Die Malerin von Fontainebleau
Schlag beantwortet, doch sich auf einen Zweikampf mit Mallêt einzulassen wäre töricht, denn der Franzose hatte Erfahrung im Duellieren, und wie seine Präsenz belegte, war er immer als Sieger aus den Kämpfen hervorgegangen.
»Das Zölibat?« Armido spuckte aus. »Komm, Luca, wir wollen sehen, wie Seine Majestät den Hirsch erlegt. Signor Giustiniani!« Ins Italienische fallend wandte Armido sich ab. Marino Giustiniani und Luisa ließen ihre Tiere in Trab fallen und folgten dem Leitbruch, den von den Jägern abgebrochenen Zweigen, in den Wald.
Nach einer Weile lichtete sich der Baumbestand, und sie trafen auf einen Bach, an dem die von König Franz angeführte Jagdgesellschaft entlangritt. Die Hunde jaulten und bellten jetzt in höchster Erregung, und zum ersten Mal in ihrem Leben hörte Luisa den verzweifelten Schrei eines gestellten Hirsches. Das Brüllen ging ihr durch Mark und Knochen, aber sie durfte keine Schwäche zeigen und umklammerte die Zügel und den Sattelknauf. Der Hirsch war am Ende seiner Kräfte, und auf einer Lichtung am Ufer des Baches fanden sie ihn, wie er mit seinem prächtigen Geweih nach den angreifenden Hunden schlug. Doch der Übermacht konnte er nicht länger standhalten, seine Flanken zeigten blutige Bisswunden, sein Atem ging keuchend. Mit letzter Anstrengung hob er die Hufe und trommelte zwei Hunde nieder, die winselnd davonkrochen.
»Jetzt, Majestät!«, schrie der Jagdmeister.
König Franz hatte die Armbrust bereits angelegt und zielte, bevor er den Pfeil davonschnellen ließ. Die Metallspitze drang dem Hirsch direkt in die Brust. Das mächtige Tier hielt in seiner Bewegung inne, blickte mit gebrochenem Auge sekundenlang seine Angreifer an, bevor es langsam zu Boden ging. Die Hunde wurden von den Jägern zurückgehalten, denn noch hob und senkte sich der Brustkorb des Hirsches, und sein Atem ging schwer und röchelnd.
»Mach dem ein Ende«, murmelte Luisa. Ihre Hände waren schweißnass, und ihr war schlecht. Das hier war kein gerechter Kampf, kein ehrenvolles Sterben dieser schönen
und edlen Kreatur. Von Anfang an hatte der Hirsch keine Aussicht auf Entkommen gehabt.
Der König winkte dem Jagdmeister, der darauf gewartet zu haben schien, denn sofort zog er ein langes Messer und stieß es dem Hirsch zwischen die Rippen. Ein Zittern durchlief den Körper des Tieres, und endlich war es von seinen Qualen erlöst. Die Jagdhörner bliesen »Hirsch tot«.
»Mutter Gottes«, entfuhr es Luisa.
Armido warf ihr einen strafenden Blick zu. »Reiß dich zusammen! Jetzt wird der Hirsch zerwirkt, und dann kommt die Curée.«
»Die Curée?«
»Das wird eine Weile dauern. Steigen wir ab.« Armido nahm die Zügel von Luisas Pferd. »Geh zum Bach und trink etwas. Halt dich endlich wie ein Mann, Luca, so blass wie du aussiehst, könnte man denken, du hast das zarte Gemüt einer Dame!«
»Ihr seid sehr hart mit Eurem Bruder, Paserini.« Meister Rosso trat zu ihnen, sein Pferd ebenfalls am Zügel führend. Er atmete tief durch. »Herrliche Luft! Eh, Giustiniani, immer wachsam?«
Marino Giustiniani rang sich ein Lächeln ab. »Mein Schicksal, maestro , das ist mein Schicksal. Ich wünschte, ich hätte Euer Talent und dürfte in Ruhe meinen Ideen nachgehen und zeichnen.«
»So ruhig geht es in meinem Leben auch nicht zu. Denkt nur an den Maskenball im Louvre diese Woche. Die Ausrichtung ist mir zugefallen, eine Aufgabe, um die ich mich wahrlich nicht bemüht habe … Ah, mein junger Freund!« Rosso sah Luisa wohlwollend entgegen.
Sie wischte sich den Mund. Das kalte Wasser hatte sie belebt und ihren Magen beruhigt. »Meister Rosso!« Er schien sich durch Kälte, das Reiten und die Jagd nicht beeindrucken
zu lassen, seine Kleidung war makellos und seine Haltung entspannt. Sie sah, wie dem Hirsch der Kopf abgetrennt wurde, und musste sich abwenden.
»Mir scheint, Ihr habt den Magen eines Mädchens!«, lachte Rosso, was Armidos Miene nur noch mehr verdüsterte.
Doch Rosso Fiorentino hatte Mitleid mit dem jungen Künstler. »Der Hirsch ist ein edles Tier, und er hatte einen ehrenvollen und schnellen Tod. Alles wird verwertet. Man nennt es aus der Decke schlagen, was die Jäger jetzt tun. Nur vom Kopf trennt man das Fell nicht ab, denn das ist die Trophäe. Ich persönlich bevorzuge jedoch die Schwarzwildjagd. Ein Eber ist eine echte Herausforderung, und ihm allein mit dem Schwert gegenüberzutreten erfordert Mut und Geschicklichkeit. Unser König verfügt über beides.«
Sie beobachteten, wie
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