatten Mühe, dem wesentlich älteren, aber erfahrenen Mann zu folgen. Sie brauchten ihre ganze Konzentration, um entgegenschlagenden Zweigen auszuweichen, sich unter Ästen zu ducken oder über kleinere Hindernisse zu springen. Die Hatz trieb sie tief in den Wald, und Luisa hielt sich, wie Armido ihr geraten hatte, krampfhaft an der Mähne ihres Pferdes fest, als sie zu galoppieren begannen. Endlich erklangen Jagdhörner, und die Reiter sammelten sich auf einer kleinen Lichtung.
    Rosso war neben dem König, gefolgt von Jean de Mallêt, der sich elegant auf seinem Vollblut hielt, eine Hand lässig
an seinem Jagdschwert. Er schien sich ganz auf den Jagdmeister zu konzentrieren, der laut erklärte, dass sich das Bett des Hirsches in jenem Gehölz befand.
    »Was ist das, sein Bett?«, fragte sie Armido.
    »Der Schlafplatz. Siehst du den anderen Jäger dort vorn, der den Hund am Seil führt? Das ist der Leithund, der die Witterung des Hirsches aufgenommen hat. Sie warten, was der Jagdmeister sagt. Schau!«
    Mit dem Gesicht legte sich der Jäger auf das

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